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The Star Wars – Die Urfassung: Interview mit Mike Mayhew

Letzten Herbst erschien bei Panini die deutsche Ausgabe von The Star Wars – Die Urfassung. Dieser Comic basiert auf den ersten Drehbuchentwürfen, die George Lucas 1974 für seine Weltraumsaga geschrieben hatte. Diese erste Fassung unterschied sich in den Details noch sehr stark von dem, was schließlich 1977 als Krieg der Sterne ins Kino kam. Der Verlag Dark Horse machte nun aus dieser ursprünglichen Version eine Comic-Miniserie, geschrieben von Jonathan W. Rinzler und gezeichnet von Mike Mayhew. Stefan Svik sprach mit dem in Kalifornien lebenden Zeichner über die ungewöhnliche Star Wars-Variante und seine Arbeit daran.

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© Panini Comics

© Panini Comics

Comicgate: Hallo Mike, herzlichen Glückwunsch zu The Star Wars! Für mich ist das einer der faszinierendsten Star Wars-Comics, die es bislang gibt. Und er sieht wirklich wunderschön aus! Vielleicht ist es einer der untypischsten Star Wars-Comics, den es gibt. Was bedeutet Dir Star Wars ? Bist Du mit dem Erweiterten Universum vertraut oder kennst Du hauptsächlich die Kinofilme?

Mike Mayhew: Ich war sieben Jahre alt, als Star Wars in die Kinos kam. (1977,Anm. d. Interviewers) und ich hatte schon viel darüber gehört, denn ich war ein Sci-Fi und Horror-Süchtiger. Als ich den Film dann sah, entfachte das meine Begeisterung erst so richtig und sorgte wahrscheinlich dafür, dass ich unbedingt Geschichtenerzähler werden wollte. Ich weiß nicht sehr viel über Star Wars, das über die ersten drei Kinofilme hinausreicht. Ich bin auch nur ein echter Fan der ersten beiden Teile (Krieg der Sterne: Eine neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück, Anm. d. Interviewers).

Wie verlief die Zusammenarbeit mit Autor  J. W. Rinzler, gab es viele Einschränkungen seitens Lucasfilm und Dark Horse oder konntest du größtenteils selbst entscheiden, wie du den Comic gestalten wolltest?

Die gemeinsame Arbeit mit Jonathan war eine der besten, die ich je hatte! Er war extrem kenntnisreich, schließlich hatte er gemeinsam mit George Lucas das Buch The Making of Star Wars geschrieben. Nach einer ersten Eingewöhnungsphase waren wir rasch auf einer Wellenlänge und entwickelten mit Leidenschaft und Freude das Aussehen dieser Welt. Entweder war Lucasfilm leicht zufriedenzustellen oder aber ich bin außerordentlich talentiert, denn es gab nur wenige Einwände gegenüber meinen Designs!

Character Designs für The Star Wars, © Mike Mayhew

Character Designs für The Star Wars, © Mike Mayhew

The Star Wars basiert auf Designs von Ralph McQuarrie, Colin Cantwell und anderen Künstlern. Allerdings hast Du eine große Anzahl von in der Welt von Star Wars noch nie zuvor gesehenen Dingen entworfen. Welche davon haben Dir am meisten Spaß gemacht und welche waren besonders schwierig umzusetzen?  

Am meisten Spaß hatte ich am Neu-Interpretieren der bekannten Figuren wie Leia, Luke, Han Solo, etc., denn diese Konzepte waren so völlig anders als bisher gewohnt.  Am schwierigsten war der Grad der Veränderung, den ich mit den Wookies erreichen wollte. Ich wollte eigentlich eine komplexe Kultur einer gesamten Spezies darstellen, aber die Zeit wurde gegen Ende immer knapper und so musste ich mich etwas beschränken. Es gab ohnehin wenig Raum, um die Bilder noch mehr auszuschmücken. 

