Jean Michel Charlier war einer der bedeutendsten Autoren klassischer frankobelgischer Comics. Seine Abenteuergeschichten um Piloten, Piraten, Pfadfinder, Privatdetektive und Kavalleriesoldaten überzeugen bis heute durch geschickt konstruierte Plots und Cliffhanger; als Szenarist spannender Geschichten erscheint er mir bis heute unerreicht. Allerdings muss man als modern denkender Mensch Charliers Erzählungen als guilty pleasure betrachten, die mit modernen Überzeugungen mitunter in Konflikt stehen. Zu unreflektiert ist die Darstellung des Soldaten als Held, zu selbstgefällig die Überzeugung der Hauptfiguren, stets auf der richtigen Seite zu stehen. Jean Michel Charliers Comics idealisieren ein Männlichkeitsbild, das ich nicht per se als negativ oder gar „toxisch“ bezeichnen möchte, im Gegenteil denke ich, dass man sich von einigen der klassischen Tugenden, die in den Comics vermittelt werden, durchaus inspirieren lassen kann, seien es Durchhaltevermögen, Enthaltsamkeit, Improvisationstalent oder schlichtweg technisches Know-how. Problematisch hingegen ist die Empathielosigkeit und Kälte, die Charlier in allzu vielen seiner Geschichten an den Tag legt. Unmöglich, hier eine Trennlinie zwischen dem Autor und seinen Figuren zu ziehen, in der Summe seines Schaffens drängt sich vielmehr der Verdacht auf, dass man Monsieur Charlier gut kennt, wenn man nur lange genug seine Geschichten studiert.
Im ersten Teil des Aufsatzes soll es zunächst um das Selbstverständnis der Figuren in ihrer natürlichen Umgebung gehen, den Kasernen, Forts, Piratenverstecken sowie den Kriegen und Konfliktsituationen, in denen wir die Helden naturgemäß am häufigsten antreffen. Im zweiten Teil möchte ich den Blick erweitern und einen Blick auf die Rolle der Frauen richten, wie sie bei Jean-Michel Charlier Verwendung findet. Obwohl sämtliche Serien Charliers in Männerdomänen spielen und eine männliche Perspektive anbieten, gibt es in seinen Comics viele interessante Frauenfiguren, die stets in einem aufschlussreichen Spannungsverhältnis zu den männlichen Hauptfiguren stehen.
The Loveless
In dem Clint-Eastwood-Film Heartbreak Ridge von 1986 fällt gegenüber einem abgezehrten, verbitterten, von Clint Eastwood gespielten Ausbilder der Spruch „Sie gehören in einen Käfig gesperrt auf dem steht: Nur öffnen, wenn der Krieg ausbricht.“ Die Zeiten, so der Gedanke, haben sich geändert und für derbe Haudegen wie den von Clint gespielten Sergeant Gunny Highway gibt es keinen Platz mehr in einer modernen Armee, die sich zivilisierter und menschenfreundlicher inszenieren will. Aber der alte Krieger weiß es natürlich besser als der Mann am Schreibtisch. Er hat für die Idee der Public Relations nur Verachtung übrig: Krieg ist nun mal Krieg, das können sämtliche Sprachvorschriften und Verhaltenskodexe der Welt nicht ändern.
Jean-Michel Charliers Helden sind aus ähnlichem Holz geschnitzt. Sie sind durch und durch Krieger und für ein ziviles Leben nur bedingt geeignet. Das zeigt sich schon in der ältesten seiner großen Serien, Buck Danny, als die Freunde Buck Danny, Mike Tumbler und Sonny Tuckson nach dem Zweiten Weltkrieg auf Jobsuche gehen (in „Schmuggler am Roten Meer“, 1951) und schnell merken, dass nur das Militär ihnen eine wirkliche Perspektive für ein erfülltes Leben zu bieten vermag. Fast dreißig Jahre später ergeht es den anderen beiden großen Pilotenfiguren, das sind Michel Tanguy und Ernest Laverdure in Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure, ähnlich. In der Episode „Abschied von der Mirage“ (1978) werden die beiden unehrenhaft entlassen, angeblich aufgrund ihrer rabiaten Vorgehensweise; tatsächlich jedoch handelt es sich um eine Intrige des Geheimdiensts. Die Helden sollen nicht mehr für die Luftwaffe sondern vielmehr für Geheimoperationen zur Verfügung stehen. Bevor es soweit ist, versuchen sich Tanguy und Laverdure zunächst jedoch in zivilen Jobs, was in diversen Katastrophen endet und zum nüchternen Fazit führt, dass ziviles Leben für diese Typen wohl kaum das richtige ist. Erst als sie dem Angebot einer dubiosen Flugstaffel für heikle Aufträge nachgeben und – gemeinsam mit Fremdenlegionären – eine von afrikanischen Terroristen entführte Reporterin befreien, sind sie wieder in ihrem Element.
