Der Bücherherbst hat begonnen, die Zahl der Neuerscheinungen wächst wieder, was man auch in unserem monatlichen Überblick bemerkt. Wie üblich haben wir zusammengetragen, welche Comic-Einzelbände und Serienneustarts im vergangenen Monat neu erschienen sind.
HIGHLIGHT DES MONATS
Die kanadischen Cousinen Jillian und Mariko Tamaki, die mit ihrem Bestseller Ein Sommer am See bekannt wurden, arbeiten nicht nur im Team, sondern auch unabhängig voneinander als Comickünstlerinnen. Mariko ist aktuell als Szenaristin im (Superhelden-) Mainstream unterwegs (She-Hulk, Supergirl), Jillian schrieb und zeichnete zwischen 2010 und 2014 den schrägen Webcomic SuperMutant Magic Academy. Außerdem steuert sie immer wieder Kurzgeschichten für Magazine, Anthologien und Webangebote bei, u.a. die Reihe Early Stories für das Portal Hazlitt. Diese und andere Kurzcomics gibt es jetzt gesammelt in dem Band Grenzenlos (Reprodukt). Tamaki erzählt in unterschiedlichen Formen und Stilen, und meist geht es dabei im weitesten Sinne ums Erwachsenwerden. [Leseprobe]
★
EIGENPRODUKTIONEN
Einen Comic Superman zu nennen, ist – wenn man etwa an Auffindbarkeit und Markenschutzrechte denkt – einigermaßen mutig, aber die Edition Moderne und der Schweizer Künstler Gion Capeder haben es getan. Und der Titel dürfte hier ziemlich sicher ironisch gemeint sein: Die stilistisch stark an Kollegen wie Adrian Tomine oder Dan Clowes angelehnte Erzählung handelt von einem beruflich erfolgreichen Mann, der sich immer mehr in Sexaffären und Gewaltfantasien verliert, während er versucht, seine perfekte Fassade aufrecht zu erhalten. [Leseprobe]
Mit Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens hat Ulli Lust vor acht Jahren vielleicht sowas wie den Goldstandard des autobiografischen deutschsprachigen Comics gesetzt. Inzwischen hat sie sich vorgenommen, diese Autobiografie zur Trilogie auszubauen, deren zweiter Teil nun bei Suhrkamp erschienen ist: Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein behandelt ihre Zeit als junge Erwachsene in Wien, wo sie sich als Künstlerin zu etablieren versucht und ein kompliziertes Dreiecksverhältnis mit zwei sehr unterschiedlichen Männern pflegt. [Leseprobe]
Ebenfalls bei Suhrkamp erscheint der nächste Streich von Nicolas Mahlers eigenwilligen Literaturadaptionen: Nachdem er schon 2013 Musils oft als „unverfilmbar“ geltendes Mammutwerk Der Mann ohne Eigenschaften zu einem minimalistischen Comic komprimierte, nimmt er sich nun Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust vor. In Romanform umfasst das Werk gute 5.000 Seiten, Mahler reichen dafür 170. Wie schon bei seiner Musil-Variation pickt sich Mahler auch hier kleine Passagen aus dem Original, die er mit ganzseitigen Panels grafisch umsetzt. Das Ergebnis ist laut Verlag „keine Nacherzählung, keine Kurzversion von Prousts monumentalem Œuvre, sondern eine überraschend komische Bilderzählung.“ Als logischer nächster Schritt müsste dann eigentlich Ulysses kommen. [Leseprobe]
Der neueste Streich von Mango-Meister David „Def“ Füleki (78 Tage auf der Straße des Hasses) heißt Demon Mind Game, eine auf drei Bände angelegte Action-Fantasy-Reihe bei Tokyopop. Anders als man es von Füleki gewohnt ist, sollte man hier eine geradlinigere Story und weniger durchgeknallten Humor erwarten. Im Comicforum schreibt er selbst: „Das ist weder Satire, noch Comedy, sondern sehr klassische Shounen-Action-Fantasy mit ein paar Twists und Turns.“ [Leseprobe]
