In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Thomas: Der zweite Film mit den Guardians of the Galaxy macht im Prinzip alles richtig. Man kann ihm wenig vorwerfen. Mich persönlich hat der Film, in dem alles noch einen Tick schräger, lauter, schriller, bunter und knalliger ist als im ersten Teil, irgendwann eher genervt. Außerdem war er mir – wie fast alle modernen Blockbuster – mindestens eine halbe Stunde zu lang. Ein nettes Gegengift ist da die kleine Animationsserie Rocket & Groot, die Marvels Konzernmutter für den hauseigenen TV-Sender Disney XD produzieren ließ. Jede der 12 Folgen dauert gerade mal 90 Sekunden, ist rasant erzählt und sieht erstklassig aus. Die Firma Passion Pictures richtete sich beim Design der Figuren nach den Rocket Raccoon-Comics von Skottie Young und verleiht der Miniserie einen sehr schicken, modernen Look. Viel Tiefgang haben die superkurzen Episoden natürlich nicht, dafür jede Menge Slapstick in der Tradition alter Cartoon-Klassiker. Obendrein gibt es auch noch, ganz wie bei den „großen“ Fernsehserien, einen übergreifenden Handlungsbogen, der sich über alle 12 Folgen zieht. Rocket und sein Kumpel Groot versuchen – nicht immer auf ehrliche Weise – eine stolze Geldsumme einzusammeln, um sich endlich ein neues Raumschiff leisten zu können. Ansehen kann man alle Folgen in einer Playlist auf dem YouTube-Channel von Disney XD (wo man sich leider nicht exakt an die richtige Reihenfolge gehalten hat):
Christian: Werden klassische Comics in ihrer Drittauswertung als Gesamtausgabe eigentlich noch gelesen oder nur noch ins Regal gestellt? Als bei Egmont vor einigen Jahren die Leutnant Blueberry-Gesamtausgabe erschien, wurde noch darauf geachtet, dass Fortsetzungsgeschichten, soweit möglich, in einem Band zusammengefasst wurden. Entsprechend enthält der vierte Band der Reihe, Das eiserne Pferd und die Sioux, vier Alben, obwohl drei Alben die übliche Anzahl ist. Aber auch bei den Zweiteilern hat man auf Geschlossenheit geachtet und entweder zwei aufeinanderfolgende Stories mit je zwei Teilen in einen dicken Band zusammengetan (Gesamtausgabe Nr. 13: Terror an der Grenze), oder aber als isolierten Zweiteiler in einem dünneren Band mit erweitertem Bonusteil veröffentlicht (Gesamtausgabe Nr. 6: Prosit Luckner und die vergessenen Goldmine, Gesamtausgabe Nr. 14: Der Dreckige Krieg). Es ist ganz deutlich: Die Story steht im Vordergrund und sollte möglichst in einem Rutsch lesbar sein.
