Klare Kante im Weltall in den Nick-Heften.
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Endlich wieder blauer Himmel über der Erde. (Alle Abbildungen (c) Walther-Lehning-Verlag/Hansrudi Wäscher)
Christian: Meine Re-Lektüre von Nick geht in eine neue Runde. Ab Nick Nummer 67 beginnt ein neues großes Abenteuer für Nick. Damit einher geht, wenn auch nur am Anfang, eine gewisse Leichtigkeit. Zum ersten Mal seit vielen Heften geht es nicht mehr um ein totalitäres System, um Arbeitslager, um gigantische Drohkulissen. Die Schurkereien von Jack dem Jäger bleiben doch einigermaßen überschaubar und die Motivation sind rein persönlicher Natur. Gute alte Habgier, guter alter Ehrgeiz. Vom Kampf der Systeme bleiben wir fürs erste verschont.
Jack, der Jäger, möchte gerne bei der großen Raumexpedition mit dem interplanetaren Sternenschiff dabei sein, um seltene Tiere für den Weltraumzoo einzufangen. Aber er hat eine Konkurrentin namens Jane Lee. Beide möchten sich qualifizieren als beste Zoologen für die Raumfahrt, beide suchen sie deswegen den Kontakt zu Nick. Jack ist dabei etwas schneller und schmiedet vom ersten Augenblick an eine Intrige gegen Jane, indem er sich als Opfer ihrer Machenschaften stilisiert. Ein inszenierter Anschlag überzeugt Nick, dass Jack die Wahrheit spricht, so dass Nick Jack nur allzu gerne mit auf die Venus nimmt, wo dieser sein Können unter Beweis stellen soll, bevor es auf die ganz große Reise geht. Aber bald kommt die Wahrheit ans Licht: Jack wird entlarvt. Nick und seine Freunde nehmen nun Kontakt zu Jane Lee und ihrem Team auf, die ebenfalls auf der Venus ist. Alle Missverständnisse werden umfassend ausgeräumt.
Dem nun enttarnten Jack gelingt es aber auf sehr rücksichtslos-rabiate Weise, seine bisherigen Partner in einer Einöde auf der Venus auszusetzen, deren Tod vorzutäuschen und sich als einzig Überlebender einer Expedition auszugeben. Nun ist er der einzige, der noch als Zoologe für die große Expedition in Frage kommt. Nach nur wenigen Heften geht also doch schon wieder ziemlich um die Wurst.
Die Titel der Hefte geben ziemlich viel Auskunft über die Eskalation der Spannungskurve:
67: Jack der Jäger
68: Gefährlicher Ehrgeiz
69: Der Tod ist an Bord
70: Die Hölle ist los
71: Nick setzt sein Leben ein
72: Jane Lee wehrt sich
73: Letzter Verrat
74: Keine Hoffnung mehr
Man beachte das fehlende Satzzeichen am Ende von Nummer 74: „Keine Hoffnung mehr“ wird hier nicht mit einem Fragezeichen versehen, sondern als Fakt gesetzt. Man muss sich das so vorstellen: Man liest 1960 das neueste Nick-Heft mit einer bis dorthin durchaus spannenden Geschichte, fiebert einer Auflösung entgegen, aber die Story zieht dich immer tiefer in die Situation, so dass am Ende des Heftes nur noch deutlicher als davor kein Ausweg in Sicht ist. Da kann die Wartezeit zum nächsten Heft schon mal lang werden. Heft 75, „Wettlauf mit der Zeit“, weckt zwar Hoffnung, aber mit Nummer 76, „Schon gestartet“, bestätigt sich schon wieder, dass es eben doch keine Hoffnung gibt: das Sternenschiff ist abgeflogen, Jack ist an Bord. Nick und Freunde sitzen auf der Venus und können froh sein, wenn sie wenigstens das überleben. Vier Wochen lang geht das jetzt schon.
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Abgekämpft und doch zu spät. Nick muss gut einstecken im neuen Zyklus.
Mit Nummer 77, „Wo ist das Sternenschiff“, wendet sich dann doch noch alles zum Guten: Xutl, der Kapitän des Sternenschiffs, hatte den Hyperraumantrieb noch nicht gezündet und kann deshalb doch noch in letzter Sekunde zurückgerufen werden. Jack aber wandert in den Knast.
Besonders bitter: ein völlig unbescholtener Raumpilot namens Ben, der vom perfiden Jack unter vorgehaltener Pistole zur Zusammenarbeit gezwungen wurde, verliert ebenfalls seinen Job. Die Begründung des Kommandanten: „Sie sind ein Feigling! Jack kann kein Raumschiff fliegen! Sie hätten tausend Möglichkeiten gehabt, ihn zu überwinden!“ Darauf Ben, „Aber seine Pistole …“, was den Kommandanten wenige überzeugt: „Es wäre Ihnen ein leichtes gewesen, während des Fluges den Andruckneutralisator abzuschalten. Jack wäre im Bruchteil von Sekunden bewusstlos geworden! Sie sind nicht würdig, weiter in den Reihen der Raumpiloten zu verweilen!“ Das sind klare Ansagen hier.
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Excuses, excuses! Aus Nick 78 (Ein verzweifelter Versuch).
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Klare Kante! (ebd.)
Ob wir aber Jack tatsächlich nun zum letzten Mal gesehen haben? Natürlich nicht: der Schuft fingiert seinen Selbstmord in der Gefängniszelle und schafft es, zu entkommen. Bei der sich anbahnenden Expedition ist er natürlich mit an Bord. Das Abenteuer geht weiter und bei der nun startenden Expedition ist natürlich ein ausgemacht fieser blinder Passagier mit an Bord.
To be continued …
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Jack, die Ratte.
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