Der Webcomic Das Hochhaus von Katharina Greve basiert auf einer originellen Idee, die das Format des „infinite canvas“ clever nutzt: Das titelgebende Gebäude wird Stockwerk für Stockwerk aufgebaut, jede Folge entspricht einer Etage, die einzelnen Räume spiegeln die Panels eines Comics. Kürzlich wurde der Webcomic nach etwa zwei Jahren Laufzeit abgeschlossen, das Hochhaus hat nun ein Dach und kann komplett von oben bis unten – oder umgekehrt oder ganz anders – gelesen werden. Der besondere Witz dieses Projekts, dass sich das gesamte Haus auf einer einzigen Seite abscrollen lässt, geht in der Buchausgabe, die jetzt beim Avant-Verlag herauskommt, sicher ein Stück weit verloren. Hier blättert man eher klassisch durch ein querformatiges Album mit je zwei Strips (bzw. Stockwerken) pro Seite. [Leseprobe]
Noch ein Webcomic, der jetzt gedruckt zu haben ist: Der Sommer ihres Lebens ist eine Gemeinschaftsproduktion der Künstlerin Barbara Yelin (Irmina) mit dem Autor Thomas von Steinaecker, der sich auch in seinen Romanen und Zeitungsartikeln immer wieder mit Comics beschäftigt hat. Der Sommer ihres Lebens erzählt von einer alten Frau, die sich an Stationen ihres zu Ende gehenden Lebens zurückerinnert. Die Erzählung entstand als Webcomic-Serie für Hundertvierzehn, das „literarische Online-Magazin des S. Fischer Verlags“. Die Printausgabe erscheint nun nicht etwa bei jenem Verlag, sondern in Yelins Stammhaus Reprodukt. [Leseprobe]
Ferdinand Lutz schrieb und zeichnete fürs Kindermagazin Dein Spiegel mehrere Jahre lang den Comic Q-R-T um einen kleinen Außerirdischen. Nach dem Abschluss dieser Reihe vor anderthalb Jahren startete er an gleicher Stelle eine neue Serie namens Rosa und Louis mit zwei Seiten pro Monat. Darin zieht eine Familie in das alte Schlossgemäuer der Großmutter und die beiden Kinder Rosa und Louis lernen jede Menge Geister kennen, die darin spuken. Einen ersten Sammelband des Comics gibt es jetzt bei Reprodukt. [Leseprobe]
Vor 25 Jahren schuf der Stuttgarter Comiczeichner Martin Frei für den lokalen Bundesligaclub, den VfB, ein Maskottchen: Das Krokodil Fritzle darf seitdem nicht nur lebensgroß durchs Stadion hüpfen und Merchandise-Artikel zieren, sondern tritt auch in einem Comic in der VfB-Stadionzeitschrift auf. Dessen Episoden gibt es zum Jubiläum nun gesammelt beim ebenfalls in Schwaben beheimateten Verlag Cross Cult in dem Band Fritzle – Das VfB Krokodil. [Leseprobe]
Im Frühjahr 2016 brachte der Mami Verlag bereits Katze hasst Welt in kleiner Auflage heraus. Nun erscheint der Comic von Kathrin Klingner noch einmal in etwas größerem Rahmen bei Reprodukt. Darin erzählt sie Episoden aus dem modernen Großstadtleben – die Hauptfigur Katze hat sich grade frisch getrennt, jobbt in einem von blödem Publikum frequentierten Café und hat’s mutmaßlich schwer bei der Selbstfindung. [Leseprobe]
Mit ihrem Comic Karl waren Patrick Kunkel und Michael Apitz etliche Jahre ziemlich erfolgreich. Auch wenn das Phänomen vielleicht regional etwas begrenzt war, erschienen zwischen 1998 und 2004 zwölf Bände rund um den „Spätlesereiter“, die allesamt im Rheingau des 18. Jahrhunderts spielen und mit dem dortigen Weinanbau zu tun haben. Die von manchen als „deutscher Asterix“ bezeichnete Serie war seit längerem vergriffen, doch jetzt veröffentlicht Finix Comics eine Gesamtausgabe. In insgesamt vier Bänden wird die komplette Reihe, ergänzt durch Bonusmaterial, nachgedruckt. [Leseprobe]
