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Velvet 1 – Before the living End

Als eines Tages der Topmann des ultrageheimen britischen Geheimdienstes ARC-7 ermordet wird, beschert das der Organisation großes Magengrummeln. Auch Velvet Templeton, Sekretärin des Direktors, lässt der unerklärliche Tod ihres Ex-Lovers nicht los. Doch ab einem gewissen Punkt stellt sie zu viele Fragen und wird so prompt selbst zur Zielscheibe. Was die Intriganten und Verschwörer allerdings nicht wissen: Templeton ist mehr als eine Büroangestellte. Sie war als höchst fähige Agentin selbst lange Zeit im Außendienst tätig.

Alle Abbildungen: © Dani Books

Alle Abbildungen: © Dani Books

Wenn sich Autor Ed Brubaker in einem Genre zuhause fühlt, dann bei Kriminalgeschichten. Wohl nur wenige US-Szenaristen wissen Thriller so packend, authentisch und mit starken Texten untermauert zu konzipieren. Dabei ist diese Genre für Brubaker eher ein wandelbares Konstrukt, welches er vor wechselnden Kulissen platziert: In seiner Serie Criminal erzählt er die ungeschönte Geschichte von Kleinkriminellen und Ganoven, die sich in ausweglose Situationen manövriert haben. In Fatale verknüpft er eine Noir-Story mit Horrorelementen. Und in Sleeper und seinem Run an Captain America verortete er bodenständige Crime-Plots in der Welt der Superwesen. Bei Velvet handelt es sich hingegen um einen klassischen Agententhriller, etwas härter und düsterer als James Bond, aber ansonsten durchaus mit diesem vergleichbar.

Der erste Band von Velvet, den Brubaker zusammen mit seinem ehemaligen Captain America-Kollaborateur, Zeichner Steve Epting, umgesetzt hat, ist überaus spannend und macht Lust auf mehr. Eptings Bilder sind in den Grundzügen beinahe fotorealistisch, ohne jedoch zu aufdringlich zu sein. Hier stimmt die Mischung aus Detailreichtum, dunkler Farbgebung und dynamischen Abläufen. Einen ähnlichen Stil verfolgt auch Sean Phillips, mit dem Brubaker seine Krimis ansonsten bevorzugt umsetzt. Epting steht seinem Kollegen qualitativ in nichts nach.

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Clever, dass der Autor hier eine weibliche Hauptfigur gewählt hat, die, zur Überraschung der Männerwelt, sich ordentlich zu wehren weiß. Das macht ihren Alleingang, ihren Rachefeldzug in gewisser Weise überzeugender bzw. nachvollziehbarer. Das trifft auch auf ihre Liebschaften zu männlichen Agenten zu: Velvet Templeton verkörpert die Femme fatale genauso wie die unterschätzte Spionin im Ruhestand. Per Rückblenden wird nach und nach Velvets Vergangenheit aufgedeckt, während sie in der Gegenwart versucht, ein Komplott ans Tageslicht zu befördern. Das macht beim Lesen Spaß, weil man packende Action auf der einen, Cliffhanger und immer neue Fragen auf der anderen serviert bekommt. Herzstück eines solchen Thrillers sind aber auch immer die Texte. Und die beherrschen nur wenige so gut wie Ed Brubaker. Brubaker und Krimi, das passt einfach. Enttäuscht hat er dabei eigentlich noch nie. Und das tut er, so viel kann man nach der Lektüre des ersten deutschen Sammelbandes bereits sagen, auch im Falle der Spionin mit der weißen Haarsträhne nicht.

Gewohnt souverän inszeniert Brubaker eine weitere Thriller-Reihe; Steve Eptings Zeichnungen sind überdies ein echter Hingucker

Velvet 1 – Before the living End8von10
Dani Books, 2015
Text: Ed Brubaker
Zeichnungen: Steve Epting
Übersetzung: Arne Voigtman
128 Seiten, farbig, Softcover
Preis: 16,99 Euro
ISBN: 978-3-944077-71-0
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