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Währenddessen… (KW 20)

© DC Comics, The Writer, Alan Moore, Dave Gibbons

Christian: Seit Covid-19 sind einige Comics reicher an Bedeutungsebenen geworden. Bei DC Comics hatte man mit Dr. Manhattan aus Watchmen schnell ein sympathisches Meme zum Social Distancing zur Hand. Auch möchte man durchaus gerne Superman sein, wenn es ans Social Distancing geht. Seine Festung der Einsamkeit macht ja regelrecht Lust auf einen befristeten Rückzug ins Private.

© DC Comics

In der Realität fühlte es sich aber dann doch eher an wie damals bei Anton Arcane in Swamp Thing, als dieser nach seinen zahlreichen Untaten fortan in der Hölle den Rest der kommenden Zeit verbringen musste. „Ich sehe bestimmt schlimm aus“, ruft Arcane aus einem recht höllischen Abfallhaufen seinem Feind, dem Swamp Thing zu, „In mir schlüpfen gerade Insekten aus ihren Eiern. Durchaus angemessen, haha. Aber jetzt, bevor du gehst, sag doch bitte: Wie viele Jahre bin ich jetzt schon hier?“ Darauf das Swamp Thing: „Seit gestern“. Tja, so eine gechillte Woche Social Distancing bei DVDs in der persönlichen Fortress of Solitude ist schon ganz cool, aber die Aussicht, dass das bis weit ins nächste Jahr so weiter geht – da verschiebt sich auch das Zeitgefühl.

© DC Comics, Alan Moore, Stephen Bissette, John Totleben

Der sogenannte Wohlstandstrotz, der die Leute völlig ignorant gegenüber der vor der Haustür grassierenden Gefahr werden lässt, wurde wohl nirgends so treffend abgebildet wie in der Prinz-Eisenherz-Episode um Burg Andelkrag. Obwohl diese Burg seit vielen Wochen von den Hunnen belagert wird, denken die Andelkrager gar nicht daran, ihre Vorräte zu rationieren. Im Gegenteil gibt es jeden Abend ein rauschendes Bankett, als gäbe es kein Morgen. Als dann der letzte Tropfen Wein vergossen ist, begehen die Andelkrager Frauen kollektiven Selbstmord, um nicht den Hunnen in die Hände zu fallen und die Krieger stürzen sich in ihr letztes Gefecht. Aber wenigstens hat man nie seinen Lebensstandard eingeschränkt. Nie!

© Hal Foster, Bocola

Auch in Terry and the Pirates gab es 1936 eine bemerkenswerte Episode um den Ausbruch einer Seuche. In der Arbeitersiedlung einer Kopra-Plantage ist die Pest ausgebrochen, woraufhin die amerikanischen Arbeitgeber schnell effektive Quarantänemaßnahmen einleiten. Dennoch sind die noch gesunden Arbeiter wenig begeistert, dass ihre funktionstüchtigen Wohnungen von den amerikanischen Herren aus Gründen der Seucheneindämmung niedergebrannt werden. Ihnen ist nach ausgleichender Gerechtigkeit und so drohen sie, die Besitzstände der Plantagenbetreiber ebenfalls mit Feuer zu zerstören. In höchster Not jedoch entscheidet sich die dubiose Miss Burma, die jahrelang mit Piraten Geschäfte gemacht hat, zu einem folgenschweren Schritt: Sie leert ihren Koffer mit gestohlenen Juwelen vor den rachsüchtigen Arbeitern aus, woraufhin diese sofort von ihren zerstörerischen Plänen ablassen und sich stattdessen gierig auf den Schatz stürzen. Die menschliche Gier ist eben doch größer als der Stolz. Vermutlich ist das Szenario sogar realistisch – die Wut der Armen ist es auf jeden Fall. Dennoch stimmt einen das kolonialistische Szenario heutzutage nachdenklich.

© Flying Buttress, Milton Caniff

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