Das Ehepaar Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer, das vor ein paar Jahren Remarques Im Westen nichts Neues als eine Art Bilderroman adaptiert hat, versucht sich nun an einer graphischen Reportage: Für Liebe deinen Nächsten haben die beiden im Sommer 2016 drei Wochen auf einem Schiff der Organisation SOS Mediterranee verbracht, das im Mittelmeer schiffbrüchige Flüchtlinge aus Afrika rettet. Das gezeichnete und gemalte Bordtagebuch erscheint im Splitter-Verlag. [Impressionen]
★
EUROPÄISCH
Die neue Serie von Szenarist Richard Marazano (Eco Warriors, Das Pelikan Protokoll) ist ein retrofuturistischer Sci-Fi-Comic, der im New York der 40er Jahre spielt. Die drei Geister von Tesla (Splitter-Verlag) folgt dem Weg eines Jungen, der in eine Großstadt zieht, in der gerade unerklärliche Phänomene auftauchen. Während Bevölkerung und Geheimdienst nach Feinden von Übersee Ausschau halten, entwickelt sich eine völlig andersartige Bedrohung. Für die Zeichnungen dieser zuweilen zwischen Steampunk und Realität schwankenden Geschichte ist der Franzose Guilhem (Zarla) zuständig. [Leseprobe]
Von Jerry Frissen (Als die Zombies die Welt auffraßen, Meta-Barone) und dem französischen Zeichner Philippe Scoffoni kommt der lupenreine Sci-Fi-Dreiteiler EXO (Splitter-Verlag). Darin ist die Menschheit, wie so oft in futuristischen Geschichten, auf der weit entfernten Suche nach erdähnlichen Planeten, auf denen man im besten Fall sogar leben kann. Doch schnell stellt sich die Frage, ob die Expedition tatsächlich unbemerkt bleibt bzw. ob man allein im Weltall ist. [Leseprobe]
Von Szenarist Zidrou (Die Adoption) und Zeichner Homs (Millennium-Trilogie) kommt die vierteilige Albenreihe Shi (Splitter-Verlag), die Mitte des 19. Jahrhunderts in London spielt. Angetrieben von der Ungerechtigkeit im Land und der Macht der herrschenden Klasse verschreiben sich zwei Frauen der Rache. Zusammen wollen sie dem britischen Empire einen gewaltigen Schlag versetzen. [Leseprobe]
Der Abenteurer und Ex-Pilot Bob Morane ist in Frankreich sehr populär, als Held von Romanen, Fernsehserien und nicht zuletzt auch Comics. Die u.a. von William Vance gezeichnete Comicserie gibt es in Frankreich seit den 1960er Jahren, nur ein kleiner Teil der über 80 Alben ist auch auf Deutsch erschienen. Vom Epsilon Verlag, der zuletzt vier Bände einer Gesamtausgabe auf den Markt gebracht hatte, wechselten die Rechte jetzt zum Splitter-Verlag. Dort bringt man aber erst mal keine klassischen Geschichten, sondern gleich zwei Bände der neuen Reihe Bob Morane Reloaded von Luc Brunschwig und Dimitri Armand, welche die Figur einer Frischzellenkur unterzogen und einiges modernisiert haben. [Leseprobe]
Ideal Standard (Reprodukt) erzählt von einer Mitdreißigerin, die sich endlich eine langfristige Beziehung wünscht. Doch die Suche nach dem richtigen Mann gestaltet sich schwierig, dazu kommt der indirekte gesellschaftliche Druck, wenn viele im Umkreis bereits Kinder haben. Der Comic über die Probleme der modernen Frau stammt aus der Feder der Französin Aude Picault. [Leseprobe]
Vor vielen Jahren erschien bei Carlsen der Comic Jenseits der Zeit des Franzosen Olivier Pont. Beim Splitter-Verlag liegt jetzt endlich ein weiteres Werk Ponts vor: 7 Frauen ist eine Geschichtensammlung, die sich voll und ganz auf das weibliche Geschlecht konzentriert. Genauer gesagt werden hier Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen porträtiert. Der Einzelband 7 Frauen wird im verlagseigenen Book-Format produziert. [Leseprobe]
