Aktuelles
Schreibe einen Kommentar

Währenddessen… (KW 51)

Währenddessen: Niklas begibt sich ins Römische Reich, Christian taucht ein in die deutsche Comic-Ursuppe von 1953.

Niklas: Die Bescherung ist vorbei und es wird Zeit, neues Spielzeug auszuprobieren. In meinem Fall war das A Legionary‘s Life, ein Rollenspiel, in dem ich die Karriere eines römischen Legionärs in den frühen Tagen der Republik verfolge. Ich muss gegen die Karthager und Makedonen in den Krieg ziehen und wenn alles gut geht, werde ich sogar befördert. Das heißt, sollte ich die Gefechte gegen den Feind überleben.

Denn am Anfang kann mein Legionär nichts. Also muss ich ihn trainieren. Dazu muss nicht nur der Körper gestählt, sondern auch der Umgang mit Speer und Schwert geübt werden. Am Anfang geht das noch gut allein, aber irgendwann habe ich mein Limit erreicht und dann geht es nur weiter, wenn ich mich mit dem Rest der Legion gut stelle. Das kann ich, indem ich mit ihnen Würfel spiele oder mich im Kampf beweise. Leider folgt das Spiel nicht der Regel, dass ich zuerst mit schwachen Gegnern anfange, sondern entscheidet lieber per Zufall, wer sich mir entgegenstellt. Wenn ich Glück habe, reichen meine Fähigkeiten aus und ich habe die richtige Ausrüstung zur Hand. Wenn nicht, sterbe ich, kriege ein paar Bonuspunkte und fange noch mal von vorne an. Damit wird A Legionary‘s Life etwas einfacher, aber der Tod ist weiterhin mein stetiger Begleiter.

Wenn ich mein Leben nicht auf dem Schlachtfeld riskiere, verbringe ich meine Zeit im Feldlager, wo ich trainiere, den Göttern opfere, Wache schiebe oder mir mit Spielen zusätzlichen Sold dazu verdiene. Ab und an gibt es ein Zufallsergebnis, indem ich etwa auf zusätzliche Gegenstände stoße oder an Wettbewerben teilnehme. Wenn ich einen Rang aufsteige, nehmen auch meine Pflichten zu, wie zum Beispiel das Auffinden von Nahrung oder die Beseitigung von Banditen.

Das alles präsentiert A Legionary’s Life in Textform. Wer nicht gerne liest, wird keinen Spaß an diesem Spiel haben. Es gibt keine Videosequenzen, in denen ich meinen Triumph auskoste und auch keine Animationen während der Kämpfe. Das Drama findet nur in Schriftform statt. Immerhin sind die Texte gut geschrieben.

Bisher habe ich nur eine Partie überlebt. Die Karriere meines Legionärs endete im untersten Offiziersrang, was ihm nach all der Prügel nur recht war. Ich möchte aber unbedingt wissen, wie viel komplexer das Gameplay wird, sollte ich den Rang eines Optios oder sogar eines Zenturios erreichen. Die Achievements versprechen zumindest ein Ende, in dem ich als Konsul an der Spitze des römischen Staates stehen könnte.

A Legionary‘s Life ist bis zum fünften Januar für wenig Geld auf Steam zu kaufen. Ich werde auf jeden Fall versuchen, es mal bis zum Ende durchzuhalten. Nach hundert Toden habe ich bestimmt genug Bonuspunkte angesammelt, um meinen Legionär zum Konsul zu machen.

Trailer: https://store.steampowered.com/app/1058430/A_Legionarys_Life/

Alrun soll als Hexe verbrannt werden. (Sigurd 24, Walter-Lehning-Verlag)

Christian:  Da war doch noch was. 324 SigurdPiccolos und 257 Großbände wollen diesen Winter noch gelesen werden, also nichts wie ran. Gerade die Lektüre der frühen Hefte von 1953 gestaltet sich aber als zäher als gedacht. Hansrudi Wäschers Erzähler-Skills erschöpften sich halt damals in Cliffhangern wie diesen, in dem der Böse sein Messer hebt, um seinen Freund Bodo zu töten und das Heft schließt mit der spannenden Frage, ob Sigurd seinen Freund noch retten kann. Ja. Doch. Im Folgeheft springt Sigurd beherzt genug, um dem Fielsling rechtzeitig in den Arm zu fallen.

Das ist einmal erträglich, in Serie aber alles andere als motivierend. Versetzen wir uns aber mal in die Stuation eines Pädagogen, der sorgenvoll wahrnehmen musste, wie die Kids diese Heftle im Smartphone-Format unter der Schulbank lesen, vielleicht gewinnen wir den Heften ja so etwas mehr Spannung ab. Sigurd gegen Drachen, Wölfe und Räuber wie in Heft 21 bis 23 wirken auf mich da nicht sonderlich besorgniserregend, da das Gute ja doch immer siegt. In Heft 23 wird es dann wenigstens ambivalent, wenn Sigurd durch Denunziation zum Tod am Galgen verurteilt wird. Rückt das vielleicht die Staatsgewalt in ein schlechtes Licht? Wer im Gefängnis landet, muss ja schließlich was ausgefressen haben, wo kämen wir sonst hin? Und dann ist da noch diese dralle Hexe, die so einigen Kids des 1953-er Jahrgangs schlaflose Nächte beschert haben könnte. In Heft 26 und 27 wird es dann nachgerade morbid, wenn ein verrückter Alchemist sein Monster ausschickt, um Bodo zu fangen, damit er ihm sein Herz rausschneiden kann. Das ist zwar relativ lausig in Szene gesetzt, aber doch so horrorig, dass die Episode im Walter-Lehning-Verlag kein zweites Mal nachgedruckt wurde.

Sehenswert, wie sich die Bildkompositionen des 1953-Streifenhefts vom Nachdruck sechs Jahre später im Hochformat unterscheidet.

Aber Ironie beiseite, die Folgegeschichte um die böse Herrscherin Hedda, die sich widerrechtlich ein Königreich aneignet und ihren Untertanen eine böse Religion aufzwingt, hat Atmosphäre und macht Spaß. Das liegt nicht nur an der Gemengelage, die ein Hauch von „A Witch Shall be Born“ durchweht, sondern auch daran, wie Meister Wäscher die heidnischen Rituale in schöner Stummfilmästhetik in Szene setzt. Das erinnert an geheime Kulte aus Flash Gordon- und Zorro-Serials, soviel Atmosphäre war bisher jedenfalls nicht. Höhepunkt der Story ist, dass Sigurd von einer großen Übermacht überwältigt wird und in Heddas Folterkeller landet, wo sich die falsche Königin aber bald in diesen superstarken, zähen Typen verliebt und ihn eigentlich gar nicht sterben sehen will. Jahre später hat Hansrudi Wäscher in einem Interview erzählt, dass diese Episode eine starke Resonanz unter seinen Lesern hervorrief. Ein Bub schrieb ihm, Sigurd solle so eine Furie doch heiraten. Aber nein: Stattdessen hat Sigurd Jahre später Uta von Hohenfeldt geheiratet (Piccolo 324) und doch gleich wieder verlassen (in der Fortsetzung in Großband 125). Uta war halt doch ein rechts Hascherl und einfach nicht auf Augenhöhe mit dem Helden. Vielleicht hätten doch Sigurd und Hedda …

Du und ich, Sigurd, könnten Seite an Seite …. (Sigurd 32, Walter-Lehning-Verlag)

Jetzt jedenfalls bin ich voll eingenommen von der Reihe und werde zügig weiterlesen.

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken dieses Formulars erklärst du dich mit unserer Datenschutzerklärung einverstanden.