Heute geht es in „Währenddessen“ endlich um Hansrudi Wäschers Stargate-Episode.

Nick 98 von 1960. (c) Lehning-Verlag
Christian: Hätten Sie’s gewusst? Schon 30 Jahre vor Roland Emmerich gab es in Hansrudi Wäschers SF-Serie Nick der Weltraumfahrer ein Dimensionsportal, das ganz ähnlich wie ein Stargate funktioniert. Aber dann verzettelt sich der Autor ziemlich mit der Technik und am Ende war’s doch nur ein besserer Expresslift. Aber wozu auch hätte es bei Nick, der Weltraumfahrer, noch eines Stargates benötigt. Mit dem Sternenschiff kommt er doch sowieso schneller als ein Wimpernschlag in jede gewünschte Ecke des Universums. Immerhin, ein paar Cliffhanger lang trägt die Idee sehr gut und wirkt spektakulär und geheimnisvoll.

Nick 93 von 1960.
Es beginnt mit „Versunkene Pracht“. Das Sternenschiff findet antike Ruinen im Weltall. Hier muss vor langer Zeit eine Hochkultur geherrscht haben, jetzt gibt es hier nur noch Vulkane, fleischfressende Agaven und Riesenechsen. Im Inneren eines Ruinentempels finden die Weltraumfahrenden haufenweise Edelsteine, was dazu führt, dass einige von Nicks Offizieren der Gier anheimfallen und sich zu offener Meuterei hinreißen lassen: „Wir wollen umkehren“, sagen die Verräter. „Wir pfeifen auf den Vertrag und die Anderen werden auch drauf pfeifen, wenn sie erfahren, was wir gefunden haben.“ Außer ihren Skrupeln haben die Schufte auch jeglichen Professionalität abgelegt und nicht im Traum daran gedacht, dass die Edelsteine mit einem tödlichen Kontaktgift versehen sein könnten; und der Tod hat einen langen Arm. So it goes.

„Wir wollen umkehren!“ – Aus Nick 97 (Der Tod hat einen langen Arm).
Jetzt ist Jack der Jäger wieder der einzige Mistkerl an Bord. Der ist zwar seit einiger Zeit Crewmitglied auf Bewährung, trauen darf man ihm aber nicht, wie sich bald herausstellt. Sobald er auf dem ersten Planeten landet, auf den ihm die primitiven Eingeborenen wie einen Gott verehren, nutzt er das zu seinem Vorteil auf ruchlose Weise aus.
Aber wie erhält er seine Chance? Nun, dazu benötigt er das „Stargate“. Nicks Crew findet einen seltsamen Torbogen im Innern der Ruine, aber noch bevor sie sich gewahr werden, dass man es hier mit etwas Besonderem zu tun hat, fällt Jack in einem Moment der Unachtsamkeit hindurch und ward nie wieder gesehen! Da läuten alle Alarmglocken. Wurde er desintegriert?

Aus Nick 97 (Wahnsinnig?)
Methodisch durchkämmen Nick und seine Wissenschaftler die Umgebung des Torbogens und finden eine Art Schaltpult, auf dem sich die Planeten des Sonnensystems befinden. Zwar finden sie schlussendlich heraus, dass, sobald man einen Zeiger auf die Verkörperung eines Planeten stellt, das Dimensionsportal zu eben diesem Planeten die Tür öffnet, aber bis es soweit ist, bedarf es einiger Versuche. Beim Anvisieren von Planet 1 materialisieren sich ätzende Schleimmonster und drängen mit solcher Vehemenz durch das Tor, dass es einem drohenden Weltuntergang gleichkommt, Planet 2 wiederum, auf den Jack sich versehentlich gebeamt hat, kann von den Freunden nach Jacks Verschwinden nicht mehr angesteuert werden und die Verkörperung auf dem Schaltpult ist schwarz geworden. Aber warum?
Was die Freunde nicht wissen können: als Jack auf dem zweiten Planeten des Systems landete, stolperte er mehr oder weniger direkt in den Palast einer bisher unbekannten Kultur und schafft es binnen Minuten, den dort Ansässigen vorzumachen, er sei der lang erwartete Gott, auf den sie dort seit Jahrhunderten warten. „Eine Welt zu Füßen“ lautet der vielversprechende Titel des Hefts, und weil sich Jack diese wunderbare Fügung, ein Gott sein zu dürfen, auf keinen Fall wieder wegnehmen lassen will, zerstört er das Dimensionstor dieses Planeten. Und so wurde die Verkörperung des Planeten am anderen Ende des Systems schwarz.

Aus Nick 99 (Eine Welt zu Füßen).

Aus Nick 100 (Gefährliches Experiment).
Und damit hat leider auch schon der Stargate-Plot ausgedient. Nick und seine Kerncrew ahnen, dass Jack vermutlich auf Planet 2 gestrandet ist und brechen mit dem Sternenschiff auf, um ihn zu retten, nicht ahnend, dass er dort inzwischen ein Regime als intriganter Gott führt und sich ein Duell mit der ansässigen Königin gibt, die als Einzige sein Spiel durchschaut. Und so sind wir mittendrin in Wäscher-Country: Dschungel, Verliese, tyrannische Herrscher und Intrigen sind die Bausteine, die sich in jede Reihe des Wäscher-Kosmos fügen. Die Serie Nick war lange viel mehr als nur eine Anhäufung typischer Versatzstücke. Aber jetzt sind wir da angekommen, wo alle Wäscher-Reisen irgendwann hinführen, nur gibt es diesmal Strahlenwaffen und Antigravitationsplättchen.

Unterirdische Flüsse, Speere, Verließe und Intrigen. Welcome to Wäscherworld. Aus Nick 107 (Verhängnisvoller Ehrgeiz).
Das Ende der Reise ist es deswegen noch lange nicht.






