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Hellboy und die B.U.A.P. 1956

Die Reihe Hellboy und die B.U.A.P. (im Englischen Hellboy and the B.P.R.D.) begann 2014 als Spinoff des Hellboy-Franchise in Form einer fünfteiligen Miniserie. Die Auftakt-Geschichte drehte sich um Hellboys ersten Einsatz als Agent der Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen (B.U.A.P.) im Jahr 1952. Alle nachfolgenden Miniserien und Einzelhefte spielten zeitlich immer etwas später, die in diesem Sammelband gebündelte Miniserie im Jahr 1956.

Alle Abbildungen © Cross Cult

Die 1952er-Episode hatte Hellboys Schöpfer Mike Mignola noch zusammen mit John Arcudi geschrieben, mit der Miniserie Beyond the Fences übernahm 2016 Chris Roberson (iZombie) als Hauptautor die Reihe. Mignola stand weiterhin als Berater zur Seite und schrieb hin und wieder ein Einzelheft oder Szenen für Hellboy.

Die Geschichten der Reihe sind meist eher einfach gehalten. Ein Monster taucht auf, wird verdroschen, nächste Geschichte. Ein paar Mal kehren auch pulpige Elemente ins Hellboy-Universum zurück, darunter ein Geisteraffe oder Nazis in der Antarktis. Es sind kleine, nette Erzählungen mit etwas Action, etwas Charakterentwicklung und Verweisen auf frühere Geschichten, die – vom Zeitpunkt der Handlung aus gesehen – erst später eintreten sollen. Hellboy nimmt in diesem Spinoff bisher größtenteils eine Nebenrolle ein, im Fokus stehen die menschlichen Agenten und der Leiter der Behörde, Professor Trevor Bruttenholm. Das ist auch im neuesten Band der Fall. Während Hellboy sich auf eine Mission begibt, spitzen sich im Hauptquartier der Behörde einige Konflikte, die sich über Jahre hinweg aufgebaut haben, immer mehr zu. Vor allem Professor Bruttemholm muss lernen, dass er sich entscheiden muss, ob er weiterhin den abenteuerlichen Forscher spielen möchte oder als Leiter der Behörde endlich seinen Job machen. Gleichzeitig werden in Russland Intrigen gesponnen, um die Dämonin Varvara als Leiterin des sowjetischen Okkultbüros zu entmachten, während die hellseherisch begabte Agentin Susan Xiang von düsteren Visionen über die Zukunft heimgesucht wird.

Hellboy ist nicht ganz bei der Sache. (Zeichnung: Mike Norton)

1956 fühlt sich größtenteils wie der Mittelteil einer Geschichte an. Zukünftige Konflikte werden beleuchtet, die Weichen für ein großes Finale gelegt, während gleichzeitig auch wieder frühere Comics, darunter die Miniserie B.U.A.P. 1948, referenziert werden. Man muss diese Geschichte aber nicht gelesen haben, um Robersons Handlung besser verstehen zu können. Roberson schreibt kompetent, aber nicht überragend. Die drei Handlungsstränge besitzen ein gutes Pacing und es gibt keine Längen. Seine Figuren handeln nachvollziehbar, aber es fehlen ihnen richtige Tiefe und Biss, wie sie zum Beispiel die Figur Johann Kraus unter John Arcudi (der lange Jahre Autor der B.P.R.D.-Hauptserie war) hatte.

Viel interessanter als die Geschichten ist die Art, wie sie erzählt werden: Die drei Handlungsstränge werden nämlich von unterschiedlichen Zeichner*innen zu Papier gebracht. Damit wird der Band grafisch abwechslungsreicher und bleibt zumindest auf dieser Ebene interessant. Echte Höhepunkte fehlen, die Bilder sind wie Robersons Schreibe: kompetent, aber nicht überragend, am stärksten lässt sich das über die Zeichnungen von Yishan Li sagen. Mike Nortons Figuren wirken etwas weniger realistisch als die von Li, dafür besitzen sie eine lebhaftere Mimik und ich wünschte, er hätte in diesem Band mehr zu tun gehabt. Die Zeichnungen des dritten Künstlers, Michael Avon Oeming (Powers), fallen dagegen sehr stark ab. Oeming hat einen sehr karikativen Stil, seine Figuren besitzen oft riesige Köpfe auf viel zu kleinen Körpern und scheinen sich auch alle im selben Alter zu befinden, selbst wenn jemand ein älterer Priester sein soll. Vor allem der Dämonin Varvara, die ein unschuldiges Mädchen darstellen soll, schadet dieser Stil. Bei Oeming ähnelt sie mehr einer hässlichen Puppe als einem unschuldigen Mädchen, das mit seinem Sadismus den Leuten Angst macht.

Hellboy ist traurig, zeigt es aber nicht. (Zeichnung: Mike Norton)

Das emotionale Zentrum von 1956 ist am Ende Hellboy, der diesmal keine Monster verprügelt, sondern lernen muss, mit seiner Trauer über den Tod seines geliebten Hundes umzugehen. Obwohl körperlich ein Erwachsener, ist er erst zwölf Jahre alt und wird hier als emotionaler, verletzlicher Charakter dargestellt, wenn er schweigend über einen Friedhof wandelt oder sich betrunken auf jede Dummheit einlässt. Solche Momente hätte ich mir mehr gewünscht, denn sie geben 1956 eine Tiefe, die über die parallel verlaufenden Handlungsstränge hinausgehen.

Der Grund für Hellboys Trauer. (Zeichnung: Mike Norton)

Was Hellboy und die B.U.A.P. 1956 im Vergleich zu seinen Vorgängern aufwertet, ist das ebenfalls im Band abgedruckte Einzelheft Hellboy gegen Lobster Johnson. Darin tritt Hellboy in einem Trashfilm als böser Erzteufel auf. Das ist nicht nur lustig, sondern auch clever, da Mignola hier auch die Rolle seiner Hauptfigur als Bringer der Apokalypse veralbert, wenn der Halbdämon sich böse dreinschauend in Pose wirft, während um ihn herum Gummifledermäuse herumflattern. Autor und Zeichner, hier wieder Mike Norton, spielen auch clever mit dem Medium, da sie manche Panels wie in einem billigen Jumpcut immer wieder benutzen. Soll heißen, ein Panel wiederholt sich wieder und wieder, wodurch verdeutlicht wird, dass die Macher des Schundfilms nicht viel Material besaßen, mit dem sie arbeiten konnten, da der betrunkene Hellboy größtenteils untauglich war. Hellboy gegen Lobster Johnson ist eine dieser Episoden, die mal wieder zeigt, dass das Potenzial der Serie auch nach 26 Jahren noch nicht erschöpft ist.

Solider Band, der vor allem durch die letzte Geschichte gewinnt

7von10Hellboy und die B.U.AP. 1956
Cross Cult, 2020
Text: Chris Roberson, Mike Mignola
Zeichnungen: Mike Norton, Yishan Li, Michael Avon Oeming
Übersetzung: Frank Neubauer
144 Seiten, Farbe, Hardcover
Preis: 22 Euro
ISBN: 978-3966581158
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