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Frisch aus der Druckerei: Dezember 2018

Zum Jahresende wird es traditionell etwas ruhiger auf dem Markt, die Zahl der Comic-Neuerscheinungen geht etwas zurück. Hier ist wieder unser monatlicher Überblick – und zwar bis auf Weiteres zum letzten Mal (mehr dazu am Ende des Textes).

HIGHLIGHT DES MONATS

Wallace „Wally“ Wood (1927-1981) wird inzwischen zu den großen Zeichnern der US-Comicgeschichte gezählt, auch wenn er diesen Ruhm zu Lebzeiten selbst nicht genießen konnte. Am bekanntesten sind die Beiträge, die er fürs MAD Magazine und für die Hefte aus dem EC-Comics-Verlag zeichnete. Letztere werden nun beim All Verlag in einer mehrbändigen Hardcover-Ausgabe gesammelt. Band 1 von Aus dem EC Archiv – Wally Wood enthält ein gutes Dutzend Science-Fiction- und Fantasy-Stories aus Weird Fantasy, ergänzt durch einige Begleittexte. [Leseprobe]

EIGENPRODUKTIONEN

Beim Schweizer Wissenschaftsverlag Birkhäuser ist ein biografischer Comic erschienen, der sich einem berühmten Architekten widmet: In Schwanzer – Architekt aus Leidenschaft erzählt der vom Animationsfilm kommende Österreicher Benjamin Swiczinsky von Leben und Werk seines Landsmanns Karl Schwanzer, der im abgelaufenen Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Zu dessen bekannten Bauten gehört unter anderem der BMW-Turm in München. [Leseprobe]


EUROPÄISCH

Von den Franzosen Yann und Olivier Schwartz, unter anderem durch ihre gemeinsame Arbeit an Spirou und Fantasio bekannt, kommt eine neue Koproduktion: Die Serie Atom Agency (Carlsen) spielt in den 1950er Jahren und dreht sich um eine Agentur, die sich Dingen wie Juwelendiebstählen oder dem Aufspüren vermisster Personen verschrieben hat. Die Zeichnungen sind deutlich an Klassiker der „ligne claire“ angelehnt, haben aber einen modernen Anstrich. [frz. Leseprobe]

Mit Hombre von Antonio Segura und José Ortiz (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Serie von Peter Wiechmann) bringt der All Verlag eine spanische Serie aus den 1980ern als dreibändige Gesamtausgabe heraus. Die düstere Endzeitstory geizt nicht mit Sex und Gewalt – eine Albenausgabe im Feest Verlag wurde eingestellt, als die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften den zweiten Band kurzzeitig auf den Index setzte. [Leseprobe]

Die Egmont Comic Collection bringt mit Das gläserne Schwert eine Hardcover-Ausgabe der umfangreichen „Asgardland“-Storyline von Massimo de Vita, deren erste drei Teile erstmals 1987 im Lustigen Taschenbuch erschienen waren. Darin werden Micky Maus und Goofy in ein Fantasy-Szenario mit Magiern, Drachen, Trollen undsoweiter versetzt. Diese Geschichten gelten allgemein als Highlights der LTB-Historie, auch bei den Spezialisten von inducks.org stehen sie in der Bestenliste recht weit oben.

Autor Zidrou (Die Adoption) hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht, wenn es darum geht, einfühlsame Geschichten zu präsentieren, die sich nahe an der Lebenswirklichkeit seiner Leser bewegen. Auch sein neues Werk Das unabwendbare Altern der Gefühle (Splitter-Verlag) fällt in diese Kategorie. Durch Bilder der niederländischen Zeichnerin Aimée de Jongh entfaltet sich eine Erzählung um einen Mann und eine Frau gesetzteren Alters, die sich unverhofft ineinander verlieben und ein ganz neues Leben beginnen. [Leseprobe]

Noch ein Nachtrag aus dem September: Beim Verlag Antje Kunstmann erschien der Sachcomic Das Gehirn von der britischen Neurowissenschaftlerin Hana Roš und ihrem italienischen Kollegen Matteo Farinella, der außerdem auch noch als Illustrator arbeitet. Gemeinsam erzählen sie in Comicform vom Gehirn und von der Erforschung desselben. Nächstes Frühjahr soll dann mit Die Sinne ein weiterer Band im selben Stil folgen. [Leseprobe]