Im btb-Verlag, der zur Random-House-Gruppe gehört, erscheinen üblicherweise keine Comics und nur wenige Sachbücher, daher sticht der Band Sex Story aus dem Programm gelcih doppelt heraus. Der Wissenschaftler Philippe Brenot, Leiter des Instituts für Sexualstudien an der Universität Decartes Paris und die Illustratorin Laetitia Coryn legen darin eine bebilderte Kulturgeschichte der Sexualität vor, die vom Homo Habilis bis in die nähere Zukunft reicht. [Leseprobe]
Jean-Paul Krassinsky ist in Deutschland geboren, lebt und arbeitet aber in Frankreich. Sein Comicband Affendämmerung (Schreiber & Leser) ist eine humorig verpackte Religionskritik, die in die Tierwelt verlagert wurde. Die Geschichte handelt von einem Rhesusaffen, der mit einer Raumkapsel in einem japanischen Gebirge abstürzt und sich den dort einheimischen Affen als von Gott gesandter Prophet ausgibt. Während viele dem aus dem Himmel kommenden Primaten folgen, sehen andere Artgenossen den neuen Glauben mit Argwohn. [Leseprobe]
Der französische Illustrator Fred Dewilde (der in Wirklichkeit anders heißt) war am 13.11.2015 unter den Besuchern des Konzerts der Eagles of Death Metal im Pariser Club Bataclan. Er war also Zeuge jenes Terroranschlags, der dort verübt wurde und 90 Menschen das Leben kostete. Seine traumatischen Erlebnisse beschloss er in einem Comic zu verarbeiten, der nun unter dem Titel Bataclan – Wie ich überlebte bei Panini auf Deutsch vorliegt. [Leseprobe]
Eine besonders beliebte Unterabteilung des biografischen Comics ist die Biografie bildender Künstlerinnen und Künstler – was dank der Kombination von Text und Bild naheliegend ist, aber nicht zwingen zu spannenden Ergebnissen führen muss. Im September gab es gleich zwei Neuerscheinungen dieses Subgenres: In Monet – Auf den Spuren des Lichts (Knesebeck) zeigt das spanische Kreativgespann Salva Rubio und EFA den weltberühmten Impressionisten Claude „der mit den Seerosen“ Monet im fortgeschrittenen Alter, wie er sein Augenlicht allmählich einbüßt und dabei über sein Leben und seine Arbeit reflektiert. [Leseprobe]
Und im Kunstbuchverlag Prestel erschien Frida – Ein Leben zwischen Kunst und Liebe von der Italienerin Vanna Vinci. Der Band erzählt von Leben und Werk der wohl berühmtesten Malerin Mexikos. [Leseprobe]
Alberto Morenos und Rodrigo Lujáns Mysterycomic Psychodetektiv Byron (Erko) präsentiert eine Art eine John Constantine des 19. Jahrhunderts. Denn Ian Byron wird immer dann gerufen, wenn es gilt, übersinnliche, unerklärliche Geschehnisse aufzudecken. So zählt für ihn der Kampf gegen Hexen, Dämonen oder – wie im Falle seine ersten Comicabenteuers – ein verwunschenes Gemälde zur Tagesordnung. [Leseprobe]
Murdervale (Erko) ist ein Horrorthriller, in welchem ein Pärchen ein ruhiges Wochenende in der Abgeschiedenheit verbringen möchte, um sich vom stressigen Alltag zu erholen und die Beziehung zu kitten. Leider landen sie ausgerechnet im mysteriösen Örtchen Murdervale, das wie ausgestorben scheint. Nur eine Hexe soll dort hausen, die den Ort verflucht hat. Story und Zeichnungen stammen vom spanischen Künster Vicente Cifuentes, der in der Vergangenheit viel für den US-Superheldenmarkt gearbeitet hat. [Leseprobe]