Character Designs für The Star Wars, © Mike Mayhew

Character Designs für The Star Wars, © Mike Mayhew

In Heft 0 der US-Hefte von The Star Wars (und im deutschen Sammelband von Panini Comics) findet sich eine kleine Auswahl von Skizzen und Zeichnungen, die Du und das Team für die Comic-Serie gezeichnet habt. Wie viel mehr an unveröffentlichten Bildern gibt es noch?

Nicht sehr viele mehr. Es gibt nur wenige Zeichnungen, die es nicht in den fertigen Comic geschafft haben. Aufgrund der Zeitknappheit und weil ich viel 3D-Software verwende, um meine Comicseiten zu entwerfen, wurden oft 3D-Render von 3D-Modellen verwendet, um die Freigabe für die Entwürfe zu erhalten. Viele davon sind nicht in der Ausgabe 0, im Wesentlichen deshalb, weil die Redaktion bei Dark Horse nahm, was sie hatte und nicht wollte, dass ich meine Zeit auf noch mehr Bonusmaterial verwende, anstatt die Comicseiten zu liefern, die ich fertigstellen musste.

C3-PO sieht in dieser Version aus wie die Roboterfrau aus Fritz Langs Film Metropolis, vieles erinnert mich an eine Art Flash GordonScience-Fiction. Endor wirkt wie Vietnam, das Imperium sieht aus wie eine Mischung aus Japan und Deutschland in der Zeit von 1930 bis 1945. Musstest du also für die Vorbereitung auf The Star Wars auch Filmmaterial aus Nazi-Deutschland sichten?

Ich würde sagen, dass ich das nicht recherchieren musste, da mir Star Wars bereits als Kind den Anstoß gab, mich für alles zu interessieren, was die Filme beeinflusst hatte. Ich bin ein eifriger Schüler, was Kultur und Geschichte anbelangt. Und ich wurde ein Fan von Sachen wie Flash Gordon, nachdem ich siedurch Star Wars kennengelernt hatte. Ich bin mir dessen bewusst und kenne all die Legenden, die sich seit Jahrzehnten darum gesponnen haben, was Georges Beweggründe und Einflüsse für Star Wars gewesen sein sollen, deshalb betrachte ich es als nebensächlich, sie selbst zu analysieren.

Wie zeichnest du, komplett digital?

Nein, mein Schwarz-Weiß-Artwork für die Seiten ist handgezeichnet, mit Stift und Tinte. Die unglaublichen Farben von Rain Beredo sind digital. Ich verwende viel 3D-Model-Software und Fotos, die ich von den Modellen aufnehme, um mich bei meinen Bildern zu unterstützen.

Du hast viele Cover gezeichnet. War das Zeichnen von Comicseiten etwas ganz anderes als das Entwerfen eines Titelbildes?

Für diese Serie habe ich keines der Cover gezeichnet. Ich kam spät dazu und es blieb keine Zeit mehr dafür, wenn die Hefte pünktlich erscheinen sollten. Die Cover wurden von Nick Runge ganz wunderbar umgesetzt.

Dein Han Solo sieht sehr nach Swamp Thing aus, war das beabsichtigt?

Anscheinend war das ein früher Einfluss auf das Aussehen von Han Solo, wie er im ersten Drehbuchentwurf von 1974 stand. Also dachte ich, dass es zu cool wäre, um es nicht zu verwenden! 

Gibt es eine reelle Chance darauf, dass wir die im Comic angekündigte Fortsetzung von The Star Wars namens Die Opuchi Saga als Comic zu sehen bekommen? Oder war das nur eine Art Gag? War das schon im ursprünglichen Drehbuchentwurf von George Lucas enthalten? Handelt es sich dabei gar um den ersten Titel von Das Imperium schlägt zurück ? 

Das stand nicht in Georges Drehbuch, sondern es war eine Erfindung von Autor Jonathan Rinzler. Ich finde, das entspricht dem Eindruck der Fortsetzungsepisoden, den der erste Film hatte, aber es wird uns aus vielerlei Gründen nicht möglich sein, diese Geschichte umzusetzen.