AMERIKANISCH

Der Comic Lake of Fire, der in den USA bei Image beheimatet ist, thematisiert die Zeit der Kreuzzüge im 13. Jahrhundert und lässt in dieses reale Szenario ein Alienraumschiff crashen. Ein Vorfall, der die Aufmerksamkeit der Tempelritter schnell von den Glaubenskriegen wegführt. Die Genremixtur entstammt der Feder von Matt Smith und Nathan Fairbairn und ist bei Cross Cult in einem abgeschlossenen Band erhältlich. [Leseprobe]

Wie bereits der  Band Sherlock Frankenstein ist auch Doctor Star und das Reich der verlorenen Hoffnung (Splitter-Verlag) ein Spin-Off zu Jeff Lemires viel beachtetem Black Hammer-Superheldenuniversum. Die Story konzentriert sich hierbei auf eine der Nebenfiguren der Hauptreihe und erzählt deren Hintergrund. Die Zeichnungen stammen in diesem Fall von Max Fiumara. [Leseprobe]

Die neue Serie mit dem aus Kick-Ass bekannten, brutal gegen das Verbrechen kämpfenden Mädchen führt Hit-Girl in unterschiedliche Länder. Die erste Story Hit-Girl in Kolumbien inszeniert Mark Millar persönlich zusammen mit Zeichner Ricardo Lopez Ortiz, der nächste, in Kanada spielende Band kommt hingegen von keinen geringeren als Jeff Lemire und Eduardo Risso. [Leseprobe]

Die Serie um den weißhaarigen Söldner Deathstroke ist ein kleiner Geheimtipp und dürfte dank Autor Christopher Priest zum Interessantesten zählen, was derzeit im Superhelden-Mainstream so erscheint. Den deutschen Abschlussband der „Rebirth“-Reihe gibt es eigentlich erst im kommenden Februar. Die daran anschließenden US-Ausgaben erscheinen allerdings bereits jetzt im Deathstroke Defiance Megaband. Das liegt daran, dass die Reihe in den USA ab diesem Zeitpunkt eine neue Ausrichtung erfuhr und man dieses Kapitel unabhängig vom vorhergehenden Geschehen lesen kann. Die Geschichte, weiterhin geschrieben von Christopher Priest, zeigt einen scheinbar geläuterten Antihelden, der mit neuem Kostüm unterwegs ist und eine Gruppe junger Helden – u.a. Kid Flash und Power Girl – um sich schart. [US-Preview]

Der junge Duke Thomas begleitet Bruce Wayne als Teil seiner erweiterten Bat-Familie nun schon einige Zeit. Seine erste eigene Miniserie, in der er im gelben Kostüm unter dem Namen Signal auf Patrouille geht, erscheint nun in dem Band Batman und Signal. Die Erzählung, an der u.a. Scott Snyder beteiligt ist, wird in der deutschen Ausgabe noch um ein Annual-Heft ergänzt. [US-Preview]

Basierend auf dem Batman-Videospiel von Telltale schildert der Band Batman – Die Sünden des Vaters, wie Bruce Wayne für die vermeintlichen Verbrechen seines verstorbenen Vaters zur Rechenschaft gezogen werden soll. In der von Christos N. Gage und Raffaele Ienco inszenierten Story spielt auch der treffsichere Schurke Deadshot eine Rolle. [US-Preview]

Nach X-Men: Blue und X-Men: Gold folgt nun die Reihe X-Men: Red, die Panini ebenfalls im Sonderbandformat abdruckt. Die Serie dreht sich um ein weiteres X-Team, welches von Jean Grey angeführt wird. Dafür verantwortlich zeichnet das Kreativteam Tom Taylor und Mahmud Asrar. [Leseprobe]

Apropos Jean Grey: Wer wissen möchte, wie die eigentlich tote Figur wieder zurückkehren konnte, sollte vorher den Band Phoenix Resurrection lesen. Darin erzählt Autor Matthew Rosenberg von Jean Greys Wiederauferstehung und dem erneuten Aufflammen der Phoenix-Kraft. Die Bilder stammen von Leinil Francis Yu, Carlos Pacheco und Joe Bennett. [Leseprobe]

Zwei alte Marvel-Hasen erzählen ein weiteres Kapitel aus dem Leben des kosmischen Überschurken Thanos: In Thanos – Die Infinity-Geschwister wird er von seinem Bruder Eros und dem Zeitreisenden Kang vor einer Gefahr aus der Zukunft gewarnt. Ausgedacht haben sich das Ganze der Thanos-Schöpfer Jim Starlin und der britische Zeichner Alan Davis. [Leseprobe]

Und dann gab es im Dezember auch noch gleich zwei weitere Marvel-Anthologien. Die eine trägt den Titel X-Men: Die Welt der Mutanten und bietet einen Querschnitt durch die vergangenen 50 Jahre an X-Stories. Zum anderen erfährt der legendäre Stan Lee nach der opulenten Treasury Edition gleich noch eine weitere Würdigung. Stan Lee: Helden, Götter und Mutanten ist ein schönes Abschiedsgeschenk für den gerade erst verstorbenen Lee, weshalb Panini diese Anthologie auch um einige Monate vorgezogen hat.

