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Währenddessen… (KW 11)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Ewig schade, dass Josh Kirbys großartige Panoramen in den Neuauflagen nicht mehr verwendet werden.

Niklas: Der zweite Omnibus von Rex Mundi muss diese Woche aussetzen, da sich am Donnerstag der Tod von Sir Terry Pratchett zum fünften Mal jährte. Deswegen möchte ich mal wieder einen seiner Scheibenweltromane besprechen.

Voll im Bilde (Moving Pictures im englischen Original) dreht sich um Filme und den Horror eines H.P. Lovecrafts. Denn nachdem ein Alchemist eine bahnbrechende Erfindung macht, können nun Bilder in Bewegung gesetzt werden, um mit ihnen Geschichten zu erzählen. Und am besten geht das in den einsamen Hügeln eines abgelegenen Ortes namens Holy Wood. Ein gewisser Zauber haftet der einsamen Gegend an, weswegen viele Bewohner Ankh-Morporks aufbrechen, um dort ihr Glück zu machen. Eine ganze Industrie wird über Nacht aus dem Boden gestampft und nach und nach wird deutlich, dass etwas Mächtigeres als der Wunsch nach Ruhm und Geld hinter der ganzen Sache steckt. Denn eine finstere Macht zieht im Hintergrund die Fäden. Eine finstere Macht, die danach hungert, angebetet und nicht vergessen zu werden, so wie auch die zahlreichen Schauspieler*innen, die ihrem Zauber erliegen.

Voll im Bilde ist eines der sehr leichtherzigen Bücher der Scheibenwelt-Reihe. Zwar wird zum Schluss der Einfluss der dunklen Macht immer stärker, aber die humoristische Parodie der Filmindustrie ist wichtiger als die Handlung. Trotzdem ist die Handlung von Voll im Bilde eine der stärkeren der Serie, da die düsteren Hintergründe immer wieder angedeutet und alle Details ordentlich zusammengeführt werden. Zum Erscheinen des Buches war Pratchett bereits ein guter Handwerker, der die Geschichte, die er erzählen wollte, gekonnt zu Papier brachte. In diesem Fall nahm er vor allem das goldene Zeitalter Hollywoods auf die Schippe. Unhistorische Historienschinken, alberne Komödien, überteuerte Eintrittspreise und auch ein gewisser hilfreicher Hund kriegen in Voll im Bilde alle ihr Fett weg. Interessant dürfte das Buch auch deswegen sein, weil hier Figuren wie Treib-mich-selbst-in-den-Ruin-Schnapper und der Wunderhund Gaspode ihre ersten größeren Auftritte haben, zwei Nebenfiguren, die für mich nicht mehr aus der Serie wegzudenken sind. Der Hauptcharakter, Victor Tugelbend, ist auch sympathisch, besitzt aber nicht viel Persönlichkeit abseits davon, dass er ein intelligenter, aber recht unmotivierter junger Mann ist, der sich gerne durchs Leben schummelt. Es ist gut, dass er nach diesem Buch nicht mehr auftrat. Wie ironisch, dass seine Karriere als Protagonist zeitgleich mit seiner Karriere als Star der bewegten Bilder endete.

Josh Kirby, where are you?

Die Witze im Buch gehen meistens nicht über einfache Parodien hinaus, aber hier und da wird auch der Reiz der bewegten Bilder untersucht, wie sie uns träumen lassen und wie das zu Problemen führen kann. Fiktionen haben in der Welt der Scheibenwelt nicht nur metaphorische, sondern auch tatsächliche Macht, aber da sie uns glücklich machen, versteht wohl jeder, warum wir ihrem Zauber erliegen.

Voll im Bilde ist schnell konsumiert und unterhaltsam, genau wie die Filme, die in Holy Wood gemacht werden. Im Gegensatz zu diesen ist es aber glücklicherweise immer noch besser geschrieben und keine böse Macht wird auferstehen, wenn ich es gelesen habe und die Handlung eventuell vergesse. Zumindest hoffe ich das.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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