Währenddessen … (KW 4)
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In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
In einer dystopischen Zukunft leben und arbeiten künstlich herangezüchtete Mensch-Schwein-Hybriden in morbiden Fabrikhallen, um für das herrschende Regime Nahrung zu produzieren. Als Sklaven müssen sie unter strenger Aufsicht Schweine reproduzieren, töten und verarbeiten. Die Fabriken sind Tötungslager, in denen die Hybriden keine Fragen stellen dürfen und von der Außenwelt abgeschottet leben. Draußen, so heißt es, existiere ein Ort namens „Himmel“. Doch betreten dürfen diese nur ihre Herren.
Endlich ist der zweite Band der ambitionierten Survival-Serie Gung Ho vom deutschen Künstlerduo von Eckartsberg/von Kummant erschienen. Für den Leser geht es damit zurück zu den Abenteuern der Gebrüder Zack und Archer Goodwoody, zurück ins idyllische Fort Apache, jenem Zufluchtsort, der eigentlich vor der im futuristischen Europa grassierenden Weißen Plage schützen soll, dabei aber den Eindruck eines beschaulichen Ferienlagers macht.
Zwei Geschichten schlagen ach in meiner Brust. Mermaid Project möchte sowohl Krimi als auch postapokalyptische Milieustudie sein – zum Schaden für den gesamten Comic.
2014, gut 25 Jahre nachdem er Winterwelt zusammen mit Zeichner Jorge Zaffino konzipierte, kehrte Autor Chuck Dixon zu seiner Schöpfung zurück. Die neu gestartete Ongoing-Serie des US-Verlages IDW knüpft lose an die klassischen Episoden Winterwelt und Wintersee (die Cross Cult in seinem Classic-Band versammelt hat) an und führt die postapokalyptische Erzählung in eine düstere, wenngleich buntere, Zukunft.
Die Wahrheit ist: die Welt war und ist und bleibt wohl für alle Zeiten undurchdringlich. Alle, die etwas anderes behaupten, lügen. Natürlich machen diese Lügen Spaß. Sie ermöglichen uns vermeintliche Strukturen zu erkennen (wo keine sind) und dem Ganzen so etwas wie einen Sinn abzugewinnen (wo keiner ist). Das fängt schon bei der Akademisierung von Wissen oder der Historisierung von Zeit an, aber es geht natürlich auch weitaus banaler. Zum Beispiel mit Shakespeare-Dramen. Oder, um post-modern zu bleiben, mit Superhelden-Comics und Popcorn-Blockbustern, sowie mit der gerade wuchernden Maximalisierung aus beiden, dem Superhelden-Blockbuster. Man maximiert darin nichts anderes als Lügen, und das bis zum Exzess. Es gibt da alles in Hochprozentig: gut, böse, Erkenntnis, Kampf, Sieg/Niederlage, und weitere statische, sich klar voneinander abgrenzende … Dinge. Diese lösen beim Zuschauen entweder maximalen Spaß aus oder führen, wie nach einem Überkopf-Schleuderspektakel auf dem Jahrmarkt, zum Erbrechen. Die Lügen, sie schmecken nicht immer.