Tagebuch einer Reise
Craig Thompsons Werk ist überschaubar, dennoch gilt er seit Blankets als ein Schwergewicht im Comic-Betrieb. Nun ist sein Tagebuch einer Reise neu aufgelegt worden.
Craig Thompsons Werk ist überschaubar, dennoch gilt er seit Blankets als ein Schwergewicht im Comic-Betrieb. Nun ist sein Tagebuch einer Reise neu aufgelegt worden.
Sieht so aus, als wäre bei Comicplus seit einiger Zeit der goldene Herbst des Verlags angebrochen. Experimente waren beim Verlag Sackmann und Hörndl ja schon immer die Ausnahme, eher gab man sich als bodenständige, verlässlichere Variante des Carlsen-Verlags, wie er in den 1980er Jahren aufgestellt war, bevor dort die Zeit der Unruhe und der Experimente losging. In den letzten Jahren haben die Verleger den Output an Neuzugängen in ihrem Programm spürbar gedrosselt, stattdessen setzt man auf hochwertige und repräsentative Zweitauswertungen bewährter Serien in Form von Gesamtausgaben. Dennoch gibt es nach wie vor auch Neuerscheinungen, siehe das vorliegende Unterwegs. Daniel Ceppis Serie ist in Teilen schon in den bereits erwähnten 80er Jahren bei Carlsen erschienen, nun soll bei Comicplus erstmals die komplette Reihe erscheinen.
Es mag viele überraschen, dass in den letzten Jahren ab und zu Reiseliteratur in Comicform erscheint. Dabei ist dieses Medium im Grunde prädestiniert dafür. Romane oder rein schriftliche Reiseberichte können „nur“ die Fantasie des Lesers anregen, dieser muss sich anhand der Beschreibungen selbst ein Bild von den Örtlichkeiten machen. Dokumentarfilme, filmische Reiseberichte und Fotobücher können die Ansichten zwar optisch vermitteln, aber für die subjektiven Eindrücke der Autoren braucht es zusätzliche Beschreibungen. Man muss sich also wieder auf das Wort verlassen, welches die Bilder anreichert. Womit man direkt beim Comic wäre: Denn bereits die Art der Gestaltung der Bilder ist eine Interpretation und gibt die Wirklichkeit nicht eins zu eins wieder, wie es etwa Filme und Fotos suggerieren, sondern so, wie sie der Maler bzw. Zeichner empfunden hat. So besitzen sie von vornherein gar nicht den Anspruch der Objektivität. Natürlich kommt man auch hier nicht ohne beschreibende Worte aus, aber sie betreffen weniger den Gegenstand an sich, sondern die von ihm ausgehende Impression.