Aber was macht ein Soldat, wenn gerade kein Krieg ist und der Innendienst in der Kaserne den Geist tötet? Mike S. Blueberry vermehrt in aller Regel seinen Sold beim Pokerspiel im Mannschaftsheim und wird oft in Schlägereien verwickelt, und während die strahlenden Helden Tanguy und Danny meist doch recht verantwortungsvoll ihren Tätigkeiten als Testpiloten und Ausbilder fröhnen, mischen die Clowns Sonny Tuckson und Ernest Laverdure in jeder freien Minute den Kasernenbetrieb auf. Ironischerweise sind es gerade diese sympathischen Chaoten, die den Krieg am meisten brauchen, um Männer sein zu können. In Friedenszeiten gibt vor allem Ernest Laverdure gerne den Trottel vom Dienst: Mal kämpft er während des Flugs mit einer Spinne unterm Helm, mal steigt er in einen Farbtopf – natürlich erst nachdem er darauf hingewiesen hat, stets wissen zu wollen, wo er seine Füße hinsetzt. Perfektes Timing, perfekte Situationskomik, perfekter Kasernenklamauk.
In der Geschichte „Sondereinsatz“ (1966) lässt er es besonders oft krachen, wenn er über mehr als zehn Seiten hinweg im Skiurlaub von einer chaotischen Situation in die nächste stolpert und die Komödie später, wieder im Dienst, mit seiner sehr individuellen Art, Auto zu fahren, munter fortsetzt. Dennoch besteht nie Zweifel daran, dass Laverdure der Typ ist, dem man im Ernstfall jederzeit eine Atombombe anvertrauen kann. Er ist einfach nur unterfordert vom zivilen, ereignislosen Leben. Laverdure ist übrigens auch die einzige Charlier-Figur, die an einem sexuell aktiven Leben Interesse zu haben scheint. Das macht ich ihn anfällig für Spioninnen, die sich nur zu gerne an ihn ranschmeißen. In „Abschied von der Mirage“ geben sich seine zahlreichen Verlobten ein Stelldichein, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren, was in eine mehr oder weniger vergnügliche Tortenschlacht mündet, vor allem aber auch eines klarstellt: Laverdure – oder Rene Dupont, wie er in den Ausgaben des Koralle-Verlags noch heißt – ist ein echter Killertyp.
Der Spruch aus dem Clint-Eastwood-Film greift aber nicht nur bei den Figuren, die beim Militär vor lauter Langeweile den Kopf gegen die Wand schlagen, wenn die Routine des öden Innendiensts droht, sie verblöden zu lassen. Auch bei den Figuren, die außerhalb des Systems und der Gesellschaft stehen, verfängt er ausgezeichnet. So ist der Rote Korsar ja vor allem deswegen zum Piraten geworden, weil die französische Gesellschaft ihn maßlos enttäuscht und gekränkt hat. Sein Sohn Rick jedoch will nicht wie der Vater. Ursprünglich wurde er als Kind geraubt, um im Namen seines Ziehvaters an der Gesellschaft Rache zu üben, aber Rick will kein Werkzeug des Vaters sein und arbeitet sich zu einem Kapitän der französischen Seestreitkräfte hoch. In Episode 13 gelingt es ihm, eine Amnestie für den gefürchteten Piraten zu erwirken. Es musste nur die Krise groß genug werden, dass man auf die Expertise des gewieftesten Seeräubers aller Zeiten nicht mehr verzichten kann, schon sind die zahlreichen Verbrechen vergessen. Man muss die Energie des Piraten schlichtweg in die richtige Richtung, sprich die Feinde Frankreichs lenken, schon hat man die perfekte Geheimwaffe. Der Krieg legitimiert in den Comics Charliers so manche fragwürdige Entscheidung. Ironisch jedoch: Gerade indem der Staat den Verbrecher Rotbart amnestiert, bestätigt sich die Verlogenheit des Systems, die der Pirat ursprünglich so verabscheute.
