Die deutsche Veröffentlichung der Serie Blazing Combat aus dem Warren-Verlag ist als Gesamtausgabe angekündigt. Dass diese bereits einem einzigen Band abgeschlossen vorliegt, erklärt sich damit, dass in der Reihe von 1965-66 insgesamt nur vier Ausgaben veröffentlicht wurden.
Nun könnte man natürlich vermuten, dass die Qualität der Serie zu wünschen übrig lässt, da die Leser den Stoff damals nicht akzeptierten. Der Gedanke ist naheliegend, aber dennoch falsch. Die Serie scheiterte, weil sie qualitativ hochwertig war. Was nun paradox klingt, wird verständlicher, wenn man weiß die Hefte damals ausschließlich auf einem Weg zu den Käufern gelangten: Der Verleger lieferte seine Erzeugnisse an die Großhändler, die dann wieder den Vertrieb an die Verkaufsstellen übernahmen. De facto gab es pro Gegend immer einen Großhändler, der somit ein Monopol hatte, und diese waren wiederum in einem Verband zusammengeschlossen. Wenn den Großhändlern eine Publikation nicht passte, wurde die einfach nicht ausgeliefert. Und dies war bei Blazing Combat der Fall. Angefangen hatte es zuvor bereits damit, dass US-Army den Verkauf des zweiten Hefts auf ihren Stützpunkten verboten hatte. Zudem liefen konservative Vereinigungen gegen diese Ausgabe Sturm, woraufhin sich der Großhändler-Verband entschied die weiteren Hefte gar nicht erst auszuliefern und gegenüber dem Verlag behauptete, dass sie sich nicht gut verkauften. Blazing Combat ist also an einer nicht-staatlichen Zensur gescheitert.
Dass dieses Schicksal einen Kriegscomic betraf, der zur Zeit des beginnenden Vietnamkrieges auf den Markt kam, ist schon ein Qualitätsmerkmal. Seine Macher wollten Blazing Combat von den bisher in diesem Genre erschienenen Comics absetzen, wie jene von EC, DC und Marvel, und Krieg nicht verharmlosend als Abenteuerspielplatz zeigen. Der legendäre Archie Goodwin, der jede Geschichte textete, manchmal zusammen mit dem jeweiligen Zeichner, setzte den einzelnen, einfachen Soldaten in das Zentrum seiner Storys und legte das Hauptaugenmerk darauf, wie dieser mit der Ausnahmesituation des Krieges umgeht. Da gibt es nichts Heldenhaftes, sondern nur den simplen Wunsch zu überleben und idealerweise einen Rest von Anstand und Moral zu behalten. Egal in welchem Krieg, denn hier werden mehrere thematisiert: Sei es nun der Erste oder Zweite Weltkrieg, der Koreakrieg, der Amerikanische Bürgerkrieg oder der Krieg der USA gegen Kuba: nichts davon ist verherrlichend oder patriotisch erzählt. Die im Vietnamkrieg spielenden Geschichten antizipierten stattdessen in fast schon erschreckender Dimension manches, was sich später wirklich ereignen sollte. Vor allem in der Geschichte „Landschaften“ im zweiten Heft, welche der Hauptgrund für die Zensur war, nahm Goodwin geradezu prophetisch das Massaker von My Lai vorweg.
Generell punktet diese Gesamtausgabe auch in der redaktionellen Aufmachung. Neben einer interessanten Einführung gibt es noch die Hintergründe zu der Zensur, und die damaligen Vertriebsstrukturen werden sehr detailliert erklärt. Es gibt es interessante und ehrliche Interviews mit dem damaligen Verleger James Warren und dem Comictausendsassa Archie Goodwin. Außerdem werden die Zeichner kurz – etwas zu kurz – vorgestellt, die man heutzutage allesamt der Creme de la Creme der US-Comickünstler zurechnen kann: Joe Orlando, Gray Morrow, Reed Crandall, Alex Toth, John Severin, Gene Colan und Wally Wood sind nur einige davon. Durchgängig in Schwarz-Weiß gehalten, kann man hier wunderbar ihre unterschiedlichen Stile ausmachen und merkt, dass sie genug gestalterische Freiheit erhielten, um ihre Vorlieben aufs Papier zu bringen. Effektvoll werden nicht nur Action und Technik in Szene gesetzt, sondern der Mensch nie darüber vergessen, was ja auch das zentrale Thema der Geschichten ist. So wird durch die durchweg sorgfältige Gestaltung der Mimik immer verdeutlicht, wie sehr die Soldaten unter dem Krieg leiden.
Die unterschiedlichen Kriegssituationen führen dazu, dass sich manche der dargestellten Soldaten ehrenvoll verhalten, in anderen das Niedrigste hervorgebracht wird und andere schlicht wahnsinnig werden. Dabei werden erzählerische Klischees weitgehend vermieden. So wird ein Rassist nicht geläutert, weil er von einem Schwarzen gerettet wird, und die Dummheit mancher und die Feigheit anderer werden ebenso thematisiert. Es gibt nichts Heldenhaftes und nichts Patriotisches in Blazing Combat, und das ist wohl das Beste, was man von einem Kriegscomic sagen kann.
Die Gesamtausgabe der legendären, allzu kurzen Heftreihe von einigen Meistern des US-Comics dürfte auch kritische Leser überzeugen.
All Verlag, 2015
Text: Archie Goodwin
Zeichnungen: Joe Orlando, Alex Toth, John Severin, Al Williamson, Gene Colan, Wally Wood, Russ Heath, Frank Frazetta u.a.
Übersetzung: Saskia Funke
224 Seiten, schwarz-weiß, Hardcover
Preis: 29,80 Euro
ISBN: 978-3-926970-52-7
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