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Links der Woche 4/16: Presse, Preise, Philosophen

Im Link-Überblick der vergangenen Woche schauen wir natürlich nach Angoulême, aber auch nach Ägypten, Tschechien, Österreich sowie nach Frankfurt und Hannover.

Ist die Comic-Szene ein Machomilieu?
Deutschlandradio Kultur, Kathrin Hondl
Nun ist die Wahl also gelaufen: Am Vorabend des 43. Festival International de la Bande Dessinée in Angoulême erhielt der Belgier Hermann Huppen (Jeremiah) den Grand Prix, eine Art Lebenswerkpreis. Damit wird Hermann im kommenden Jahr als Präsident dem Festival vorstehen und mit einer großen Ausstellung geehrt werden. Der knapp 5-minütige Radiobericht aus Angoulême rekapituliert noch einmal den Streit um die Longlist, die Boykottdrohungen und Seximusvorwürfe, die den Preis in diesem Jahr überschatten.

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Palmarès Officiel 2016
BD Angoulême
Neben dem Großen Preis werden in Angoulême auch jedes Jahr die „Fauves“ für die besten Comics vergeben. Am Samstag Abend wurden unter anderem folgende Titel ausgezeichnet: Den „Fauve d’Or“ für das beste Album des Jahres erhielt Ici, die französische Ausgabe von Here von Richard McGuire (deutsch bei DuMont). Der „Prix du Patrimoine“ für die beste Neuausgabe eines Klassikers ging an eine Gesamtausgabe von e.o. plauens Vater und Sohn-Bildgeschichten, der Publikumspreis an den Reportagecomic Cher pays de notre enfance von Etienne Davodeau und Benoît Collombat, der sich mit der gaullistischen Miliz SAC im Frankreich der 1970er Jahre beschäftigt. Als beste Serie wurde Ms. Marvel von G. Willow Wilson und Adrian Alphona ausgezeichnet (deutsch bei Panini).

Wie verändert der Comic das Denken?
Arte, Raphaël Enthoven
Rund um das Festival von Angoulême tauchen Comics auch regelmäßig im Programm des deutsch-französischen Kultursenders Arte öfter auf als sonst. So zum Beispiel in dieser Folge der wöchentlichen Sendereihe Philosophie. Mit seinem Gast Tristan Garcia diskutiert der Philosoph Raphaël Enthoven unter anderem darüber, warum sich die Philosophie kaum mit der Kunstform Comic beschäftigt hat, und wie im Comic Bewegung und Geschwindigkeit dargestelt wird.

Wie Flüchtlinge ihre Geschichten in Comics verarbeiten
bento, Madeleine Hofmann
Wie Ägyptens Comicszene gegen die Diktatur kämpft
bento, Marc Röhlig
Beim noch recht neuen Portal des Spiegel, das sich an eine junge Zielgruppe richtet, gab es letzte Woche gleich zwei Beiträge mit Comicbezug: Zum einen ein ausführlicher Bericht über die Comicworkshops von Ali Fitzgerald, die sie in Berliner Flüchtlingsunterkünften gibt. Zum anderen ein Blick auf die Comicszene Ägyptens, die sich seit dem Arabischen Frühling 2011 recht lebendig entwickelt, es aber beim Publikum noch schwer hat.

Zeman: Flüchtlingsprojekt für Schüler „idiotisch“
Die Presse, APA
Die schwedische Organisation „Friends“ hat mit Unterstützung des UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, vor zwei Jahren den Comic We Shall Meet Again, Sam von Oskar Ekman und Peter Bergting (The Portent) herausgebracht, der von der Flucht eines afghanischen Jungen nach Schweden erzählt. Auch in Tschechien soll dieser Comic nun verteilt werden und Schülern das Schicksal von Flüchtlingen näherbringen. Der tschechische Präsident Miloš Zeman hält davon allerdings überhaupt nichts: In einem Fernsehinterview sagte er, das sei „ein idiotisches Projekt“, „genauso naiv wie die bolschewistische Propaganda“. Zeman tut sich immer wieder mit Äußerungen zur Flüchtlingthematik hervor, die man als rechtsradikal bezeichnen muss. Siehe dazu zum Beispiel diesen Bericht der Tagesschau.

ZeitRaum. Nach „Here“ von Richard McGuire
Museum Angewandte Kunst
Seit 30. Januar läuft in Frankfurt eine Ausstellung zu Richard McGuires bemerkenswertem Comic-Experiment und frisch gekürtem Angoulême-Preisträger Hier. Das Zimmer, das McGuire darin auf jeder Doppelseite im gleichen Winkel zeigt, wurde hier als „begeh- und bespielbarer Bühnenraum“ nachgestaltet. Begleitet wird die Ausstellung nicht nur durch ein umfangreiches Ausstellungsprogramm (im Juni wird McGuire selbst zu Gast sein), sondern auch mit dem ZeitRaumBlog. Zu sehen ist die Schau bis zum 11. September.

Über Unterwegs
Barbara Yelin
Beim Tagesspiegel gab es wieder einen Wechsel in der Riege der Comiczeichner, die in der Sonntagsausgabe jede Woche fast eine komplette Seite bestücken. Olivia Vieweg scheidet nach anderthalb Jahren aus, ihre Nachfolge tritt Barbara Yelin an, die alle vier Wochen einen Strip unter dem Reihentitel Über Unterwegs abliefern wird. Die erste Folge führte ins österreichische Krems und ist auch auf Yelins Website zu sehen. Einen Einführungstext zur neuen Serie gibt es hier.

MCM Comic Con Hannover angekündigt
Dreimalalles, Christian Maiwald
Der britische Veranstalter MCM expandiert und kündigt zwei neue Comic Cons auf dem europäischen Festland an – eine in Brüssel, die andere in Hannover. Nach der „German Comic Con“ (Dortmund) und der „Comic Con Germany“ (Stuttgart) ist dies bereits die dritte eEntertainmentmesse nach amerikanischem Vorbild, die innerhalb eines Jahres neu auf den deutschen Eventmarkt kommt und den (ungeschützten) Quasi-Markennamen „Comic Con“ trägt. Stattfinden wird die Messe in Hannover am 4. und 5. Juni, also zeitlich noch vor der Veranstaltung in Stuttgart, die schon viel länger angekündigt ist.

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