USA über alles ist ein einigermaßen eklig klingender Name für einen Comic. Die Albenserie aus Frankreich heißt aber auch schon im Original exakt so, der All Verlag übernimmt den Titel. Es ist wieder mal einer jener erstaunlich populären Flugzeugpornos, die sich vorwiegend um fiktive oder tatsächliche fliegende Kriegsgeräte drehen. Die Serie von Jean-Pierre Pécau, Fred Blanchard und Zeichner Maza spielt in einer alternativen Zeitlinie, in der sich die USA und das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg verbündet haben und gemeinsam gegen die Sowjets kämpfen. Natürlich mit Hilfe eines neu konstruierten Super-Bombers. [Leseprobe]
Ende der 80er Jahre erschufen die beiden Belgier Gérald Frydman und Mazel den Western-Funny Jessie Jane, bei dem eine junge, hübsche Dame im Mittelpunkt steht. In Deutschland wurde der Comic nie publiziert, ein Umstand, den die bei Salleck Publications erscheinende Jessie Jane Gesamtausgabe nun beendet. Der Band enthält sämtliches existierende Material zur kurzlebigen Serie, bestehend aus zwei Erzählungen und einer Kurzgeschichte. [Leseprobe]
Im Hause Egmont hat man sich rund um die beliebten Disney-Figuren wieder ein paar Neuheiten ausgedacht: Zum einen wäre da der Band EGB – Entenhausener Gesetzbuch, der wie bereits einige Publikationen dieser Art vor ihm, zumindest äußerlich an ein reales Nachschlagewert angelehnt ist. Dahinter verbirgt sich aber nicht viel mehr als eine Sammlung von bereits bekannten Duck-Geschichten. Und alle haben natürlich in diesem Fall einen Bezug zum Thema Justiz und Gesetze.
Zum gerade anstehenden Jubiläum des Lustigen Taschenbuchs (500 Ausgaben!) bringt Egmont gleiche mehrere besondere Ausgaben heraus. Darunter befindet sich auch die sogenannte LTB Fan-Edition. Die Leser konnten im vergangenen Jahr für ihre Lieblingsgeschichten votieren. Das Ergebnis, also die beliebtesten Stories, findet sich nun in fünf Büchern wieder, die auch komplett in einer Sammelbox erhältlich sind. [Leseprobe]
Außerdem bekommt das alterwürdige Micky Maus Magazin, das jetzt nur noch alle 14 Tage erscheint, weiteren Nachwuchs am Kiosk: Die Mega Micky Maus präsentiert einen gewohnten Mix von Comics und verzichtet auch nicht auf ein obligatorisches Gimmick zum Spielen. Allerdings kommt das zweimonatlich erscheinende Heft in Übergröße (also fast in Albengröße) daher.
★
AMERIKANISCH
Zusammen mit Zeichner Chris Burnham hat der schottische Autor Grant Morrison bereits während seiner langen Batman-Runs erfolgreich zusammengearbeitet. Mit Nameless (Cross Cult) haben sie außerdem einen okkulten Sci-Fi-Horror-Comic zu Papier gebracht. Vordergründig geht es darin um eine Weltraummission, deren Ziel die Rettung der Erde darstellt. Wer die Werke von Morrison kennt, kann sich aber sicher bereits vorstellen, dass sich in Nameless noch die ein oder andere abgefahrene Wendung verbirgt. [Leseprobe]
William Gibson ist eigentlich ein erfolgreicher Autor von Science-Fiction-Romanen, sein bekanntestes Werk Neuromancer dürfte vielen ein Begriff sein. Jetzt hat der US-Amerikaner erstmals eine Comicstory verfasst: Archangel (Cross Cult) handelt von einer US-Regierung, der im hier und heute eine Art Zeitmaschine zur Verfügung steht, mit der sie vergangene Zeitgeschichte korrigieren kann. Die erste Rückreise führt dann auch gleich ins Weltkriegsjahr 1945. Die Zeichnungen zu dieser im Original als fünfteilige Miniserie bei IDW Publishing veröffentlichten Erzählung stammen von Butch Guice (Captain America, Winterwelt).[Leseprobe]
