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Batman – Die Maske im Spiegel 1–3

Der blackeste Held des Black Labels ermittelt, prügelt und leidet wieder im Albenformat. Die dreiteilige Miniserie Die Maske im Spiegel von Mattson Tomlin, Andrea Sorrentino und Jordie Bellaire hat ihren Abschluss gefunden.

Alle Abbildungen © Panini Verlag

Das Black Label von DC hat in sehr kurzer Zeit schon eine ganze Reihe interessanter Batman-Comics hervorgebracht – mit Die Maske im Spiegel kehrt Andrea Sorrentino (Joker: Killer Smile) zurück in den Kosmos um den Dark Knight. Für dessen erfahrene und hochgelobte Feder (Gideon Falls, hier im Tagesspiegel ausführlich dargestellt) schreibt der amerikanische Drehbuchautor und Regisseur Mattson Tomlin. Die drei Bände sind zwischen Oktober und Dezember bei Panini erschienen, und die eigenständige und einsteigerfreundliche Serie ist damit abgeschlossen.

Band 1

Fast unvermeidlich werden wir mit der klassischen Origin-Story des Dunklen Ritters konfrontiert, wenn auch eher in Andeutungen und nicht bis ins Detail ausformuliert. Die Eltern sterben, der junge Bruce überlebt. Die Ärztin Leslie Thompkins nimmt sich seiner an und erkennt das Potential des Jungen wie auch dessen Dämonen. Jahre später erkennt sie Bats in Bruce und stellt ihm ein Ultimatum: „Jeden Morgen bei Sonnenaufgang kommst du in mein Büro. Und wir reden über deine Nacht. Wir helfen dir. Gemeinsam. Wenn du nicht kommst, rufe ich die Polizei.“ Das sind klare Worte.

Mit der jungen Polizistin Blair Wong führt Tomlin eine neue Figur in das Batman-Universum ein. Sie ist Teil einer Sondereinheit, die gegen Batman ermitteln soll, nachdem Videoaufnahmen enthüllen, dass dieser mehrere Verbrecher hingerichtet habe. Solche Aufnahmen wecken natürlich unser Misstrauen, auch Wong traut ihren Augen nicht, und die Vermutung liegt nahe: Ein Batman-Doppelgänger treibt sein Unwesen in Gotham City. Der Geschäftsmann Wesker gerät in den Verdacht der aufmerksamen Polizistin, und als sie auf der Recherche nach der Identität Batmans tatsächlich an die Tür von Bruce Wayne klopft, können wir uns sicher sein, eine spannende Figur vor uns zu haben. Cliffhanger: check.

Andrea Sorrentino lässt die Fledermäuse fliegen

Die Zeichnungen des italienischen Comic-Stars, der mit seinem Green Arrow zu erster Berühmtheit gelangte, bieten, was der große Name verspricht: In verschiedenen Stilen und in abwechslungsreichen Seitenlayouts lässt Sorrentino die Zeitebenen miteinander verschmelzen. Wir beobachten Bruce Waynes Erinnerungen an seine Genese zum Flattermann in ungewöhnlichen Panelformaten: Rote Konturen formen fliegende Fledermäuskörper, innerhalb deren wir die Ausbildung Batmans sehen, während sich anderswo im Hintergrund der dunkle Kopf des sich erinnernden Bruce Wayne abzeichnet. Überhaupt sind die von Panels überdeckten Hintergründe oft bedeutungstragend, so etwa, wenn die Justitia auf einer Doppelseite nur angedeutet und dann kopfüber gezeigt wird – geradezu fledermausartgerecht.

Band 2

Zu Beginn des zweiten Bandes kehren wir wieder zu den Ursprümgen zurück. In Abwandlung der klassischen Batman-Mythologie beobachten wir einen aufgelösten Alfred im Gespräch mit Thompkins: „Ich bin kein Vater. Ich bin kein Lehrer. Kein Sozialpädagoge. Kein Therapeut. Ich bin ein verdammter Butler.“ Kurz darauf verlässt er Wayne Manor.

Weitere Anspielungen auf andere Batman-Geschichten sind rar und dezent: Den Sohn des Baulöwen, Arnold Wesker, werden Fans als Bauchredner wiedererkennen, aber in den ersten beiden Bänden spielt er noch keine besonders prominente Rolle. Wir begegnen außerdem dem Kammerjäger Otis Flannegan („Ratcatcher“), der etwas mit dem Batman-Doppelgänger zu tun zu haben scheint.

