In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Niklas: Guillermo del Toros The Shape of Water ist ein Liebesbrief an das Andere. Die Anderen, das sind nicht nur ein Fischmonster, sondern alle Charaktere, die nicht weiß sind und zum Mittelstand gehören. Die Hauptfigur ist stumm, ihr bester Freund schwul und ihr zukünftiger Lover ist ein Seemonster aus Südamerika. Selbst wenn die Regierung ihn nicht gefangen halten würde, stelle ich mir regelmäßige Besuche im Kino schwierig vor … wo war ich? Ach ja, die Liebe zum Anderen.
Wie schon geschrieben, sind die Figuren Außenseiter der Gesellschaft. Keine schüchternen Nerds aus gesicherten Verhältnissen, die sich nicht trauen das hübsche Mädchen anzusprechen, sondern Leute, die nicht sie selbst sein können, weil sie in der falschen Zeit geboren sind. Denn dies ist das Amerika der 1960er, eine Zeit, in der ein jeder festen Rollen zu unterliegen hat. Ein Mann hat zu heiraten, eine Frau hat es zu gefallen, Mutter zu sein und wer etwas anderes sagt, ist ein Kommunist und gehört beiseite geschafft. Und das sind nur die Weißen, um den Rest kümmert sich keiner. Unsere Protagonisten müssen zusammenhalten und deswegen ist der kleine rebellische Akt, den sie vollbringen, umso wichtiger für sie. Er zeigt, dass sie gemeinsam stark sind, sogar gegen eine kaltherzige Maschine wie dem amerikanischen Geheimdienst. The Shape of Water ist ein Film, der durch kleine Details in Erinnerung bleibt. Kleine Details, wie zum Beispiel die Rituale die Hauptfigur Elisa (wundervoll dargestellt von Elisa Hawkins) jeden Morgen durchführt, sei es die Zubereitung ihres Frühstücks oder ihre fünfminütige Masturbation in der Badewanne. Der Film geht mit dieser Szene ganz natürlich um, genau wie mit anderen Szenen in denen Nacktheit und Intimität das Thema sind. Das lässt ihn trotz der fantastischen Prämisse real wirken und baut eine Verbindung zum Zuschauer auf, die über das bloße Konzept einer Die Schöne und das Biest – Geschichte hinausgeht und zeigt, dass die Figuren nur sich selbst gehören. Sie sind etwas Besonderes, so wie jeder andere (Fisch-)Mensch auch und sie brauchen sich weder für ihre Sexualität noch für ihre Behinderung schämen, da es ein Teil von ihnen ist, der sie wirklich schön macht. Das Andere ist wundervoll und wert akzeptiert und geliebt zu werden. Jeder Film der diese Botschaft vermittelt, ist es wert gesehen zu werden.
Wem das alles zu kitschig ist, bekommt zumindest beeindruckende Kulissen und einen attraktiven Fischmann zu sehen, wenn man darauf steht. Trotzdem stelle ich mir Gespräche am Essenstisch mit ihm immer noch schwierig vor.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.