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Währenddessen… (KW 3)

Spielzeit bei Comicgate: Villainous – Das Böse hat Stil und Battle Brothers.

Meine persönliche Liebe gilt dem Kater-Karlo-Deck, aber auch Cruella De Vil und Mother Gothel bieten reizvolle Varianten. (c) Ravensburger.

Das hätte ich nicht gedacht: schon über fünf Jahre ist es her, dass ich das letzte Mal über das Spiel Villainous geschrieben habe, in dem wir als Spielende in die Rolle der Disney-Schurken schlüpfen dürfen. Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass das Spiel auch 2025 noch einen festen Platz in meinem Herzen haben wird.

Ganz besonders hat es mir die Ergänzung „Das Böse hat Stil“ angetan. Ich hatte gehofft, dass das darin enthaltene „Peg-Leg-Pete“-Szenario (also Kater Karlo) gut wäre, weil ich das S/W-Design schon aus der Ferne umwerfend fand, aber der Spielwitz von Peg-Leg-Pete übertrifft meine Erwartungen noch. Das Kater Karlo-Spiel ist facettenreich, leicht zu spielen und außerdem besonders temporeich.

Kater Karlo hat nicht, wie die anderen Schurken, ein großes Ziel, also z.B. Micky Maus‘ Freunde ablenken, Minnie fesseln, Micky ins Sägewerk locken und in zwei Teile sägen (um auf eine legendäre Floyd-Gottfredson-Geschichte anzuspielen), stattdessen gibt es fünf Mini-Aufgaben, die es zu lösen gilt, die da heißen

  • Machtspiel
  • Absahnen
  • Zusammentreiben
  • Bereichern
  • Beherrschen

Kurz: es geht darum, auf dicke Hose zu machen.

Da steckt noch mehr Dynamik drin als in den meisten Villainous-Szenarien, gleichzeitig ist inhaltlich wenig zu durchdringen – anders als beispielsweise im ebenfalls enthaltenen Rapunzel-Szenario, wo Kontextwissen eigentlich Voraussetzung ist: Zitate wie „Ich liebe dich am meisten“, „Was einst war mein“, „Jeder hat einen Traum“ oder „Mutter weiß mehr“ sollte man erkennen, um wirklich Spaß am Spiel zu haben – und auch die Bedeutung von „Schwebende Lichter“ erschließt sich nicht intuitiv.

Beim Kater-Karlo-Spiel hingegen …

Ein Bandit ist ein Bandit und bleibt ein Bandit, ein Pferd tut, was ein Pferd tut, Klapperkisten, Steamboats, Diebesgut – alles ist so herrlich eindeutig und lässt sich so pfiffig und in hoher Geschwindigkeit ausspielen, als wäre man mittendrin in einem dieser zahllosen Fünfminüter, in der es ja auch ständig auf die 12 gibt. Jede zweite Karte erweitert deinen Aktionsradius, ebenso leicht kann aber auch eine Aktion des Gegners – Villainous-Fans wissen, was „Schicksal spielen“ heißt – deine ganze Planung über den Haufen werfen, so z.B. wenn kurz vor dem Spielziel die Aufträge an den unterschiedlichen Stationen vertauscht werden, man also beispielsweise zwar eine Menge Banditen in der Grenzstadt zusammengetrieben hat, diese Aufgabe aber ab sofort für den Flughafen gilt. Da kann man schon mal …

…. durchatmen …

(schnaub)

Und wenn dann auch noch Micky Maus auftaucht, die alte Ratte, dann ist es gut, die Karte „Luftangriff“ spielen zu können. Da braucht es dann auch gar keine Kampfpunkte, stattdessen gibt es schönstes Kopfkino.

Der große Reiz am Spiel Villainous ist auch immer ein bisschen sein größtes Hindernis. Einerseits hat jeder Spieler für sich ein ausgefeiltes, humorvolles Szenario voller Spielwitz, andererseits spielt halt auch jeder immer so vor sich hin und hat nur in begrenztem Maße Interaktion mit den Mitspielern. Wenn man sich gegenseitig erzählt, was man gerade so macht, dann kann das schon sehr unterhaltsam werden, aber irgendwie ist man gedanklich immer vor allem in seine eigenen Spielzüge verstrickt. Ich überlege mir, ob es sinnvoll ist, dass alle Spieler mit dem gleichen Kater Karlo-Deck spielen, so dass alle im gleichen Szenario sind und so mit mir die diebische Freude und den diebischen Ärger teilen, wenn gegenseitig die Aufträge vertauscht werden, man vor den Augen der anderen absahnt oder mit der kompletten Räuberbande von A nach B reitet um mal wieder so richtig Eindruck zu machen. Ja, ich denke, das könnte lustig werden.

