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Währenddessen … (KW 22)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: Coverversionen 1 – Dem aktuellen Rolling Stone liegt eine CD mit Prince-Coverversionen bei. „Kiss“ als Bossa Nova, „Take me with you“ im derben James Brown-Stil (Dap-Kings) und „Purple Rain“ als Country-Nummer lassen erkennen, dass die beliebte Formel „Coverversionen gegen den Strich“ immer noch ausgezeichnet funktioniert. Neben diesen handmade-Stücken gibt’s natürlich auch viel Elektronik und auch die unvermeidlichen Laibach dürfen nicht fehlen – zum Glück ziemlich weit hinten, so dass man rechtzeitig abschalten kann, ohne viel zu versäumen.

KnefCoverversionen 2 – Letztes Jahr erschien eine schöne Tribute-CD zum neunzigsten Geburtstag von Hildegard Knef. Allein die Bonus-CD mit 17 original Knef-Songs sind die Anschaffung schon allemal wert. Darunter finden sich allerhand Schlagerperlen, aber auch viel derbe Beat-Mucke, die selbst dem Mondo-Morricone-Fan in mir ein seliges Lächeln auf die Lippen zaubert. Hört euch nur mal „Wieviel Menschen waren glücklich, dass du gelebt?“ an. Das geht in die Füße und macht Lust, mal wieder ordentlich die Matte zu schütteln. Die Coverversionen der eigentlichen Tribute CD dagegen – naja – beweisen immerhin, wie wichtig eine ordentliche Interpretation ein und des selben Materials ist. Die Mischung aus Ironie und Pathos kriegt halt ehrlich fast nur die Knef überzeugend hin, während es bei den meisten jungen Musikern schnell mal schmalzig wirkt. Und die coole Swing-Mucke von damals durch gelackten Turbo-Pop zu ersetzen passt auch meist nicht so irre doll. Schlimmster Absturz: „Insel meiner Angst“, ein herrlich melancholisches Knef-Stück, wird von Dendemann mit derart viel Selbstmitleid vorgetragen, dass man sich fremdschämt, und „Von hier an ging’s bergab“ wird von Samy Deluxe in kolossal unpassender Dicker-Hose-Pose geschunden. Ganz passabel dagegen die Fantastischen Vier, die aber außer dem kleinen Soundsample aus „Im 80. Stockwerk“ was völlig eigenes stricken, was immerhin ordentlich groovt. Höhepunkte: „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ wird von Selig als freundlich rumpelndes Sauflied gespielt, und Jupiter Jones setzen geiles E-Piano für das Stück „Intrigen, Intrigen“ ein: Wenn im Refrain von „Intrigen, Intrigen“ die Zeile „Der letzte Baum fällt ohne Laut“ tönt, erinnert dass wohlig an „Wenn die Nacht am tiefsten“ von den Scherben. Das reißt mit. Naja, auch „Wohin ich blicke“ von Bela B und Bonaparte ist ganz putzig. Man merkt, dass Bela und Hilde ein ähnliches Gespür für Ironie haben. Unterm Strich also durchaus eine nette Tribute-CD, die ich im Gegensatz zur Bonus-Disc aber nicht von vorne nach hinten durchhören mag. Da muss man die Rosinen picken.

Alexander: Kristina Krämer stellt für das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) die „10 schönsten Kinderbücher für Sammler“ vor. Schon ein flüchtiger Blick auf die Zusammenstellung zeigt, dass dieser Hausschatz der Kinderliteratur auch für Comicfreunde einige interessante Wiederentdeckungen bereithält. Abgesehen von nostalgischen Erinnerungen an viele schöne Stunden unserer Kindheit lohnt ein Blick schon wegen der damals wegweisenden Illustrationen. Wenn Jugendstil auf Psychoanalyse trifft, geben sich Heidi und Peter Pan gegenseitig die Klinke in die Hand. Nun gut, die meisten Bücher stammen definitiv eher aus der Kindheit unserer Großeltern, aber einige der Helden haben sich bis heute recht wacker in den verschiedensten Medien gehalten. Die altehrwürdigen und vergriffenen Originale sind zwar allesamt unerschwinglich, aber zum Glück gibt es ja Bibliotheken. Neugierig geworden? Hier geht’s zu den Top-10

