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Querschläger

Der US-amerikanische Regisseur, Produzent und Drehbuchschreiber Walter Hill hat vor allem in den späten 1970er und 80er Jahren mit actionreichen Hollywoodfilmen Erfolge gefeiert. Damals führte er Regie bei stilprägenden Streifen wie Nur 48 Stunden oder The Warriors, in den 90ern folgte unter anderem Last Man Standing. Außerdem produzierte er alle Alien-Filme und verantwortete Episoden der Westernserien Deadwood und Broken Trail. Im hohen Alter gibt er nun gewissermaßen sein Comicdebüt, mit einem nie realisierten Drehbuch, das der französische Szenarist Matz zur Comicerzählung Querschläger umfunktioniert hat.

© Splitter Verlag

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Ein wenig kennt sich Hill allerdings bereits mit Comicadaptionen aus, nur andersherum. 2012 drehte er nämlich Bullet to the Head mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle, ein Film, der auf einer Comicreihe von Matz und Colin Wilson basiert (auf deutsch unter dem Titel Blei im Schädel bei Bunte Dimensionen erschienen). Im Zuge der Aufnahmen lernte er Matz persönlich kennen, der Hill prompt nach einer Geschichte fragte, die er als Comicvorlage verwenden dürfte. Unter den vielen ungenutzten Drehbüchern in der Schublade war auch Querschläger, eine Gangsterstory zur Zeit der Prohibition.

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Mittlerweile liegt die Comicversion als abgeschlossener Einzelband vor und man muss sagen, dass die Kollaboration der beiden Kreativen wirklich gut funktioniert. Der im Mittelpunkt stehende Kriminelle Roy Nash, dessen Gefängnisentlassung wir zu Beginn des Comics mitverfolgen dürfen, wirkt mit seiner kühlen, unnahbaren und skrupellosen Art dem namenlosen Titelhelden in Matz‘ Serie Der Killer (Egmont Comic Collection) nicht unähnlich. Beinahe ist man versucht zu sagen, Roy Nash wäre dessen Alter Ego,  versetzt ins Jahr 1931. Der Weg in die Freiheit ist für Nash unterdes nicht kostenlos, denn als Gegenleistung verlangen die Chicagoer Bosse im Hintergrund die Eliminierung dreier Männer, die sich mit einer Diebesbeute aus dem Staub gemacht haben. Für Nash noch das geringste Problem, wäre da nicht seine Ex-Geliebte, die sich ausgerechnet in den Händen einer der Zielpersonen befindet.

Walter Hills Drehbuch liefert einen optimalen erzählerischen Rahmen, in dem sich Matz in seiner bekannten Art und Weise verwirklichen kann. Die Szenen sind brutal, ständig fliegen Kugeln, zerbersten Gläser, zerfetzen Körper. Die stark gestalteten Actionpassagen sind allerdings nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen erleben wir die moralischen Abgründe des Roy Nash. Auch diese Ebene wird durch entsprechende stille Momente und textliche Versiertheit mehr als ordentlich bedient.

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Das macht die Geschichte Querschläger zu einer runden Sache. Und noch viel mehr, wenn man die Erzählung In Form der Bilder von Zeichner Jef präsentiert bekommt. Die oftmals großflächigen Panels atmen die Luft der 1930er Jahren, die Umgebung ist authentisch, die Panels vibrieren mitunter vor Spannung. Vor allem die Schusswechsel sind imposant, auch wenn sie in letzter Konsequenz stellenweise fast übertrieben dargestellt wirken. So bewegt sich Querschläger auf der zarten Trennlinie zwischen historischem Actionthriller und nachdenklicher Gangsterballade. Das Ergebnis kann sich in jedem Fall mehr als sehen lassen.

Ein überdurchschnittliches Comicwerk, erdacht von den Brüdern im Geiste Walter Hill und Matz und stark bebildert von Jef

Querschläger
Splitter Verlag, 2015
Originalszenario: Walter Hill
Textadaption: Matz
Zeichnungen: Jef
Übersetzung: Harald Sachse
128 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 24,80 Euro
ISBN: 978-3-95839-056-0
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