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Der Anfang nach dem Ende

Der Anfang nach dem Ende beginnt mit einem Ende. Es endet das Leben eines alten Mannes, der damit aber offensichtlich schon gerechnet hatte, lässt er doch seinen letzten, den todbringenden Gast überaus bereitwillig in seine Wohnung.

© Ulf K./Edition 52

© Ulf K./Edition 52

Während der alte Mann also danach keine Rolle mehr in dem Buch spielt, lernen wir auf den darauffolgenden Seiten seinen Gast kennen. Und der ist niemand geringeres als der Tod höchstselbst. Oder besser: ein Tod. Denn das ist das witzige Konzept von Ulf K.s Geschichte: In einem Bürogebäude, das einem Arbeitsamt ähnelt, arbeiten mehrere Gestalten, die alle wie der Tod aussehen. Aber eben nicht mit Sense und wallendem Umhang, sondern mit schickem Anzug, Koffer und Hut. So wird vor allem der Hauptdarsteller zu einem echten Beamten über das Leben.

Und wie in jedem Büro kämpft der Tod nicht nur mit viel Arbeit, sondern auch mit unbotmäßigen Kollegen, unfreundlichen „Kunden“ und schlechtem Wetter bei seinen „Dienstreisen“. Doch er lernt eben auch eine junge Dame kennen und versucht unbeholfen, näher mit Ihr bekannt zu werden. Dabei ist charmant, dass Ulf K. den Tod nicht als Schreckensfigur darstellt, vor dem alle Angst haben müssen. Fast scheint es so, als würden er und seine Kollegen von den Menschen einfach als die Arbeiter akzeptiert, die sie sind. Und nach Feierabend kann man dann natürlich auch mal einen Kaffee zusammen trinken.

© Ulf K./Edition 52

© Ulf K./Edition 52

Im Verlauf der über 100 querformatigen Seiten (Der Anfang nach dem Ende erschien zuerst im Feulleton der FAZ als täglicher Strip) steht dann zunehmend die Romanze im Vordergrund, ohne aber jemals schmalzig zu werden. Was mich besonders beeindruckt hat: Ulf K. lässt viel Zeit vergehen in der Geschichte. Am Ende erstreckt sich die Erzählung über circa ein Dreivierteljahr, ohne aber jemals an Tiefe zu verlieren. Denn Ulf K. versteht es wunderbar, die einzelnen Episoden mit Schmunzlern zu füllen. So zum Beispiel, wenn sich der Tod über seine Fußabdrücke im Schnee freut, im gleichen Strip sich aber dann darüber ärgert, dass eben jener Schnee von allen anderen nicht gleichermaßen wertgeschätzt und stattdessen schnellstmöglich weggeräumt wird.

Am Ende nimmt die Geschichte, die gänzlich ohne Worte erzählt und dadurch leider auch schnell gelesen ist, einen gut konstruierten, wenn auch erwartbaren Ausgang. Doch das macht nichts, denn vorher wurde man mit viel Charme von Ulf K. um den Finger gewickelt. Einzig eine gewisse Konsequenz lässt er vermissen: Auf der einen Seite wird der hauptdarstellende Tod zwar von seinem Vorgesetzten für sein Zuspätkommen kleingemacht (was Ulf K. wirklich fantastisch deutlich macht), wird aber auf der anderen im Laufe der Geschichte nicht dafür abgestraft, dass er seine Arbeit verweigert, als er Todgeweihte leben lässt.

Am Ende von Der Anfang nach dem Ende steht ein Anfang, womit sich auf der letzten Seite nicht nur das Versprechen des Titels erfüllt, sondern Ulf K. auch eine schöne Geschlossenheit zum Anfang (mit dem oben geschilderten Ende) gelingt. Und zwischen Ende und Anfang beweist er eindrucksvoll, dass er zu Recht zu den besten Bildererzählern Deutschlands gehört.

Wunderschöne Gesamtausgabe der FAZ-Strips, die schon beim Durchblättern immer wieder fesselt

7von10Der Anfang nach dem Ende
Edition 52, 2014
Szenario und Zeichnungen: Ulf K.
112 Seiten, zweifarbig, Hardcover
Preis: 22 Euro
ISBN: 978-3-935229-17-3
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