Alle Artikel mit dem Schlagwort: Underground

Chester Brown: Fegefeuer und Selbstermächtigung

Toronto, 1982: Chester Brown war Mitarbeiter in einem Fotogeschäft, der in seiner Freizeit gerne zeichnete und von einer großen Comic-Karriere träumte. Seine damalige Freundin Kris überzeugte ihn, sein Material in Form von Minicomics im Selbstverlag herauszugeben, ein mutiger Schritt, über dessen Folgen sich beide zu diesem Zeitpunkt in keiner Weise klar sein konnten. Chester Brown gab seiner Reihe den Titel Yummy Fur, eine Wortkomposition aus zwei nicht zusammenhängenden Begriffen, was dem Titel eine surreale Note verleihen sollte. Kris meinte, der Titel hätte eine starke sexuelle Konnotation, worauf Chester nur meinte: „Umso besser.“ Viele seiner Comics wurden seither nachgedruckt, teilweise mehrfach, aber gerade bei Chester Browns Werk lohnt auch ein Blick auf das Material, das zurückgelassen wurde. Im folgenden Essay soll der Blick sowohl auf die bekannteren als auch auf die vergessenen Comics von Chester Brown gelenkt werden, da zwischen diesen beiden Polen eine interessante Wechselwirkung zu erkennen ist. Es wird uns einen neuen Blick auf den Menschen Chester Brown ermöglichen.

The Inglorious Dokter – Die Dipperz-Comics bei Eisenfresser und Schwarzer Turm

Was können uns eigentlich die alten Dipperz-Stories von Rochus Hahn heute noch bieten? Heute gehen wir gemeinsam zurück in die Ära des alten Menschenblut-Magazins und lesen noch mal deutschen Underground der 80er. Und wenn wir schon dabei sind, prüfen wir auch noch, wie gut eigentlich der Wandel vom alten „Dokter Dipperz“ der Menschenblut-Hefte zum seriöseren, erwachseneren „Doktor Dipperz“ ab 2001 funktioniert hat. Oder war die Serie des neuen Jahrtausends dann zu clean?

Robert Crumb: Mr. Natural

Und es begab sich, dass Mr. Natural sein Dasein als Guru ein für allemal zuviel wurde. Da tauchte er unter und verwandelte sich zwei Mal: erst in einen schwarzbärtigen Hipster, dann in den alten, geilen Knacker Mr. Snatcheral. Im Deutschen aber wars der Herr Natürlich, der wurde zum geilen Bock Vaführmich. Später hieß er auch im Deutschen Mr. Natural und verwandelte sich zum Mr. Muschiral, und weil der Reim doch gar so grausig war, wurde er zuletzt zum Mr. Grapscheral. Geht doch.

Outlaw Nation 1: Das Ende

Outlaw Nation. Schon der Titel weckt Erinnerungen an den schnöden Antiamerikanismus, den ich in meiner Kindheit auf dem Land noch erleben – nicht jedoch erlernen oder gar verinnerlichen – musste.  Eigentlich hätte die von 2000 bis 2002 bei DC-Vertigo erschienene Serie ja The Great Satan heißen sollen, aber der Hausverlag DC hat gegen den Titel Veto eingelegt. Ob man es sich bei den Christen nicht verscherzen wollte oder ob man eine zu große Nähe zum gleichlautenden Jihad-Kampfbegriff verhindern wollte? Es ist normalerweise eher selten, dass eine Intervention von verlegerischer Seite etwas Gutes bedeutet, aber die Umbenennung hat uns tatsächlich den passenderen Titel beschert.