Gestern hab ich mir Rapunzel – neu verföhnt (deutsche Verleihtitel schaffen es echt immer noch) zum ersten Mal seit Jahren wieder angesehen und geliebt. Heute Abend liegen die DVDs mit den gesammelten Micky Maus-Kurzfilmen bereit. Das Schöne an Villainous ist eben immer auch, dass es einen Grund bietet, die alten Filme mal wieder anzusehen.

(Die Box „Das Böse hat Stil“ enthält auch noch den 101-Dalmatiner-Spielmodus. Zu dem werde ich aber erst bei Gelegenheit etwas erzählen können. Es gibt nicht wenige Stimmen, die 101 Dalmatiner für einen besonders gelungenen Beitrag im Villainous-Kosmos halten. Aber nun ja, ich bin nun mal Maus-Fan.)

Niklas: Das Geld reicht nicht. Morgen könnten wir verhungern. Und an jeder Ecke lauern finstere Gestalten darauf, uns unseres Lebens und – schlimmer noch – der paar Kröten zu berauben, die wir noch haben. Was sich liest, wie mein eines Jahr in Kassel als Student, ist in Battle Brothers der Alltag. Als Anführer einer Bande von Söldnern wandere ich durch ein brutales, mittelalterliches Land, gefüllt mit undankbaren Bauern und Adeligen und erschlage neben den üblichen Räubern noch Orks, Untote und den ein oder anderen Alptraum aus den deutschen Märchen.

Das Spielprinzip erinnert an Sid Meiers Pirates!, nur dass statt der vorgefertigten Karibik die Weltkarte immer wieder zufällig generiert wird. Je nach Add-on werden neben den üblichen Dörfern, Städten und Adelshäusern noch drei arabisch angehauchte Stadtstaaten hinzugefügt. Tatsächlich würde ich alle Add-ons empfehlen, da sie nicht nur besagte Stadtstaaten, sondern auch religiöse Fanatiker und Monster wie den Lindwurm hinzufügen, wenn man glaubt, dass es der Truppe gerade zu gut geht. Es gibt keine Handlung in Battle Brothers. Das Anhäufen von Ruhm und Reichtum sind das Endziel, verbunden mit der Hoffnung, sich eines Tages nicht als armer Schlucker aus dem Söldnerleben zurückziehen zu müssen. Bisher habe ich es nur geschafft, mich als durchschnittlich armer Bauer mit eigenem Haus zur Ruhe zu setzen. Gut geschriebene Texte erzählen mit viel sardonischem Humor, wie ich Aufträge annehme und verleihen der Welt auch über die brutalen Kämpfe hinaus eine pessimistisch Stimmung – eine pessimistische Stimmung mit einem stark deutschen Einschlag. Man sieht das an der deutschen Namensgebung der Orte und Charaktere (die Overhype-Studios sind in Hamburg sesshaft), aber auch am Design der immer größer werdenden Monster, die man am Ende nur unter großen Opfern bekämpfen kann.

In rundenbasierten Kämpfen sehe ich zu, wie meine notdürftig zusammengebaute Truppe im schlimmsten Fall komplett niedergemetzelt wird. Nein, einfach ist das Söldnerleben nicht, wenn man es auf dem normalen Schwierigkeitsgrad spielt.

Warum tue ich es mir dann an? Weil das Chaos der Kämpfe und die unberechenbaren Routen zum Spaß des Spiels dazu gehören. Werden meine Jungs den nächsten Kampf überleben? Wenn ja, wird Horst am Ende ohne Nase herumlaufen, während Franz nur einen gebrochenen Schädel hat? Kann ich die böse Hexe beseitigen, bevor sie die Hälfte meiner Truppe bezirzt? Das sind die Fragen, die mich immer wieder motivieren in die Welt von Battle Brothers zurückzukehren. Und sei es auch nur um Zeuge zu werden, wie die Orkhorden sogar einige der größten Städte in Grund und Boden stampfen. Verdient hätten die geizigen Mistkerle es ja, nachdem ich mit der letzten Bezahlung gerade mal die Behandlungskosten von Franz‘ Schädeltrauma leisten konnte.

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