1956, irgendwo in Mexico. Nach seiner Begegnung mit Hellboy in House of the Living Dead irrt das Frankenstein-Monster ziellos umher, bis es auf einen verlassenen Tempel stößt. Nach einem Kampf gegen einen Dämon landet es im Herzen der Welt: der Hohlwelt. Sein Weg führt in eine uralte Stadt, in der die geheime Historie der Welt versteckt ist und Schrecken aus alten Tagen auf Unwissende lauern.
Mike Mignola, Autor von Hellboy, Baltimore und Joe Golem, hat nur eine Geschichte zu erzählen. Jeder seiner Helden ist ein Außenseiter, meistens ein Monster, das mit seiner Menschlichkeit zu kämpfen hat oder ein Mensch, der zum Monster wird. Meistens haben die Hauptfiguren dann noch eine messianische Rolle und kämpfen gegen andere Monster, die als ihre Spiegelbilder dienen. Das ist klassischer Stoff, und als Leser kennt man nach einer Weile die Formel. Es stellt sich also nicht mehr die Frage, was erzählt wird, sondern wie Mignola es tut. Im Falle von Frankenstein Underground nimmt er bekannte Ideen aus der Romanvorlage, pulpige Abenteuerstoffe und die bekannten Muster seiner Erzählungen und kreiert eine Geschichte, in der alle Figuren nach einer perfekten, einer besseren Welt suchen und sich dabei rückwärts, in die Vergangenheit wenden. In die Vergangenheit, in der alte Sünden nicht vergeben werden und einen ewig verfolgen. Mignola webt diese Themen auf hohen Niveau in die Geschichte ein, ohne dabei zu offensichtlich zu sein oder von der eigentlichen Handlung abzuweichen. Das alles in fünf Heften abgeschlossen, mit einem wunderschönen Ende.
Wunderschön sind auch Ben Stenbecks Zeichnungen, der sich bei der Gestaltung am Stil Mignolas anlehnt. Er verwendet die aus Hellboy bekannten Schwarzflächen, und auf den ersten Blick wirken die von ihm gezeichneten Personen schlicht. Mignolas Monster und Menschen wurden mit der Zeit immer abstrakter, schmaler, oftmals nichts weiter als ein paar vage Andeutungen. Stenbeck gibt seinen menschlichen Figuren eine ausdrucksstarke Mimik, die vor allem die stillen Panels zu den erzählerischen Höhepunkten der Geschichte machen. Seinen Monstern verleiht er eine ausgefeilte Anatomie, die sie glaubhafter machen und spart auch nicht mit offener Gewaltdarstellung, wenn sie ihre Extremitäten zum Töten einsetzen. Insgesamt können seine Zeichnungen durchaus für sich alleine stehen, ohne Mignola lediglich zu kopieren.
Für neue Leser ist Frankenstein Underground gut geeignet. Trotz einiger Anspielungen wird kein Vorwissen über das Hellboy-Universum benötigt, um die Handlung zu verstehen. Käufer der deutschen Ausgabe erhalten außerdem ein stabiles Hardcover im Albenformat, das sich gut im Regal macht und Skizzen von Mignola und Stenbecks als Extras enthält. Wer also Spaß an pulpigen Stoffen mit Tiefe hat, sollte zugreifen.
Unterhaltsame Monstergeschichte mit Tiefgang, geeignet sowohl für Neueinsteiger als auch Veteranen des Mignola-Universums
Eine weitere Rezension zu diesem Comic findet Ihr hier.
Cross Cult, 2015
Text: Mike Mignola
Zeichnungen: Ben Stenbeck
Übersetzung: Frank Neubauer
160 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 29,95 Euro
ISBN: 978-3-86425-689-9
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