In der Nachdruckreihe mit den Abenteuern um Michel Tanguy und Ernest Laverdure wurde mit dieser Veröffentlichungspraxis gebrochen. Von nun ab wurden fast ausschließlich drei Bände zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Das hatte ab der Hälfte der Reihe zur Folge, dass sich immer eine vollständige und eine halbe Story in einem Band versammelten. Wäre das noch vertretbar gewesen, ergibt sich bei den letzten beiden Bänden mit Stories von Jean-Michel Charlier die ungünstige Konstellation, dass die dreiteilige Story Abschied von der Mirage, die als Dreiteiler wunderbar ein dickes Buch gebildet hätte, auch zerstückelt wurde. So finden sich in Gesamtausgabe 8 die Episoden 2 und 3 der Mirage-Geschichte, aber auch der Auftakt der Geschichte Der Spion der vom Himmel kam. Richtig unglücklich wird das durch den Umstand, dass in Gesamtausgabe 9 nicht etwa der Abschluss der Spion-Story kommt, denn die kann aus rechtlichen Gründen derzeit nicht nachgedruckt werden. Stattdessen bringt man im letzten Band neue Abenteuer eines neuen Autorenteams. Das nenne ich eine etwas an die Wand gefahrene Veröffentlichung. Es wirkt zumindest lieblos zusammengedruckt – auch wenn das Zusatzmaterial durchaus über jeden Zweifel erhaben ist.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Gesamtausgabe des Roten Korsaren ähnlich unsensibel zusammengestückelt wurde – aber halt: Es gibt ein paar feine Unterschiede. Zwar handelt es sich auch hier die meiste Zeit um Zweiteiler, die im Drei-Alben-Schema zusammengedruckt sind, und anders als damals bei Blueberry hat man auch den epischen Vierteiler um eine entführte Thronerbin nicht komplett abgedruckt, sondern gemeinerweise nach drei Teilen vorerst abgewürgt. Mehr noch: Der Folgeband beinhaltete auch nicht die Fortsetzung um die Story mit der Gräfin, sondern späteres, von Pellerin gestaltetes Material. Haben wir hier also die gleiche Katastrophe wie bei Michel Tanguy? In Ansätzen ja, aber sie lässt sich besser begründen; denn leider verstarb Victor Hubinon nach der dritten Episode des epischen Vierteilers und sein Nachfolger Jijé brach derart grob mit dem Zeichenstil, dass das letzte Kapitel zusammen mit den anderen Episoden seltsam ausgesehen hätte. Jijé zeichnete danach noch eine weitere Folge, bevor auch er verstarb und den Zeichenstift so weiterreichte an Gaty, was erneut zu einem Stilbruch führte. So beinhaltet die aktuelle achte Ausgabe der Gesamtausgabe um den Roten Korsar nur die beiden von Jijé gezeichneten Geschichten, die eine der Abschluss eines Vierteilers, die andere der Auftakt eines neuen Vierteilers. Viele Fans schreien Zeter und Mordio ob dieser Zusammenstellung, aber es ist die einzige Veröffentlichungsweise, die innerhalb der Bände völlige stilistische Geschlossenheit ermöglicht (außerdem ist das Zusatzmaterial vorbildlich und umfangreich zusammengestellt). Damit ist gleichzeitig aber auch der Beweis vollbracht, dass es nur noch darum geht, die Künstler möglichst ohne stilistische Verwerfungen präsentieren zu können. Dass die Stories zerstückelt werden, ist dem klar untergeordnet.
Daniel: Ich befinde mich gerade auf der Rückreise von einem Brettspiel-Event. Auf Burg Stahleck präsentierte der Heidelberger Spieleverlag in den vergangenen Jahren seinen Helfern, Händlern und Bloggern neue Prototypen und bald erscheinende Spiele. Seit letztem Jahr gehört der Verlag zur Asmodee Gruppe, das bedeutet für Stahleck, dass neue Gäste den wunderschönen Blick auf den Rhein und auf die Spiele genießen können. Ich habe an zwei Tagen 13 Spiele gespielt. Jetzt habe ich 20-seitige Würfel als Augen. Mein Favorit war „When I Dream“ ist ein wunderschön gestaltetes Spiel, bei dem Spieler ihre Träume erraten müssen. Dazu stülpt sich der erste Träumende eine Maske über die Augen. Die restlichen Mitspieler versuchen ihn mit einem Begriff daran zu erinnern, was er geträumt hat. Das ganze Spiel läuft auf Zeit und je mehr Begriffe der Träumer errät, umso besser für ihn. Doch einige Mitspieler haben Interesse daran ihm seinen Traum zu verderben: Sie haben eine Alptraumkarte gezogen und locken den Träumer auf die falsche Fährte locken. Auf dem Burgevent konnte ich das neue „The Godfather“-Brettspiel und ein paar Runden „This War of Mine“ spielen. Das reicht nicht wirklich aus, viel über die Spiele zu sagen, macht aber Lust auf mehr. Doch jetzt brauche erstmal Ruhe – ohne Würfel, Karten und Karton.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.