Predator vs. Judge Dredd vs. Aliens! Beim Titel dieses Comics, den der Verlag Cross Cult in deutscher Übersetzung bringt, kann man sich ausschweifende Erklärungen über den Inhalt eigentlich schenken. Drei über Jahrzehnte etablierte Sci-Fi-Franchises werden hier von Autor John Layman (Chew) und Zeichner Chris Mooneyham (Five Ghosts) aufeinander losgelassen. Aufhänger ist dabei die Jagd des knallharten Gesetzeshüters Dredd auf einen Wissenschaftler der mit Alien- und Predator-DNA herumexperimentiert. [Leseprobe]
Für die amerikanische Website des arabischen TV-Senders Al Jazeera produzierten der Journalist Michael Keller und der Zeichner Josh Neufeld vor drei Jahren den Comic Terms of Service, der sich mit all den Daten befasst, die globale Konzerne und staatliche Stellen so von uns sammeln. Wo kommen sie her, was tun die Firmen damit, wie beeinflusst das unsere Privatsphäre und wie kann man beeinflussen, welche Daten man selbst preisgibt? Eine deutsche Übersetzung des Sachcomics gibt es nun bei Jacoby & Stuart unter dem Titel Big Data – Das Ende der Privatheit? Das Buch enthält noch einen zweiten, kürzeren Comic von Keller und Neufeld, in dem es um die „Rating Economy“ am Beispiel des Taxidiensts Uber geht. [Leseprobe]
Neben seiner weltbekannten Anhalter-Trilogie in fünf Teilen hat der britische Autor Douglas Adams noch weitere Romane geschrieben. Unter anderem zweieinhalb um Dirk Gentlys holistische Detektei, eine wilde Mischung aus Zeitreisegeschichte, Detektivroman und Satire über Wissenschaft und Religion. 2016 koproduzierte Netflix eine TV-Serien-Adaption mit Max Landis als Showrunner, die den Stoff recht frei interpretiert. Parallel dazu startete IDW Publishing in den USA eine Dirk-Gently-Comicserie, geschrieben von Chris Ryall und gezeichnet von Tony Akins und Ilias Kyriazis. Einen ersten Sammelband davon gibt’s bei Panini. [Leseprobe]
Neues von Star-Autor Mark Millar: Die abgeschlossene Story Huck (Panini) präsentiert einen sensiblen Typen mit Superkräften, ein Landei, das tagtäglich die Welt rettet, aber trotzdem bescheiden in einer Tankstelle in einer Kleinstadt der USA arbeitet. Dessen zivile Identität bricht jedoch zusammen, als die Medien auf Huck aufmerksam werden. Der Held in der von Rafael Albuquerque (American Vampire) gezeichneten Story ist gewissermaßen Millars Version von Supermans Alter Ego Clark Kent, wenn dieser sein Heimatdorf Smallville nie verlassen hätte. [US-Preview]
Das tragische Schicksal von Scott Summers alias Cyclops sowie die Zukunft der X-Men werden in dem Band Death of X: Die Rache der Mutanten behandelt. Die Story von Jeff Lemire und Charles Soule ist dabei auch das Vorspiel zum Mini-Event „Inhumans vs. X-Men“, welches im Folgemonat bei Panini beginnt. Für die Bilder in Death of X sind Aaron Kuder und Javier Garr zuständig. [Leseprobe]
Rocket Raccoon: Sackgasse Erde versammelt die aktuellste US-Soloreihe des eigenwilligen Waschbären mit dem Hang zu großen Knarren. Frisch von seinem Team, den Guardians of the Galaxy, getrennt, strandet Rocket auf der von ihm verhassten Erde. Und prompt macht dort Spidey-Schurke Kraven Jagd auf ihn, der eine weitere Trophäe für seine Sammlung im Blick hat. Die fünfteilige Miniserie, die komplett in Paninis Sonderband steckt, stammt vom Kreativduo Matthew Rosenberg und Jorge Coelho. [Leseprobe]
