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Währenddessen… (KW 51)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Ich kann den Weihnachtsmann nicht leiden. Nein, nicht Weihnachten, Weihnachten ist okay. Ich hab auch kein Problem mit den weihnachtlichen Widersprüchen: Warum das Christkind manchmal eine blonde junge Frau, dann wieder ein kleines Neugeborenes in der Krippe ist. Ich möchte auch gar kein Problem darin sehen, dass der Geist der Weihnacht im Kommerz verloren geht. Alles kein Problem für mich, das muss man flexibel sehen. Auch gegen Nikolaus und den Krampus hab ich nichts, nicht mal gegen den zwarten Piet (obwohl der zu Recht problematisch ist), und schon gar nicht gegen den Pelzmärtel – die sind mir alle recht. Aber den blöden Coca-Cola-Weihnachtsmann mit seinen Nordpolelfen, der mit Rentieren über den Himmel fegt, HoHoHo macht und über die Schornsteine kommt, den find ich einfach nur doof. Entsprechend habe ich mich lange gewehrt, als meine Frau unbedingt den neuen Weihnachtsfilm The Christmas Chronicles auf Netflix ansehen wollte. Aber sanfter Druck wirkt. Die 90 Minuten gehen auch rum, dachte ich …

… und ich will nicht mehr Christian heißen, wenn das nicht der lustigste Film war, den ich dieses Jahr gesehen habe. Natürlich feiert jeder Santa-Film aufs Neue den fast schon anachronistischen Kommerz des letzten Jahrhunderts, als ob man es nicht längst besser wüsste – und trotzdem erwischt der Film eiskalt das Kind in mir. Die Handlung beginnt recht realistisch mit zwei Kindern, die an Weihnachten von der Mutter alleigelassen werden, weil die auch an Weihnachten arbeiten muss, seit der Vater verstorben ist: Der Bruder aufsässig, pubertierend und an der Schwelle zum Kleinkriminellen, die Schwester kulleräugig süß und total aufgeweckt, immer damit beschäftigt, dem fiesen Bruder eins auszuwischen und zu verpetzen oder zu erpressen. Weil sie ihren Bruder dabei gefilmt hat, wie er mit Kumpels ein Auto knackt, nötigt sie ihn, Assistent zu sein beim Versuch, Santa mit dem Camcorder zu erwischen.

© Netflix

Der vergnügliche, aber durchaus harte Realismus der ersten 15 Minuten des Films verflüchtigt sich schnell, als tatsächlich Santa (Kurt Russel in der Rolle seines Lebens) auftaucht und die Kids sich in die Rentierkutsche schleichen. Erwartungsgemäß bricht schnell Chaos aus: Santa verliert die Kontrolle über den Schlitten und stürzt ab, und so müssen die Kids dem Weihnachtsmann (der nie HoHoHo sagt, weil er das doof findet) helfen, die Rentiere wieder einzusammeln. Nur dumm, dass ihnen auch die Polizei auf den Fersen ist und Santa bald im Gefängnis landet. Gut allerdings, dass man über den Geschenksack ein direktes Portal zu den Nordpolelfen hat. Das ist natürlich übelster Kinderkram, aber sowas von einnehmend gemacht, dass ich schnell sämtliche Aversionen und Bedenken abgeschüttelt hab. Lange keinen so schönen Unfug mehr gesehen, der glücklicherweise jede Peinlichkeit umschifft und am Ende auch nicht zu dick mit Zuckerguss und Moral aufträgt. Sehenswert.

Daniel: An Weihnachten spiele ich daheim mit der Familie – Brettspiele. Naja, eigentlich spielen wir nur Rommé oder das Eselspiel. Während erstes allen sicherlich bekannt ist, kann ich letzteres leider nicht erklären. Das liegt daran, dass ich immer den Tisch verlasse, wenn dieses einfache Spiel ausgepackt wird. Ich gucke stattdessen Filme an. Dieses Jahr vielleicht den von Christian beschriebenen. Doch so weit kam ich dieses Jahr nicht, weil meine diesjährige Empfehlung sehr gut ankam. So gut, dass weder Rommé noch das Eselspiel den Tisch erblickten. Ich schreibe über Just One. Die Familie wollte das erst nicht spielen, doch als ich die bunten Stiften mit den kleinen Besen vorne dran präsentierte, waren sie interessiert.

