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Währenddessen… (KW 38)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Niklas: Wenn ich inzwischen an The League of Extraordinary Gentlemen denke, denke ich an Black Dossier und an diesen Band. Century: 2009, der letzte Band der Century-Trilogie, erschien 2012 und dreht sich um die Apokalypse. Das kennt man ja von Moore. Das Ende einer Welt, um eine neue zu schaffen. Während aber zum Beispiel in Promethea zumindest der Ansatz für eine bessere Welt gelegt wird, so ist das Ende aller Tage in 2009 einfach nur blöd.

Überhaupt ist alles blöd im modernen London. Die Stadt ist trostlos, kreative Ideen gibt es nicht und alles ist deprimierend und unterlegen im Vergleich zu dem glorreichen Schund, den Michael Moorcock in den 1960ern verfasste. Vor allem Harry Potter und James Bond kriegen hier einen auf den Latz, weil das die größten Exportgüter der britischen Fiktion der letzten Jahre sind. An einer Stelle kritisiert Mina Murray noch, dass die modernen Menschen keine Werte mehr haben. Die Klassengesellschaft von früher ist der Moderne also vorzuziehen? Wunderbar. Fairerweise hat Moore zugegeben, dass er alles nicht ganz so schlimm findet, wie 2009 es darstellt. Trotzdem sieht er die heutige Fiktion im Vergleich zu damals als unterlegen an. Ich sehe in 2009 vor allem eine Verweigerung, sich mit modernen Ideen und Konzepten auseinanderzusetzen. Stattdessen kuscheln die Macher sich an das, was sie kennen und besser finden.

Moore blickt nach hinten und kritisiert, dass es nur noch ums Geld geht. Ironisch, wenn man bedenkt, dass er seine Schecks mit der Auferstehung von pulpigen Figuren mit sehr kommerziellem Hintergrund verdiente. Es ist schade, denn den größten Teil des Bandes ist dieser Comic solide erzählt und gezeichnet. Langsam bauen die Macher ihren Antagonisten, den Antichristen auf und auch die Chemie zwischen den Protagonisten stimmt. Dann geht alles den Bach runter. Weil die Moderne blöd ist.

Alles doof!

2009 hätte ein interessanter Kommentar über unsere Zeit werden können. Nicht nur darüber, wie sich das Budget immer mehr auf einige wenige Franchises konzentriert, sondern wie auch kleinere Kreative ihre Nische finden und ohne das Verlagsmodell bestehen können. Denn das verschweigt der Comic nämlich, weil er den Blick nur auf die großen Franchises richtet.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich die Darstellung von Harry Potter recht amüsant finde. Natürlich ist sie gehässig und zielt vor allem darauf ab, ihn als alles darzustellen, was falsch mit der Jugend von heute ist. Aber irgendwie hat es was, dass das Ende der Welt als pickeliger Arbeitsloser dargestellt wird, der nichts im Leben erreicht hat. Es passt zur Darstellung dieser Welt, auch wenn sie aus der Sichtweise von jemanden geschildert wird, der sich nicht mit ihr auskennt. Der deprimierende Tonfall wird auch im letzten Band The Tempest fortgesetzt. Bis dahin haben Moore und O’Neill aber noch eine kleine Trilogie über eine gewisse Piratin geschaffen und sich vor allem wieder in der Vergangenheit ausgetobt. Da kennen sie sich immerhin aus.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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