In Deadpool: Kriminaltango, einem abgeschlossenen Einzelband, versammelt Wade Wilson eine ganze Reihe von Figuren aus der eher bunten Ecke des Marvel-Kosmos um sich, darunter beispielsweise Howard the Duck, Spider-Ham, Squirrel Girl oder Groot. Doch einer von ihnen muss ein Mörder sein. Und Deadpool übernimmt die Rolle des Ermittlers, um den Fall aufzuklären. Die amüsante Kriminalgeschichte wird geschrieben von Joshua Corin und kommt mit Zeichnungen von Todd Nauck und Reilly Brown. [US-Preview]
Eine weitere abgeschlossene Story bietet der Band Deadpool: Böses Blut, der – im Gegensatz zu „Kriminaltango“ – auch in den USA nur am Stück (als „Graphic Novel“, wenn man so will) erschienen ist. Der Comic, in dem auch Wades alte Weggefährten Cable und Domino auftreten, wird hauptverantwortlich geschrieben und gezeichnet von Deadpool-Schöpfer Rob Liefeld. [Leseprobe]
Tony Stark ist seit dem Ende von Civil War II außer Gefecht gesetzt. Die Zeit ist also reif dafür, dass die technisch hochbegabte Studentin Riri Williams in die Rüstung von Iron Man steigt. Williams wurde zuletzt in der deutschen Heftserie des Eisernen eingeführt, wo sie bereits selbst an einer eigenen Rüstung bastelte. Ihre Abenteuer erscheinen bei Panini fortan in der Reihe Iron Man Sonderband, für die auch weiterhin Brian Bendis federführend sein wird. Die Zeichnungen stammen vom italienischen Künstler Stefano Caselli (Avengers, Amazing Spider-Man). [Leseprobe]
Felipe Smith hat zusammen mit wechselnden Zeichnern eine neue Serie zu Marvels motoradfahrendem, flammendem Totenkopf Ghost Rider zu Papier gebracht. Die ist angelehnt an die TV-Inkarnation des Rachedämons, wie man sie in in den Folgen von Agents of S.H.I.E.L.D. zu sehen bekommt. Wie dort ist es auch in den Comics nun so, dass Robbie Reyes als zivile Person hinter dem Lenkrad sitzt. Die komplette zwölfteilige Reihe mit ihm gibt es in deutscher Übersetzung in Paninis Ghost Rider Megaband. [Leseprobe]
Batgirl Barbara Gordon macht sich in ihrer neuen Serie unter Autorin Hope Larson von Gotham City aus auf in Richtung Japan. Außerdem bandelt sie im Batgirl Megaband, der die ersten elf Ausgaben der US-Reihe enthält, mit dem Sohn des Batman-Erzfeindes Pinguin an. Diese und weitere Geschichten werden von den Zeichnern Rafael Albuquerque (American Vampire) und Chris Wildgoose illustriert. [US-Preview]
Vor einigen Jahren erschuf man bei DC das „All-Star“-Banner, unter welchem man den größten Comicmachern Raum für ihre ganz neuartigen Interpretationen altbekannter Helden geben wollte. Leider hatte sowohl die All Star Batman-Reihe von Frank Miller und Jim Lee als auch das Superman-Pendant von Grant Morrison und Frank Quitely mit massiven Verzögerungen zwischen den einzelnen Ausgaben zu kämpfen. Weitere Projekte in dieser Richtung blieben aus. Jetzt hat Autor Scott Snyder mit seiner Reihe All-Star Batman das Tor erneut geöffnet und erzählt mit hochkarätigen Zeichnern Bat-Stories fernab der regulären Kontinuität. Panini veröffentlicht die Serie komplett in drei Bänden. Die im ersten Band enthaltene Story kann mit Bildern von John Romita Jr. aufwarten. [US-Preview]
Die drei großen Köpfe des DC-Universums, Batman, Wonder Woman und Superman, gelten als die zentralen Player in der Heldengemeinde des Verlags. Kein Wunder also, dass sie in vergangenen Jahren regelmäßig alle drei gemeinsam oder in jeweiligen Zweierkonstellationen in eigenen Reihen auftraten. Die aktuelle Serie Trinity, bei Panini in Sonderbänden erscheinend, spielt bereits im Titel mit der hervorgehobenen Dreifaltigkeit der Figurenkombi. Im ersten Band tritt das Trio in einer Erzählung von Francis Manapul (Flash, Detective Comics), der die Episoden zum Teil auch selbst zeichnet, eine Zeitreise an, die es an neuralgische Punkte seiner Vergangenheit zurückführt. [US-Preview]