Die Regeln dieser umgedrehten Version von „Tabu“ sind so denkbar einfach, dass sie jeder versteht. Ein Begriff wird zufällig ausgewählt, der Ratende kennt ihn nicht. Die anderen schreiben auf ihr Stück Plastik genau ein Wort, einen Hinweis – just one. Bevor der Ratende aber loslegen kann, wird ohne ihn geprüft, ob Hinweise doppelt sind. Die fallen alle raus. Dann wird geraten. Die gesammelten Punkte sind eigentlich egal. Das wichtige sind die einzigartigen Momente, die gebildeten Sinnzusammenhänge und die gaaaaanz einfachen Begriffe. Ratet mal „Melone“ mit dem Hinweis „Marianne“. Und wie gut ist der Hinweis „heute“ für den Begriff „Regen“. Okay, wenn die Familie an so einem nassen 23. Dezember vom Weihnachtsmarkt wieder kommt, ist „heute“ bei „Just One“ ein ziemlich guter Tipp. Blöd nur, dass zwei auf den gleichen Gedanken gekommen sind.

Stefan: In dem Crossover Elseworlds treffen die Figuren aus dem DC-Fernsehuniversum des Senders The CW erneut aufeinander. In den USA wurden die drei miteinander verknüpften Episoden der Serien ArrowThe Flash und Supergirl anfang Dezember ausgestrahlt, bei uns kann man sie z.B. via Amazon oder iTunes streamen. Anders als im arg miesen Kinofilm Justice League macht Elseworlds sogar richtig Spaß, gleichwohl es die typischen Kröten zu schlucken gibt, die die drei Einzelserien eben so mit sich bringen.

Flash und Arrow haben ihre Körper getauscht. Wie es dazu kam, wissen sie nicht und ihr Umfeld hat keine Ahnung von diesem Umstand, der für einige amüsante Ereignisse sorgt. Hinter allem steckt Mar Novu / The Monitor, der ein Zauberbuch besitzt, mit dem sich die Welt beherrschen lässt. Außerdem kann sein Handlanger die Fähigkeiten anderer Superhelden kopieren. Supergirl, Superman, Batwoman und viele mehr kämpfen vereint gegen das Böse, während Flash und Arrow mehr Respekt dafür bekommen, wie es ist, ein anderer zu sein – mit all dessen Stärken, aber eben auch Schwächen.

An die Special Effects des bald startenden Aquaman oder gar an einen Marvel-Blockbuster reicht dieser TV-Dreiteiler nicht heran. Die Effekte schwanken zwischen sehr ordentlich und hohem Fremdschäm-Faktor. Die Dialoge sind hölzern. Liberale politische Positionen zu fairem Lohn und Homosexualität werden an den unpassendsten Stellen mit dem Holzhammer in die Geschichte geprügelt. Einige darstellerische Leistungen sind unterirdisch.  Auf Dauer ist das eher kindliche, peinliche Zeitverschwendung, diese Serien zu verfolgen. Zumal sie sich in bleierner Schwere auf ein vorhersehbares Ende hinbewegen. Komprimiert auf nur drei Folgen macht Elseworlds allerdings richtig Spaß! Es ist eine helle Freude, die drei Hauptdarsteller in Aktion zu erleben, die Chemie stimmt und ihr Schauspieltalent überzeugt vollauf. Die Stimmung der Comics wird wundervoll auf den Bildschirm übertragen, Gotham City sieht richtig gut aus und am Ende bleibt die Frage, warum nicht mit diesen Figuren der Kinofilm Justice League gedreht wurde, denn über die Jahre ist einem dieses Ensemble wirklich ans Herz gewachsen. Lohnt sich auch für Marvel-Fans.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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