Dass das System, gegen das der Rote Korsar aufbegehrt, unmoralisch ist, zeigt sich auf sehr subtile Weise jedoch schon früh in der Serie: In seinem Bemühen, ein ehrenwerter Seefahrer auf der richtigen Seite des Rechts zu sein, nimmt Rick, der Sohn des Piraten, in Der Rote Korsar 4 („Die Flucht aus Algier“, 1962) den verantwortungsvollen Auftrag an, ein Frachtschiff in die indischen Kolonien zu leiten, welches eine Geheimladung mit großen Mengen Gold an Bord hat. Diese besteht zum Teil aus dem Jahressold für die französischen Truppen, außerdem handelt es sich aber noch um eine beträchtliche Bestechungssumme für den indischen Fürsten, damit dieser einen Aufstand gegen die englischen Kolonialisten initiiert. Wie fragwürdig es ist, auf diese Weise einen Krieg zu provozieren, wird zu keiner Stelle der Erzählung hinterfragt, aber bedenkt man, welches Leid solche künstlich generierten Aufstände in den Kolonien über die Jahrhunderte hinweg verursacht haben, versteht man doch Rotbarts Abneigung gegen die ehrenwerte Gesellschaft etwas besser. Fast wünscht man sich, Rotbart wäre eben doch Pirat geblieben und es wäre nie zur Amnestie gekommen.
Die Rotbart-Comics sind nicht die einzig ambivalente Serie: Auch Leutnant Blueberry ist von Charlier weit weniger eindeutig angelegt, als ein flüchtiges Betrachten glauben lässt. In den später nachgereichten Jugendabenteuern wird Blueberry als dekadenter Südstaatengeck mit rassistischer Neigung eingeführt, der im amerikanischen Bürgerkrieg jedoch schnell zur moralisch einwandfreien Seite der Nordstaatler wechselt. In späteren Alben kämpft er zeitweise für, dann gegen die Indianer, später wird er von der Armee verstoßen und als Krimineller verfolgt, was ihn im Exil bei den Apachen wiederum zum Indianer ehrenhalber werden lässt. Es ist also durchaus ein wiederkehrendes Motiv, dass eine Figur von Charlier selten eindeutig einem Lager zugeschrieben werden kann.
Auf keinen Fall unerwähnt bleiben dürfen in diesem Zusammenhang die Gringos aus Charliers Spätwerk Los Gringos, weil diese sich noch weit mehr als alle anderen Helden einer eindeutigen Festlegung entziehen. Diesen beiden Feuerteufeln ist es tatsächlich völlig egal, welcher Seite eines Krieges sie angehören, solange sie nur Dynamitstangen schleudern und diverse Husarenstücke und Heldentaten durchführen können. Im mexikanischen Bürgerkrieg wechseln die Helden die Seiten öfter als die Unterwäsche und zeigen eine enorme moralische Flexibilität. Vielleicht ist das Anarchische ja tatsächlich das eigentliche Erzählprinzip sämtlicher Comics Charliers.
Eine perfekt geölte Erzählmaschine
Alles in einem Charlier-Comic ist der Funktionalität und der Effizienz untergeordnet. Das gilt für die technischen Wunderwerke der Pilotencomics ebenso wie für die kleinen Dinge des Alltags. Wenn eine Figur selbstgedrehte Zigaretten raucht, dann deswegen, weil man im Anflug von Gefahr dem Feind Tabak ins Gesicht blasen kann. Hat eine Figur eine Armbanduhr, liegt es vor allem daran, dass bei Bedarf das Glas zerschlagen werden kann, um die Scherben dazu zu nutzen, sich von Fesseln zu befreien – wahlweise kann auch das ganze Glas abgelöst werden, um es als Brennglas zu verwenden.