ASIATISCH

Der junge Verlag Altraverse will das bei uns noch nicht so stark vertretene Genre „Girls Love“ als eigenes Segment etablieren und holt dafür die japanische Anthologieserie Éclair nach Deutschland. Im Drei-Monats-Rhythmus gibt es darin auf über 300 Seiten jeweils 16 Kurzgeschichten verschiedener Mangaka. [Leseprobe]

Nach der Survival-Reihe Green Worldz hat man bei Manga Cult gleich noch einen weiteren Action-Manga von Yūsuke Ōsawa ins Programm genommen. In dem Einzelband 6th Bullet muss der Hauptprotagonist allerdings nicht gegen Pflanzenmonster antreten, sondern kämpft als Teil eines feuerstarken Sondereinsatzkommandos gegen eine Art außerirdischen Virus, der die Körper der Menschen übernimmt. [Leseprobe]

Bei Carlsen Manga kommt eine kurze, dreibändige Reihe zur Anime-Serie Little Witch Academia aus dem Studio Trigger, die hierzulande bei Netflix zu sehen ist. Sie spielt an einer Schule für jüngere Nachwuchs-Magier in einer Welt, in der Magie zwar existiert, aber nicht mehr sonderlich angesagt ist. [Leseprobe]

Der Fünfteiler Evening Twilight von Maki Usami (Tokyopop) dreht sich um ein impulsives Mädchen, das mit seinem Vater in eine neue Familie und einen neuen Wohnort umzieht, wo natürlich romantische Verwicklungen nicht ausbleiben.

Und zum Schluss seien noch zwei Boys-Love-Einzelbände erwähnt: Süße Erinnerung von Long (von Egmont mit einem „18+“-Label versehen) und Köstlich verliebt! von Tomo Kurahashi (Tokyopop), in welchem die Liebe auch durch den Magen geht, den einer der Protagonisten ist ein sehr guter Koch [Leseprobe].

In eigener Sache: Die erste Ausgabe der Kolumne „Frisch aus der Druckerei“ wurde am 10. Dezember 2004 online gestellt. Das ist – gerade in Web-Dimensionen – irrsinnig lange her. Zu den damals vorgestellten Novitäten (anfänglich noch im Wochenrhythmus) gehörten unter anderem Die Band von Mawil und der Ehapa-Flop Klappspaten. Seitdem ist viel passiert; der Comicmarkt, das Internet, die Comicgate-Website und auch die Kolumne selbst haben sich mehrfach verändert. Seit unserem Relaunch vom Januar 2015 betreuten Benjamin Vogt und Thomas Kögel die Rubrik gemeinsam – mit dem Erfolg, dass sie seitdem in keinem Monat mehr ausfallen musste und allein in den letzten vier Jahren 48 Folgen zusammengekommen sind.

Schaut man auf den gesamten Zeitraum zurück, fällt auf, dass die schiere Anzahl der Neuerscheinungen auf dem deutschsprachigen Comicmarkt immer mehr gewachsen ist. Ein Überblick fällt heute viel schwerer als noch 2004 – umso wichtiger wurde so eine kommentierte und kuratierte Liste, wie wir sie hier regelmäßig gepflegt haben. Leider wurde deren Erstellung auch entsprechend aufwändiger – in jeder Folge von „Frisch aus der Druckerei“ stecken etliche Stunden Arbeitszeit, oft mehr, als man beim eiligen Durchlesen denken würde. Da diese Zeit nicht unendlich ist, haben wir uns entschieden, Schluss zu machen. Diese Ausgabe ist bis auf Weiteres die letzte von „Frisch aus der Druckerei“. Vielen Dank an alle Leserinnen und Leser, freundliche Hinweisgeber und an alle Verlage, Vertriebe und Händler, die diesen eigenartigen, bunten und hochinteressanten (Nischen-) Markt am Leben erhalten!

P.S.: Wenn du das hier liest und uns regelmäßig bei der Erstellung dieser Kolumne unterstützen möchtest, damit sie doch noch weitergehen kann, dann melde dich gerne bei uns!

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