In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Niklas: Alles ist bereit. Der Samurai Mugen wartet hinter einer Ecke, während sich sein Mitstreiter, der Ninja Hayato, langsam an die Wache heranschleicht. Ein einziger Wurf mit dem Shuriken und es kann weitergehen. Der Wurf gelingt, das Ziel fällt zu Boden. Perfekt. Leider habe ich den Wächter auf dem Turm übersehen, der sich gerade umdreht. Mist. Jetzt muss ich neu laden.
So verbringe ich die meiste Zeit in Shadow Tactics: Blades of the Shogun, einem Stealth-Strategie Spiel, dass das Spielprinzip von Commandos und Desperados in das mittelalterliche Japan versetzt. Statt aber eine Gruppe von Elitesoldaten im zweiten Weltkrieg oder eine Gruppe Kopfgeldjäger im Wilden Westen zu spielen, steuert man in Shadow Tactics einen Trupp Ninjas, einen Samurai und einen Scharfschützen und versucht Japan vor einem Bürgerkrieg zu retten. Jede der Figuren hat ihre eigenen Fähigkeiten, so kann es Mugen der Samurai als einziger mit schweren Kämpfern im direkten Nahkampf aufnehmen, während die Ninjadame Aiko sich verkleiden kann, um Gegner in Gespräche zu verwickeln und damit abzulenken. Das alles geschieht in Echtzeit, die Gegner patroullieren auf offenen Gelände und holen Verstärkung, wenn sie Alarm schlagen. Diese herbeigerufenen Krieger bleiben dann auch meistens an Ort und Stelle und machen das Schleichen damit noch schwerer. Ich lade genauso so oft, wie ich plane und jede Mission dauert für mich mindestens zwei Stunden. Ich liebe es und ich habe ganz vergessen, wie sehr mir dieses Spiel Spaß macht.
Es hilft aber auch, dass die Entwickler dreizehn sehr individuell gestaltete Karten präsentieren, in denen ich Feinde belauschen, ermorden oder entführen muss, nur damit sich die Struktur plötzlich ändert und ich mit meinen schwer verwundeten Charakteren noch einmal alles geben muss. „Hätte ich mit der Munition des Scharfschützen Takuma doch besser aufgespart“, denke ich mir oft. Aber irgendwie schaffe ich es schon. Irgendwie schaffe ich es immer. Sachen auszuprobieren, ist der halbe Spaß.
Eine Sache beschäftigt mich aber doch: Tester haben immer wieder die Geschichte als zweckmäßig oder schwach bezeichnet und ich frage mich immer wieder, ob ich dasselbe Spiel gespielt habe. Die Handlung ist einfach, ja, aber in einem stark gameplay-orientierten Spiel wie Shadow Tactics wären komplexe Intrigen irgendwie auch unangebracht. Trotzdem erzählt es ein spannendes Garn über Loyalität, Verrat und Ehre, in dessen Verlauf die Charaktere zueinander finden, aber auch Verluste erleiden und sich nie außerhalb des Wertesystems des feudalen Japans bewegen, wodurch eine gewisse Tragik bei manchen Charakteren auch vorgegeben ist. „Simpel“ muss nicht „schlecht“ bedeuten, es bleibt immer spannend, die Figuren wuchsen mir ans Herz und ich will unbedingt wissen wie es ausgeht. Hoffentlich wird ein zweiter Teil folgen, genug Potential für neue Szenarien und Gegnertypen wäre ja da. Bis dahin erfreue mich weiter an diesem Spiel und werde es bestimmt noch ein weiteres Mal durchspielen.
Christian: Die zweite Staffel von American Horror Story enttäuscht. Schade, denn die Besetzung ist top bis in die Nebenrollen hinein. Auch das Setting in einer Irrenanstalt im New England der 60er Jahre ist vielversprechend und die ersten Folgen der Season sind viel involvierender als die gesamte erste Season, deren Personal mir eher überspannt und anstrengend vorkam. In Folgen 3 und 4 von Asylum nimmt aber der Sickness-Faktor heftig zu. Sicher, James Cromwell spielt seine Rolle als Nazi-Arzt vom Typ Mengele überragend gut, aber die Story nimmt ab Ende der dritten Episode eine ungute Wendung Richtung Torture Porn. Der gut ausgedachte Plot der vierten und fünften Episode um eine junge Frau (Franka Potente), die sich für Anne Frank hält, entschädigt fürs Erste, danach wird es absurd, wenn eine bisher harmlos geglaubte Nebenfigur sich als Serienkiller mit der standesüblichen abgegriffenen Hautmaske entpuppt. Ab diesem Zeitpunkt gibt es dann zwei Folterverliese in der Serie: Das des Nazi-Doktors im Asylum und das des Hautfetischisten draußen in der Stadt. Damit ist leider die Schmerzgrenze erreicht: Den Plot an die Wand fahren und stattdessen Folterpornografie zu zelebrieren ist mir doch mehr als eine erzählerische Todsünde zu viel. Ich rate ab.
Und was halten die Comicgate-Leser von AHS?