Neues vom einstigen und zukünftigen König. Niklas hat eine reizvolle Sammlung von Artus-Geschichten für uns gesichtet.
Niklas: Die Geschichten von König Arthur und seinen Rittern der Tafelrunde sind konzeptionell zeitlos, aber oft nur schwer zu genießen, wenn man nicht gerade Sprachwissenschaftler ist oder Freude an mittelalterlicher Lyrik hat. Thomas Malorys Version der Sage war schon ein Versuch, diese Geschichten in Prosa zusammenzufassen und gilt bis heute auch als das Standardwerk für alle, die sich mit dem Mythos beschäftigen wollen. Aber Malory hat längst nicht alle Geschichten gesammelt. Tatsächlich enthält seine Version nur einen Bruchteil von dem, was im Laufe der Jahrhunderte gesammelt wurde. Schon im Mittelalter war Arthur ein beliebter Stoff, ironischerweise stammen die meisten und berühmtesten Geschichten dieser Zeit nicht aus England. Viele dieser Erzählungen werden oft nur in obskuren Sammelbänden für Liebhaber gesammelt.
Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde von John Matthews ist eines dieser Werke, die sich auf die weniger bekannten Geschichten konzentrieren. Unter anderem ist hier auch eine gestraffte Version des deutschen Romans Lanzelet enthalten, der eine alternative Hintergrundgeschichte des berühmten Ritter Lancelots erzählt. In dieser Version ist der edle Streiter der Christenheit mehr ein kampflustiger Schläger, der sich mit allem und jedem messen möchte, was ein Schwert trägt und von einer heidnischen Fee aufgezogen wurde. Da ich aber mehr ein Fan von Ritter Gawain bin, freut es mich am meisten, dass König Arthurs Neffe in diesem Buch einen ganzen Abschnitt mit fantastischen Geschichten serviert bekommt. Unter anderem reist er mit einem ohrenlosen Hund umher, um ein Königreich zu retten, während er immer darum bemüht ist, sich als ehrenhafter Ritter zu beweisen.
Aber auch über Gawain und Lancelot hinaus sind die meisten Geschichten sehr fantastisch und mehr in einer märchenhaften Traumwelt denn einer realistischen, mittelalterlichen Welt angesiedelt. In diesem arthurianischen Camelot zieht man nicht wegen leerer Staatskassen oder dem Druck der Vasallen in den Krieg, sondern der Ehre und des Anstands wegen. An jeder Ecke warten versteckte Feenreiche darauf, vom Bösen erlöst, und Prinzessinnen, mit edlen Recken vermählt zu werden. Viele Motive und Geschichten wiederholen sich stetig, das Publikum war schließlich mittelalterlicher Adel mit beschränkten Interessen und Referenzen, aber wenn einen die Geschichten in den Bann ziehen, dann kann ich den Atem der bösen Drachen schon fast riechen, während mein Herz mich schon zur nächsten Aventüre ruft.
Das Buch wurde reichlich mit Bildern des Illustrators John Howe, den bestimmt einige als Illustrator von Sammlerausgaben des Herrn der Ringe oder des Kleinen Hobbits kennen, illustriert, und die deutsche Ausgabe von Klett-Cotta liegt gut und stabil in der Hand. Ein umfangreicher Kommentar John Matthews über den Ursprung wurde ebenfalls hinzugefügt, genau wie alle zitierten Werke aufgelistet werden. Wer also seine eigenen Forschungen um den nicht sterben wollenden König beginnen möchte, hat hier einen guten Start gefunden. Mir gefällt das Buch alleine schon deswegen, weil es einen alternativen Schluss zur Sage bietet und auch dem Hofzauberer Merlin die eine oder andere Geschichte serviert.