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Währenddessen… (KW 49)

Währendessen, heute mit den neuesten Star Wars-Comics. Außerdem entführt uns Niklas in die Zeit von König Artus. Christian feiert dagegen ganz im hier und jetzt das Tatort-Jubiläum und ist begeistert von den aktuellen Folgen.

Stefan: Ich mag die neue Star Wars-Trilogie und finde Rey wirklich sympathisch. Sie ist ebenso wichtig als Identitätsfigur für junge Mädchen wie Captain Marvel und damit höchst willkommen und längst überfällig. Somit hatte ich mich auch auf Heft 64 der Star Wars-Reihe gefreut. Zwar hat The Mandalorian das Niveau und die Erwartungen an neue Geschichten aus dem Universum rund um Jedi-Ritter und Sith gewaltig angehoben und dank der TV-Serien Rebels und Resistance sowie des drolligen Lego-Weihnachtsspecials (alles auf Disney+ zu sehen) besteht eine gewisse Übersättigung, doch der Comic ist trotzdem ganz nett.

Zwei Kurzgeschichten finden sich im Heft plus der gewohnt hochwertige redaktionelle Teil sowie der Funny-Strip von Matthias Kringe:

  • „Allein“ erzählt von Reys Suche nach Luke Skywalker und bietet sehenswerte Action auf einem Schrottplaneten sowie einen emotionalen Moment mit General Leia Organa. Eine nette Ergänzung zum Film „Episode VII“.
  • „Scheitere. Oder lösch es aus!“ beleuchtet die Ausbildung Kylo Rens durch Snoke. Im Fokus steht sowohl der Konflikt mit Bens Eltern als auch eine sinnvoll genutzte Reminiszenz zu Lukes Ausbildung durch Yoda, die eindrucksvoll vorwegnimmt, wie sehr Ben, der sich nun zwar Kylo Ren nennt und Darth Vader nacheifert, verstanden hat, in welche Richtung ihn der manipulative Snoke drängen will. Diese Geschichte bleibt dann deutlich länger im Gedächtnis als Reys Auftritt – vermutlich deshalb, weil Kylos Konflikt mit mehr Tiefgang und Originalität erzählt wird.

Niklas: Mein liebstes Spiel in diesem Jahr dreht sich wieder um König Arthur und seine Ritter. In Pendragon steuere ich stark gealterte Charaktere aus der Sage, um dem König bei der Schlacht gegen seinen wahnsinnigen Sohn Mordred beizustehen. Die Chancen stehen schlecht und das Reich ist eigentlich schon untergegangen, aber irgendjemand muss ja das Richtige tun – und sei es auch nur um es zu versuchen.

Pendragon ist ein Roguelike, das wie ein besonders schön gemaltes Brettspiel aufgemacht ist. Ich liebe diesen Stil einfach, der mich an mittelalterliche Wandteppiche und Figuren aus aufwendigeren Brettspielen wie HeroQuest oder Talisman erinnert. Meine Charaktere bewege ich linear oder diagonal, um entweder alle feindlichen Figuren zu beseitigen oder das Ende des Spielbretts zu erreichen, womit die Partie automatisch gewonnen ist. Wie bei Schach kann jede Figur durch einen einzigen guten Zug aus dem Spiel genommen werden, egal wie mächtig sie ist. Jeder Charakter besitzt mindestens eine spezielle Fähigkeit, die von einen Bogenschuss bis hin zur Bezauberung von wilden Tieren reichen. Außerdem kommen noch weitere Fähigkeiten dazu, je nachdem wie die Geschichte verläuft. Alle Wendungen in der Geschichte können hilfreich sein, nicht nur die Guten. Wenn also ein rekrutierter Ritter vor meinen Augen stirbt, kann mir das genau die Fähigkeit geben, die mir beim Kampf gegen Mordred einen Vorteil verschaffen wird. Oder es bedeutet einfach, dass ich einen Begleiter verloren habe und mich alleine einer Übermacht von bösen Rittern und Wölfen gegenüberstehe. Ich muss vorsichtig sein, denn meine Gegner sind nicht von schlechten Eltern. Je höher der Schwierigkeitsgrad ist, desto schlauer sind sie und desto besser können sie ihre eigenen Fähigkeiten einsetzen. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass die in der Partie erzählte Geschichte länger ist.