alice

Daniel: König Ludwig soll verrückt sein? Zumindest wenn es nach dem amerikanischen Brettspielverlag Bezier Games geht. Dann hatte der bayerische Regent ein kleines Problem mit architektonischem Größenwahn. Sein verrücktestes Schloss ist natürlich Neuschwanstein. In dem Brettspiel Castles of Mad King Ludwig versuchen ein bis vier Spieler den Herrscher mit ihrer Baukunst zu beeindrucken und seine irrsinnigen Wünsche zu erfüllen. Dazu bauen Sie Raum an Raum, Gang an Garten und Treppe an Keller. Während sich König Ludwig in einer Partie nur kleine runde Räume wünscht, kann er bei seinem nächsten Schloss auf geräumige Schlafzimmer und Vestibüle stehen. Um auch beim deutschen Publikum zu punkten, hat Verlagschef und Spieleautor Ted Alspach in der hierzulande käuflichen Variante kurzerhand das Attribut „mad“ weggelassen. Die Schlösser von König Ludwig gibt es nun schon zwei Jahre und im letzten Jahr ist die Erweiterung Secrets mit Geheimgängen hinzugekommen. Seit einer Woche ist die Madness auch auf digitalen Geräten erhältlich. Während das Brettspiel lustige Wettkämpfe um Werk- und Hobbyräume auslöst, ist die Castles App (iOS und Android) ein stimmig gestaltes Puzzle. Auch hier kann man mit anderen Spielern im Pass and Play-Modus um die Gunst des Königs kämpfen, doch macht die Solo-Kampagne als neues Features die App interessant. Alspach hat sich an die Originalschlösser gehalten und aus ihnen Denksportaufgaben gebaut. Mad Ted Alspach!

Niklas: Diese Woche habe ich zwar auch wieder einiges gelesen, aber letztendlich gab es nur eine Sache, die mich wirklich bewegt hat: Es ist jetzt bald zwölf Jahre her, dass ich bewusst anfing Comics zu lesen und alles begann mit Hellboy. Zum Kinostart brachte Cross Cult noch dieses kleine Heft heraus, welches den ersten Teil der Miniserie „Saat der Zerstörung“ enthielt und von da an haben mich die Abenteuer des großen Roten nicht mehr losgelassen. Ich strauchelte ein wenig, als die Geschichten immer länger und düsterer wurden, aber zum Glück blieb ich dran. Denn im Nachhinein sollte Hellboy nicht nur mein erster, sondern auch mein liebster Comic werden.

Am Mittwoch, dem 1. Juni, endete die Serie Hellboy in Hell mit dem zehnten Heft. Es ist ein Ende, ein schönes sogar, aber nicht DAS Ende. Das wird noch ein wenig dauern, spätestens bis zum Finale von B.R.P.D. Interessanterweise hätte Mike Mignola an dieser Stelle Schluss machen können, die letzte Szene fühlt sich wirklich rund genug dafür an. Aber einige Fäden sind noch offen und aus diesen werden sich bestimmt noch genügend Geschichten stricken lassen. Mehr lässt sich allerdings auch nicht mehr über Hellboy in Hell #10 sagen, ohne zu viel zu verraten. Ironisch ist auch, dass Hellboy in Hell die erste Serie war, für die ich mir alle Hefte einzeln zulegte, anstatt auf den Sammelband zulegte. Ich bin selten ein Fan von irgendetwas, von größeren Serien sowieso nicht, aber bei Hellboy habe ich immer gerne eine Ausnahme gemacht, seien es Spin-Offs (B.R.P.D.) oder anderes Zeug (das Rollenspiel werde ich wohl nie mit jemanden spielen können). Und jetzt wo Hellboy in Hell #10 rauskam wird mir noch einmal bewusst, woran das liegt. Nicht weil ich so viele schöne Erinnerungen an die Vergangenheit habe, sondern weil zumindest die eigentliche Hellboy-Serie immer gut war und vor allem besser wurde. Ihr Schöpfer hat sich mit ihr entwickelt und bewiesen, dass er gute Enden schreiben kann. Jetzt muss ich mich nur ein Jahr gedulden, da er zunächst Porträts malen möchte. Sei es ihm gegönnt, er kommt ja wieder. Ich kann auch die nächsten zwölf Jahre auf das nächste Ende warten. Es wird mich bestimmt nicht enttäuschen.

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© Dark Horse

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