Stets entstammen die technischen Gadgets, die die Figuren anwenden, der Realität und sind penibel recherchiert. Wenn die Kampfjets des Feindes Lenkwaffen abfeuern können, so offerieren die Flugzeuge der Helden die Möglichkeit, Bündel mit Stahlbändern abzuwerfen, um die Lenkwaffe abzulenken. Aber auch wenn ein Held im Urwald notlanden muss und sich umringt von Feinden sieht, kann er auf die Ingenieurskunst von Flugzeugkonstrukteuren hoffen. Er lässt einfach einen Gasballon an einem langen Seil hochsteigen und wartet darauf, dass eine mit Fanggabel ausgerüstete Hercules C-130 geflogen kommt. Die fliegt dann in Richtung des Gasballons, greift mit der Fanggabel das Seil und zieht so den Helden nach oben, der den heranrückenden Feinden nun die lange Nase zeigen kann.
Auch die Atombombe ist letztendlich ein Gadget, das die Effizienz des gegenseitigen Bedrohens deutlich steigert. Deswegen ist es für die Figuren der Charlier-Comics durchaus legitim, den Umgang mit diesen furchtbaren Waffen zu üben und Bomben zu testen, während man natürlich gleichzeitig stets Sorge tragen muss, dass sie nie in die Hände der Feinde gelangen. Während die Atombombe in den Pilotenserien jedoch höchstens in unbewohntem Gelände explodiert, kommen andere grässliche Kriegswaffen gerne und oft zum Einsatz, um die Helden aus gefährlicher Situation zu retten. Man denke nur an das Höllenschiff des Roten Korsar, das mit Hilfe brennender Flüssigkeit, die aus Rohren geschossen wird, ganze Flotten versenken kann. Die Logik des Wettrüstens ist in den Comics von Charlier allgegenwärtig.
Funktional wird selbstverständlich auch der Einsatz von Tieren gesehen. Die Buck Danny-Erzählung „Jagd auf die Erdölgangster“ (von 1950) ist hier sehr typisch in der robusten Erzählhaltung. Auf Seite 3 des Albums freundet sich Sonny Tuckson noch mit einem herrenlosen Hund an, bereits eine Seite später verendet das Tier an vergiftetem Wasser, das für die Helden gedacht war. Ein paar Seiten später befinden sich die Helden mit Dromedaren auf der Flucht vor Wüstengangstern. Um diesen zu entkommen, greifen sie zu einer List: Sie binden alkoholgetränkte Stoffbahnen an das Fell der Tiere und zünden es an, damit die Tiere weiterrennen und nicht anhalten, während die Helden sich zu Fuß verstecken. Zwar wird diese Methode von Sonny als grausam bezeichnet, dennoch bleibt kein Zweifel daran, dass es die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt war. Wieder ein paar Seiten später, töten die Helden, die in der Wüste zu verdursten drohen, ihr letztes Dromedar, um dessen Wasserspeicher zu trinken.
Dem regelmäßigen Leser von Leutnant Blueberry dürfte dieser Tierverschleiß durchaus bekannt vorkommen, denn auch das Reittier dieses Helden ist kein Partner auf Augenhöhe, sondern schlichtweg Mittel zum Zweck. In Blueberry ist es keineswegs unüblich, dass das Tier im Notfall auch bis zum Tod geritten wird. In „Ballade für eine Sarg“ (1972) werden Maultiere gar als lebende Waffen missbraucht. Ihnen wird ein brennendes Pulverfass auf den Rücken gebunden und die Tiere in Richtung der Feinde getrieben. Das ist nochmal eine Steigerung gegenüber der Stampede von Rindern, die in dem vorhergehenden „Der Mann der 500.000 Dollar wert ist“ (1971) in Richtung eines Forts gehetzt wird, dessen Insassen sich effektiv mit Maschinengewehren zur Wehr setzen. Aber was sind tote Tiere, wenn es um das hohe Ziel geht, einen neuen Bürgerkrieg zu verhindern?