Denn Pendragon ist auch ein narratives Spiel, das mit vielen Versatzstücken immer wieder eine bewegende Geschichte über Verlust und Reue erzählt. Alle Charaktere bereuen, was sie in der Vergangenheit getan haben, seien es verbotene Liebesbeziehungen oder dass sie Mordred nie dabei geholfen haben, ein besserer Mensch zu werden – oder ihn schon früher beseitigt haben. Am besten gefällt mir, dass ich nicht nur klassische Helden wie Lancelot und Gawain spielen kann, sondern auch oft vergessene oder ungerecht behandelte Figuren wie Königin Guinevere und Sir Kay. Ich entdecke bei jedem Durchgang immer wieder neue Seiten an ihnen. Gerade Sir Gawain – in dieser Version ein selbstzerstörerischer Trinker – und Guinevere sind mir sehr ans Herz gewachsen. Eine nette Mechanik sind die Gespräche am Lagerfeuer, in denen alte Sagen und Märchen nacherzählt werden. Das vertieft nicht nur die Beziehungen sondern zeigt noch mal auf einer Metaebene, dass diese Geschichte die Figuren der Sage dazu benutzt, um eine Geschichte über die Zerstörung einer guten Welt durch einen hasserfüllten Demagogen zu erzählen. Ein zeitloses Thema.

Es mag Spiele mit noch ausgefeilteren Kämpfen geben, aber die Art, wie Pendragon seine Geschichte erzählt und dass mit jeder Partie eine Geschichte voller Wendungen erzählt wird, begeistert mich nach vierzig Stunden immer noch. Dieses Spiel ist nicht nur mechanisch ausgefeilt, es ist Kunst. Pendragon ist derzeit nur auf Steam erhältlich, aber da Weihnachten fast da ist, wird es bestimmt bald einen Sale geben.

Christian: Nun, ist Juliane Modica im ersten Teil des Tatort-Zweiteilers „In der Familie“ nun gestorben oder nicht? Freunde von mir behaupten allen Ernstes, sie lebe noch – und es hat ja auch tatsächlich ein bisschen so ausgesehen, als atme sie. Auf Twitter wurde schon gehöhnt, wie schlecht Antje Traue die Tote gespielt hätte, aber ich fürchte, das war ein makabrer Scherz von Dominik Graf, der uns Zeuge ihres letzten Atemzugs hat werden lassen. Ich traue Graf ja tatsächlich alles zu: So äußert er sich in seinem Buch Schläft ein Lied in allen Dingen, in dem er sich verkannten Nischenfilmen zuwendet, begeistert über die billigen „Brutzeleffekte“ in Fulcis Contrabande – Syndikat des Grauens, und kürzlich hat er tatsächlich in der Zeit eine Lanze für den New York Ripper gebrochen. Dominik Graf nimmt den Marsch durch die Institutionen ernst und findet immer wieder Gelegenheiten, das deutsche Fernsehen mal ein bisschen aufzumischen. Da wird der gemütliche Fernsehabend manchmal etwas fordernder als für gewöhnlich.

Aber nicht nur Dominik Graf garantiert guten Tatort. Die letzten fünf Wochen des Fernsehdauerbrenners waren überragend. Die Geistergeschichte „Parasomnia“ beispielsweise weckte wohlige Erinnerungen an diverse italienische und amerikanische Gruselkrimis, ohne auch nur eine Sekunde forciert zu wirken,  wohingegen der Thiel-Krimi „Limbus“ mit gefälligem Experimentalplot beste Unterhaltung auf bewährtem Niveau bieten konnte. Klassische Krimikost gab es beim Stuttgart-Tatort mit „Der Welten Lohn“, dessen Racheplot voll mit Wirtschaftskriminellen, dubiosen Security-Typen und Killern schon fast Punisher-Max-Niveau erreichte. Am schönsten war aber der ebenfalls kuriose Fall mit Ulrich Tukur, „Die Ferien des Monsieur Murot“: Die Komödie über zwei Männer, die ihre Identitäten tauschen, war nicht nur lustig, sondern auch in schönen Farben inszeniert. Eine Augenweide, die zu keinem Zeitpunkt langweilte.

Alle fünf Tatorte des letzten Monats waren höchst unterschiedlich und sehr unterhaltsam. Ein guter Zeitpunkt, mal wieder in die Serie einzusteigen. Die Filme sind alle in der ARD-Mediathek abrufbar.

 

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