In der Peanuts Werkausgabe sind zwar auch die Sonntagsseiten von Charles M. Schulz‘ Stripklassiker enthalten, allerdings nur in Schwarz-Weiß. Beim US-Verlag Fantagraphics, wo das Original erscheint, gibt es daher zusätzlich Sammelbände der „Sundays“ in Farbe. Diese übernimmt Carlsen nicht 1:1, sondern beschränkt sich zunächst einmal auf die 1960er Jahre: Der Hardcover-Band Peanuts Sontagsseiten: Snoopy, der Star! enthält auf über 500 Seiten für vergleichsweise günstige 30 Euro alle Sonntagsstrips der Jahre 1961-1970. [Leseprobe]
★
ASIATISCH
Ein äußerst interessantes Projekt ist die Attack on Titan Anthologie (Carlsen Manga). Dabei handelt es sich um eine Sammlung von kurzen Geschichten, bei denen diverse bekannte westliche Künstler den dystopischen Horror-Bestseller Attack on Titan von Hajime Isayama auf ihre eigene Weise interpretieren. Der Band ist über 250 Seiten dick, unter anderem sind daran Leute wie Scott Snyder, Cameron Stewart, Michael Avon Oeming oder Phil Jimenez beteiligt. [US-Leseprobe]
Die Mangareihe Dance in the Vampire Bund – Scarlet Order (Tokyopop) ist die Fortsetzung bzw. der zweite Zyklus der Vampirsaga Dance in the Vampire Bund von Autor/Zeichner Nozomu Tamaki. Dieser ist zeitlich sieben Jahre nach den bisherigen Ereignisse angesiedelt und erzählt, wiederum von Tamaki geschrieben, vom Konflikt zwischen Mensch und Vampir innerhalb der japanischen Gesellschaft.
Der Comedy-Manga The Royal Tutor (Carlsen Manga) der japanischen Künstlerin Higasa Akai handelt von einem weisen Professor, der in einem fiktiven Königreich vier charakterlich sehr unterschiedliche Prinzen unterrichten und ihnen Wissen und Anstand vermitteln soll. Die Story dieser Mangareihe läuft bereits erfolgreich als Anime-Version. [Leseprobe]
Fujino Omoris und Suzuhito Yasudas Fantasy-Manga mit dem kuriosen Titel Is it wrong to try to pick up Girls in a Dungeon? (Kazé Manga) dreht sich alles um einen Jungen, der den Traum eines klassischen Abenteurers verfolgt: Dungeons erkunden, Monster erlegen, Schätze erbeuten und dabei bestenfalls noch Mädchen aufreißen. [Leseprobe]
Mit Lion and Bride von Mika Sakurano [Leseprobe] und The Magician and the Glittering Garden von Fujiko Kosumi startet Tokyopop zwei neue Romance-Serien. Von Egmont Manga kommt in diesem Segment der Einzelband Gothic Angel von Miku Momono.
Für Boys-Love-Leser gibt es die frisch publizierten One-Shots Dich werde ich niemals lieben (Tokyopop) von Chise Ogawa [Leseprobe], Love at first bite (Egmont Manga) von Papiko Yamada sowie Gun & Heaven (Carlsen Manga) von Kazuma Kodaka [Leseprobe]. Außerdem beginnt bei Carlsen Manga die Boys-Love-Serie Kamisama Darling von Kyoko Aiba.
★
SEKUNDÄRLITERATUR
Beim Ch. A. Bachmann Verlag erscheint wieder ein Band mit wissenschaftlichen Aufsätzen aus der Comicforschung. Geschichte im Comic, herausgegeben von Bernd Dolle-Weinkauf, befasst sich auf fast 400 Seiten mit der Darstellung von Historie in Comics. Die (teilweise englischsprachigen) Beiträge spannen dabei einen weiten Bogen, der DDR-Comics ebenso umfasst wie japanische Gekiga oder den US-Bestseller March. [Inhaltsverzeichnis]
1 Kommentare