Aber kehren wir noch einmal zurück zu Buck Dannys „Jagd auf die Erdölgangster“, das im weiteren Verlauf zunächst etwas burlesk, aber weiterhin sehr effizient, weitergeht. Die Helden versuchen, in einer Wüstenstadt Kontakt zu einer arabischen Prinzessin aufzunehmen, um sie vor drohender Gefahr durch aufständische Beduinen und westliche Gangster zu warnen. Um sich Gehör zu verschaffen, dringt Sonny während des Gebetrufs des Muezzins in ein Minarett ein, hält dem Muezzin den Mund zu und ruft an Stelle dessen „Allah il Allaaah“ ein beherztes „Hello! Miss Myriam El’Maahdi! Ich rufe Miss Myriam Al Maahdi!“ Das weckt natürlich Lynchgelüste unter den gläubigen Arabern, aber natürlich geht dieses Husarenstück zugunsten der Helden aus und Prinzessin Myriam kommt rechtzeitig zu deren Rettung. Interessanterweise charakterisiert Charlier die Prinzessin als gewiefte, moderne Frau, die offen gegenüber westlichen Werten steht und somit ihren männlichen Stammesgenossen, die allzuschnell zum Messer greifen, weit voraus zu sein scheint.
„Jagd auf die Erdölgangster“ mag nicht die beste Erzählung sein, die Charlier je geschrieben hat, dennoch zeigen sich in ihr auf exemplarische Weise Motive, die Charlier bis zu seinem Tod immer wieder neu variiert hat. Während die Helden noch keine rechte Ahnung haben, was man den verfeindeten Stämmen entgegensetzen könnte, zieht die Prinzessin einen beachtlichen Deus ex Machina hinterm Diwan hervor. Nicht weit vom Städtchen befindet sich nämlich ein verwaister Flugplatz mit Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg, die teilweise noch flugfähig sind. Die Helden bringen im weiteren Verlauf der Story sehr hemdsärmelig die Maschinen auf Vordermann und beginnen, Luftangriffe gegen die Feinde zu fliegen. Aber auch die Feinde haben Flugzeuge und so beginnt ein kleiner Krieg, der in seiner Eskalationsspirale – und auch was den Bodycount angeht – noch die frühen Kriegsabenteuer im Pazifik in den Schatten stellt.
Ein Charlier-Held findet immer ein Hilfsmittel und eine Lösung. In „Lady X schlägt zu“ (1956) beispielsweise baut sich Buck Danny mit einfachen Mitteln einen Gasballon, an den er einen Hilferuf an die Außenwelt bindet, in „Sprung in die Freiheit“ (1953) gelingt es Valhardi in höchster Not gar, sich einen Fallschirm zu nähen und aus einem Turm zu springen – eine eher unschuldig-naiv wirkende Volte im sonstigen harten Duktus seiner Geschichten. Charlier-Helden sind Improvisationstalente, die jederzeit einen verwegenen Plan skizzieren können und dabei auch Unwägbarkeiten wie die Windrichtung berücksichtigen. Aber auch der Zufall spielt oft eine Rolle und häufig ist es der verbleibenden Seitenzahl eines Albums geschuldet, ob ein Plan wie am Schnürchen gelingt oder voll an die Wand fährt. Tritt der worst case ein, so hat Charlier dann aber auch kein Problem, den Untergang im ganz großen Stil zu zelebrieren – oft überleben allein die Helden bzw. Figuren, die die Handlung noch voranbringen können.
Nächste Woche: „The female of the species is deadlier than the male.“ (Rudyard Kipling)
Im zweiten Teil des Aufsatzes geht es um charakteristische Frauenfiguren bei Jean-Michel Charlier sowie die Freude des Comicerzählers an Untergangsszenarien, außerdem teilt Christian Muschweck seine persönliche Top Ten von Charliers Comics.
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