Lasst mich bloß in Ruhe mit Events. Immer wieder die gleiche Leier: starker Anfang, dann folgen endlos viele Comics und am Ende war es sowieso nur so lala. Mit dieser ernüchterten Einstellung an Absolute Batman heranzugehen, hilft, denn das Rad wird mit dieser Geschichte nicht neu erfunden. Aber der Name Scott Snyder garantiert dann eben doch dafür, dass es ein lohnender Comic ist.

Alle Abbildungen (c) Panini Comics
Was wäre aus Bruce Wayne geworden ohne das Trauma, als Kind seine Eltern zu verlieren und wie würde er das Verbrechen bekämpfen, wäre er kein Milliardär?
Im redaktionellen Teil wird kurz erläutert, was es mit der Reihe DC All In auf sich hat und welche Abenteuer wir in Zukunft, etwa in Absolute Superman und Absolute Wonder Woman erwarten dürfen. Wie bereits erwähnt: um das Event soll es hier nicht gehen. Der Comic funktioniert auch, um einen neuen, frischen Blick auf den Mitternachtsdetektiv zu werfen, der so erfreulich ist wie zuletzt The Batman im Kino und dessen Stil an Snyders und Greg Capullos Batman: Zero Year erinnert.
Aufgrund einiger brutaler Szenen ist Absolute Batman definitiv kein Comic für Kinder, 16+ wäre passend, kommen doch gleich zu Beginn der Geschichte einige Gegner des maskierten Schurken ums Leben, der die sogenannte Party Animal Gang anführt. Diese zu bekämpfen ist die Aufgabe eines grimmigen, gut trainierten Mannes, der uns in einer packenden Eingangssequenz vorgestellt wird: Alfred Pennyworth. Doch dann taucht ein neuer Verbrecherjäger in Gotham auf: der mysteriöse Batman.
Ein rundum glückliches Leben ist dem Helden aus der Arbeiterklasse, wie ihn Snyder für diese Hefte haben wollte, nicht gegönnt. Seine Mutter erfreut sich bester Gesundheit, aber sein Vater fiel einem Mörder zum Opfer. Und das große Milliardenerbe ist nicht vorhanden. Also muss sich Bruce selbst anstrengen: er studiert erfolgreich und jobbt im Rathaus, auf dem Bau und arbeitet bei der Stadtentwässerung – hier will jemand ganz genau verstehen, wie seine Kommune funktioniert. Dieser Kontrast vom Helden, der tagsüber jobben muss, erinnert an Marvels Figur Frank Castle, allerdings überschreitet Wayne die Linie nicht, Menschen zu töten. Obwohl. In Band 1 wird einem Gangster die Hand abgetrennt und der grimmige Held kommentiert dies zynisch. Etwas Licht bringen Selina Kyle und Freunde wie Harvey Dent in diese düstere Welt.
Wird dieser Comic in zwanzig Jahren als so bahnbrechend und innovativ gelten wie Alan Moores und Frank Millers Neuinterpretationen der Figur? Mag sein, Band 1 fühlt sich aber nicht wie ein radikaler Neuanfang, sondern eher wie eine fein konstruierte Erneuerung für eine neue Generation Leser. Wer Batman besonders wegen seiner erwachsenen, ernsten Geschichten mag, sollte unbedingt einen Blick in diesen Comic werfen. 400.000 Exemplare wurden 2024 in den USA verkauft, nach der Lektüre ist das keine Überraschung. Snyder und Dragotta sind am Puls der Zeit und das nicht nur, weil auch sie nicht an gehypten Dauerthema der letzten Jahre vorbeikommen wie Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen, sondern vor allem, weil sie pointiert auf den Punkt kommen statt zu verkopfte, überambitionierte Geschichten zu erzählen.
Weniger Geld, weniger Trauma – ein cineastischer, rauer, spannender Batman

Panini Comics, 2025
Text: Scott Snyder
Zeichnungen: Nick Dragotta
Übersetzung: Ralph Kruhm
104 Seiten, farbig, Softcover
Preis: 9,99 Euro
ISBN: 978-3741645297
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