„Ich bin kein Vater. Ich bin kein Lehrer. Kein Sozialpädagoge. Kein Therapeut. Ich bin ein verdammter Butler.“

Blair Wong und Bruce Wayne (sind die Initialen nicht schön?) lernen einander besser kennen, vor allem weil Bruce sich durch sie zunächst Zugang zu den Polizeiakten erhofft. Aus der zweckmäßigen Ermittlungs-Liaison entwickelt sich aber eine emotionale Beziehung inklusive Knutscherei und mehr.

Und die Parallelen der klug kombinierenden Ermittlerin mit dem Fledermausmann beschränken sich nicht auf die Initialen: Auch Wong hat ihre Eltern bei einem Verbrechen verloren, und Sorrentino zeichnet die junge Frau vor Leid am Boden knieend, wie wir es vom jungen Bruce aus der Crime Alley kennen. Höchste Zeit für das Finale.

Band 3

Batman kommt nach seinem Verhör Otis Flannegans seinem Doppelgänger ein ganzes Stück näher. In der Kanalisation spürt er dessen Versteck auf, aber das heißt noch lange nicht, dass die Jagd damit beendet sei …

Der Abschlussband versucht die Erzählfäden, die in den ersten beiden Bänden ausgeworfen wurden, zusammenzubinden. Dabei bleiben etwa mit dem Schicksal des Baulöwen Wesker auch manche lose Enden übrig.

Der deutsche Titel Die Maske im Spiegel führt weit weg von dem Originaltitel der Serie: Imposter, dt. Hochstapler, einigermaßen bekannt durch den psychologischen Begriff des imposter syndrome, womit man das Phänomen beschreibt, dass erfolgreiche Menschen ihre Leistungen nicht als eigene Erfolge akzeptieren, sondern sich als Hochstapler verstehen.

Der Hochstapler ist natürlich der Schurke, der sich zum Batman-Double aufschwingt und auf dessen Konto zwar nur Verbrecher gehen, diese aber werden weniger sanft zur Strecke verbracht, als Gotham City das von seinem Beschützer gewohnt ist. Unter dem Hochstapler-Syndrom scheint keiner der Beteiligten zu leiden.

Der deutsche Titel erschließt sich nicht auf Anhieb. Natürlich lassen diverse von Sorrentino inszenierte Spiegelungen wie etwa im Falle einer Doppelseite, die man bei der Lektüre drehen muss, den Titel zusätzlich zum Doppelgängermotiv irgendwie rechtfertigen, aber Doppelgänger oder spiegelbildliche Verhältnisse gehören bei Batman nun ja schon sehr lange zum festen Programm.

Die Spannungsverhältnisse zwischen Wayne und Wong einerseits, zwischen Leslie Thompkins und Wayne andererseits machen den Reiz der Serie aus, wobei Batman als widerspenstiger Patient rasch auserzählt ist, wohingegen die Beziehung zwischen der smarten Detektivin und dem harten Verbrecherjäger ganz gut gelungen ist. Die Zeichnungen von Sorrentino sind nicht ganz so avanciert wie bei Gideon Falls, langweilen aber auf keiner Seite. Es bleibt eine sehr solide Serie mit einigen schönen Einfällen, wenn auch kein Meilenstein der Batman-Historie.

Batman – Imposter erschien zuerst zwischen Oktober und Dezember 2021 in mehreren Ländern gleichzeitig, vergleichbar etwa Batman World. Am 22. Februar werden die drei Bände vereinigt in einem Softcover-Sammelband erscheinen, allerdings im verkleinerten Comicbook-Format. Im Falle etwa der von Christian Muschweck so hoch gelobten Rorschach-Serie würde dies vielleicht völlig ausreichend sein, um die schönen Zeichnungen von Andrea Sorrentino allerdings wäre es schade, diese nicht im Albenformat bewundern zu können.

Knutschen & mehr

7von10Batman – Die Maske im Spiegel 1-3
Panini Verlag, 2021
Text und Zeichnungen: Mattson Tomlin, Andrea Sorrentino, Jordie Bellaire
Übersetzung: Josef Rother
60-68 Seiten, Farbe, Hardcover
Preis: 13-14 Euro
ISBN: 978-3741625473 & 978-3741625558 & 978-3741625596
Leseprobe Bd. 1
Leseprobe Bd. 2
Leseprobe Bd. 3

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