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Währenddessen… (KW 41)

Niklas ringt im heutigen Währenddessen mit dem ersten Conan-Film von John Milius.

Black Metal

Niklas: Conan der Barbar mit Arnold Schwarzenegger ist der schlechteste gute Film, den ich je gesehen habe. Ich habe ihn sogar mehrmals gesehen: Ungekürzt, gekürzt, sogar mit einem leicht veränderten Ende auf Tele 5. Als Adaption der Pulpgeschichten von Robert E. Howard aus den 1930ern macht der Film schon mal eine gute Figur. Wie im Original ist Conan ein riesiger Barbar aus dem Norden und kann zwei Dinge besonders gut: Klettern und Töten. Der Cimmerier erschlägt einige Schlangen, böse Männer in Rüstungen und sogar einige seltsam verformte Monstermänner aus finsteren Höhlen, vielleicht Überbleibsel älterer, untergegangener Zivilisationen. Die Welt orientiert sich an der Bronzezeit, mit Einflüssen der mongolischen Kultur und einiger Lippenbekenntnisse an den Kampfstil japanischer Samurai.

Auch den ursprünglichen Quellen erweist der Film Respekt. Es gibt Referenzen zu Howards Geschichten wie Der Turm des Elefanten und Aus den Katakomben und Teile der Handlung wurden Conans Vorgänger Kull entnommen. Andere Autoren der Geschichten werden ebenfalls zitiert, auch wenn ich deren Geschichten nicht gelesen habe. Die Macher haben sogar einen Weg gefunden, Conans geschwollene Sprechweise aus den Geschichten zu umgehen, nämlich indem sie den Barbaren wenig sprechen lassen. Vor allem im englischen Originalton ist das ein Segen, da Arnold Schwarzeneggers österreichischer Akzent so dicht ist, dass man damit bestimmt Schwerter entzweibrechen könnte.

Ich muss auch sagen, dass die brillante Musik die Geschichte besser erzählt, als jeder Dialog es könnte. Dank dieser Klänge wissen wir, wann wir in Ehrfurcht erstarren sollen oder wann es Zeit ist, traurig zu sein. Der Anfang und die Endschlacht insbesondere werden mir immer in Erinnerung bleiben. Die Handlung ist durchdacht, es gibt ein großes Thema, um das sich die Geschichte aufbaut. Conan ist nicht nur auf Rache aus, sondern muss das Geheimnis des Stahls ergründen. Nicht den in seiner Hand, sondern der Stahl in seinem Herzen. Das ist alles ordentlich gemacht und wird mit etwas Klamauk aufgelockert, wenn es mal zu ernst wird.

Also warum ist dieser Film der schlechteste gute Film, den ich je gesehen habe? Weil er voller Menschenverachtung steckt. Wer in dieser Welt lebt, wird grausam niedergemetzelt, wer liebt, stirbt auch. Der an Jim Jones angelehnte Kult des bösen Zauberers verkauft auch nur Lügen und ist so falsch wie viele Versprechen von Sekten. Nur wer bereit ist, Gewalt gegen Gewalt einzusetzen, ist ein wahrer Mann. Verlass dich auf niemanden, sei körperlich stark, alle anderen sind Waschlappen. Das Weibsvolk ist zum Begatten und Weinen da, der Preis für wahre Männlichkeit. Was 300 25 Jahre später mit noch mehr ungewollt homoerotischen Subtext wiederholen würde, lebt Conan hier schon aus. Aber auch das ist Teil des grundlegenden Textes. Denn die Geschichten von Conan drehten sich immer um diese grunzende Phantasie des starken Kriegers, der alle anderen plattmacht und mit dem Mädchen wegreitet. Ironischerweise sind es aber andere, die Conan im Leben voranbringen und es ist die Liebe seiner Kameraden, die ihm vor den nahen Tod rettet. So ganz kann man sich also nicht von anderen lösen.

So richtig Freunde werden Conan und ich nie werden. Aber wenn er mal wieder läuft, werde ich ihn mir wieder anschauen, dieser schlechtester aller guten Filme.

 

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