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Währenddessen… (KW 27)

Beim kleinen Indie-Label Rotopol widmet man sich den großen Göttersagen. Das sollte hellhörig machen. Niklas hat Max Baitingers Heimdall für uns gelesen.

Erschienen bei Rotopol. Alle Abbildungen © Rotopol, Baitinger

Niklas: Einer meiner liebsten Comics, für den ich nie eine Rezension geschrieben bekomme, ist Heimdall von Max Baitinger. Es passiert nichts, Heimdall erzählt auf 48 Seiten nur, welche Rolle er und alle anderen Lebewesen in der Welt zu spielen haben. Sein Vater Odin macht die Welt, sein Bruder Thor das Wetter. Heimdall hält Ausschau nach dem großen Wolf, der die Sonne verschlingen wird, dann wird er in sein Horn blasen und die Endschlacht beginnt.

Alles in diesem Comic ist vorhergesehen, ein göttlicher Plan Odins, von dem niemand abweichen kann, weder Gott, noch Monster und schon gar nicht die Sterblichen. Heimdall erzählt das alles sehr lakonisch, denn für ihn steht alles schon fest. Trotzdem gibt es immer Eventualitäten, die er nicht bedenkt, Gedanken, die nicht zu seiner Aufgabe passen, ein impliziter Wunsch, sich von der göttlichen Routine zu befreien.

Jeder der Götter hat seine Augabe.

Es sind diese kleinen Zwischentöne, die Heimdall für mich interessant machen. Am Ende der Lektüre ergibt sich nicht das Bild einer wohlmeinenden göttlichen Ordnung, sondern eines auf die Ewigkeit angelegten Betrugs, dem selbst die Betrüger nicht entkommen können. Vor allem Heimdall nicht, der am Ende nur warten und sein Horn blasen kann.

Diese düstere Nichtgeschichte wird mit viel trockenen Humor aufgelockert. Für mich sticht eine Szene hervor, in der zwei auserwählte Krieger Walhallas für die Endschlacht üben. Der Kampf verwandelt sich mit der Zeit von einem ehrenhaften Duell in eine blutige Schlägerei, in der am Ende die Krieger nicht nur ihrer Würde, sondern auch einiger Körperteile beraubt wurden. Ein weiteres Detail, das verdeutlicht, wie falsch das Spiel Odins, des Weltenschöpfers, zu sein scheint.

Die Routine der verstorbenen Krieger Walhallas.

Die Zeichnungen sind einfach wunderbar. Der Stil ist schlicht und erinnert mich größtenteils an Bilder auf alten Steinen und Waffen. Wikipedia erzählt mir, dass es sich dabei um den Jelling-Stil handelt. Jedenfalls macht er Heimdall einzigartig und zu einem Comic, über den ich vielleicht nicht viel sagen, den ich aber immer wieder lesen kann.

Heimdall bekam eine Neuauflage als Hardcover bei Rotopolpress spendiert. Es ist ein schönes Büchlein, das gut in der Hand liegt und bestimmt auch Ragnarök überstehen wird.

Eine Leseprobe findet ihr HIER!

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