© Lucasfilm/Dark Horse

© Lucasfilm/Dark Horse

War es schwierig, Technik wie Lichtschwerter, Blaster und Raumschiffe in The Star Wars zu integrieren und glaubwürdig wirken zu lassen? Ich finde, dass der Comic viel mehr nach Fantasy und einem Märchen aussieht als die ursprüngliche Star Wars-Trilogie.

Bei den Schiffen und Gefährten habe ich mich auf 3D-Modelle verlassen, hauptsächlich um die Technik Panel für Panel konsistent zu behalten. Ich habe versucht, den Dingen ein eleganteres Flair wie in Alex Raymonds Flash Gordon oder Moebius‘ Sci-Fi-Kunst zu verleihen, statt den „gebrauchten“ Look zu verwenden, der Star Wars so etwas Einzigartiges unter den Sci-Fi-Filmen verleiht.

Hast Du mit George Lucas gesprochen, und wenn ja, worüber? Tatsächlich sieht ja der ganze Comic wie eine riesige Hommage an Herrn Lucas aus, finde ich.  

Ich wünschte, ich hätte mit ihm sprechen können. George sollte ursprünglich mehr an dem Projekt beteiligt sein, aber dann kam der Zeitpunkt, an dem er sich von allen Star Wars-Projekten zurückzog (Anm. d. Interviewers: Lucas hat sein Unternehmen Lucasfilm an Disney verkauft, so kam etwa auch das Aus für Videospiele, die eigentlich noch erscheinen sollten.). Angeblich hat Jonathan Rinzler alle Zeichnungen an Lucas weitergeleitet und dessen Nicht-Antwort wurde als Zustimmung gedeutet.

Star Wars-Fans sind sehr engagiert: Werden sie Actionfiguren, Videospiele, TV-Serien und ein großes Making-of-Buch basierend auf Deinem Artwork für The Star Wars bekommen?

Das wäre super!  Tatsächlich hat GENERAL LUKE SKYWALKER einen kurzen Gastauftritt in Star Wars: Rebels. Das kann man sich online ansehen. Und, ich würde behaupten, dass einige Aspekte des Comics in  Episode VII (der neue Kinofilm, der im Winter 2015 ins Kino kommt, Anm. des Interviewers) auftauchen. Luke zum Beispiel sieht GENERAL LUKE SKYWALKER sehr ähnlich. 

© Lucasfilm/Dark Horse

© Lucasfilm/Dark Horse

Planst Du nach Deutschland zu kommen, damit diejenigen, die The Star Wars mochten, eine Gelegenheit erhalten, einen Annikin, Kane Starkiller und so weiter von Dir gezeichnet zu bekommen?

Das würde ich sehr gerne! Ich war schon mal Gast auf der Spielzeugmesse in Essen vor einigen Jahren und ich würde liebend gern zurückkehren. 

Warst Du am neuen Kinofilm Star Wars: The Force Awakens beteiligt? Wurdest Du zu den Dreharbeiten eingeladen?

Nee. 

Letzte Frage: Du hast viele Marvel Comics gezeichnet. Die Star Wars-Comiclizenz wechselt nun von Dark Horse zurück zu Marvel, bedeutet das neue Berufsperspektiven für Dich?

Bisher habe ich noch nichts von ihnen gehört, aber ich wäre sehr erfreut darüber.

Vielen Dank für das Gespräch. Möge die Macht der anderen mit Dir sein! :-)

Danke fürs Kontaktieren! Ihr könnt mir auf Twitter, Tumblr und Facebook folgen, dort gibt es täglich neue Bilder von mir. Und in den nächsten Wochen könnt Ihr erleben, wie ich im großen Stil zu den Sci-Fi Comics zurückkehren werde.

LINK ZUM THEMA:
Bei Schnittberichte gibt es einen ausführlichen Überblick über die Entstehungsgeschichte von Star Wars, die verschiedenen Drehbuchentwürfe und die dazugehörigen Konzeptzeichnungen.

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