In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Worauf kommt es bei guter Pornografie an? Was für eine Frage! Auf die guten Texte natürlich. Deswegen ist Internet-Pornografie ja so mies – und Gilbert Hernandez‘ Birdland so gut. Dass Hernandez interessante Frauen zeichnen kann, weiß man ja schon aus seinen Love and Rockets-Geschichten, in Birdland geht er aber wirklich ungehemmt seiner Leidenschaft für kurvige Frauen nach. Birdland ist aber nicht nur derb pornografisch, sondern auch sehr vergnüglich zu lesen. Das haben auch die deutschen Herausgeber vom ComicPress-Verlag erkannt, die das ganze 1994 (!) sehr inspiriert ins Deutsche übertragen haben. Nicht nur das Lispeln der nymphomanen Psychologin Fritz ist charmant geschrieben, auch die anderen Figuren sind so witzig und schräg, dass man Birdland zu Recht auch als Komödie bezeichnen kann – nicht jugendfrei wohlgemerkt, aber auch nicht grob verstörend. „Und jetzt, Baby, verarbeite ich dich zu Hamburger … Uff! Keuch, aah!“ – „Fiep!“ Das wird auch nach hundert Mal lesen nicht langweilig.

© ComicPress Verlag, Gilbert Hernandez

Andi: Wenn mir demnächst mal wieder jemand erzählt, dass Deutsche einfach keine coolen Filme hinbekommen und der- oder diejenige Sebastian Schippers Victoria nicht gesehen hat, beende ich im Handumdrehen das Gespräch. Der in einer einzigen Kameraeinstellung (das heißt: ohne jeden Schnitt!) am Stück gedrehte Film um eine junge Spanierin und ihre verhängnisvolle Bekanntschaft mit vier jungen Berlinern in der nächtlichen Hauptstadt rockt – sowohl als grandios geglücktes Experiment als auch als hyperrealistisch-mitreißende Erzählung.

Daniel: Gute Nacht, Inio Asano! Mit freundlicher Unterstützung der Stadtbibliothek München lese ich mich gerade durch die Werke des Mangaka und erfreue mich an Themen, die mich auch mit meinen 36 Jahren noch immer beschäftigen: Das Leben, die Liebe und der ganze Rest. Nachdem meine Lektüre von Sun Village und What a Wonderful World! schon mehrere Jahre her ist, hatte ich vergessen, wie bewegend seine Geschichten sind. Solanin hat mir diese Tatsache sehr emotional ins Gedächtnis gerufen. Derzeit bin ich bei Band 6 von Gute Nacht, Punpun! und bin einfach nur begeistert – mit jedem Band ein bisschen mehr. Ich lese eine Coming-of-Age-Geschichte voll von kindlicher Romantik und pubertärer Gedanken. Eine Seite später versetzt mir Asano mit einem Fall von häuslicher Gewalt einen Schlag in die Magengrube, der schmerzhafter nicht sein könnte.

@ Tokyopop, Inio Asano

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