Dank des Comic-Salons in Erlangen war der Juni pickepackevoll mit Comic-Novitäten. Viele davon lohnen einen genaueren Blick!
HIGHLIGHT DES MONATS
Keine Bestenliste, keine Preisverleihung für amerikanische Comics kam im letzten Jahr an diesem Comic vorbei: Mit My Favourite Thing Is Monsters legte die aus Chicago stammende Künstlerin Emil Ferris mit 54 Jahren ihr spätes Debüt vor und haute das Publikum damit ziemlich um: Semi-autobiographisch erzählt sie vom Aufwachsen eines Mädchens, dessen große Liebe trashigen Monsterfilmen und Gruselheften gilt. Die mit filigranen Schraffuren versehenen Zeichnungen entstanden größtenteils mit Kugelschreiber. Die Seiten sind so gestaltet, als ob sie auf einem linierten Spiralblock gezeichnet wären. Auf Deutsch erscheint das monumentale Werk in zwei Teilen bei Panini unter dem Titel Am liebsten mag ich Monster. [Leseprobe]
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EIGENPRODUKTIONEN
Dass im Zwerchfell-Verlag, dem Namen zum Trotz, nicht nur Comics zum Lachen erscheinen, ist nichts Neues. Einen so finsteren Stoff wie Kramer gab es dort wohl aber noch nicht: Der Debütcomic von Natalie Ostermaier beschäftigt sich mit der Hexenverfolgung im Mittelalter – zu deren Legitimation berief sich die katholische Kirche seinerzeit auf den Hexenhammer, ein Werk des Geistlichen Heinrich Kramer. Dieser ist die Titelfigur von Ostermaiers Geschichte, die damit beginnt, dass eine junge Frau als Hexe verurteilt wird, und sich zu einer düsteren Horror-Phantasmagorie entwickelt.
Die Stiftung Berliner Mauer präsentiert im Ch. Links Verlag einen Comic zur deutsch-deutschen Geschichte: Todesstreifen – Aktionen gegen die Mauer in West-Berlin 1989 handelt von einer Protestaktion, die im Sommer 1989 von vier ausgereisten Ex-DDR-Bürgern durchgeführt wurde: Molotowcocktails gegen die Mauer. Das Besondere an diesem Comic ist, dass die beiden Macher
Seit 2013 machen Oliver Mielke und Hannes Radke ihren Webcomic NiGuNeGu, der es im Lauf der Zeit zu einer recht großen Leserschaft und in diesem Jahr zum Max-und-Moritz-Publikumspreis gebracht hat. Nun gibt es bei Pyramond einen ersten gedruckten Band der Serie, die sich selbst als „Bromantic Comedy“ bezeichnet. Dessen drei Hauptfiguren ergeben dann auch die Abkürzung, aus der sich der Titel ableitet: Der Nice Guy, der Nerd und der Guru. Letzterer ist die überzeichnete Karikatur eines Pickup-Artists, der dem netten Typ Arne und dem dicken Nerd Martin beibringen soll, wie man Erfolg bei Frauen hat. [Leseprobe]
Bleiben wir noch bei Webcomics, die den Weg ins Gedruckte finden: Auch das Fantasymärchen Massu, Schmiedstochter von Ines Korth erschien zunächst online. Beim Verlag Schwarzer Turm gibt es nun einen dicken Sammelband der Geschichte um eine junge Heldin, die sich aufmacht, ihren entführten Vater wiederzufinden. [Leseprobe]
Sarah Burrinis Nerd Girl ist eine etwas andere Superheldin, die aus ihrem Strip Das Leben ist kein Ponyhof hervorgegangen ist. Auf dessen Website streute die Zeichnerin in losen Abständen immer wieder einzelne Seiten einer längeren Geschichte ein, die man nun auch im ersten Heft von Die nebenberuflichen Abenteuer von Nerd Girl (Edition Kwimbi) lesen kann. [Leseprobe]
Beim gleichen Verlag erscheint die Printausgabe von Maximilian Hillerzeders Webcomic Als ich mal plötzlich in der Wüste gewesen bin, ein schräges Wüstenabenteuer in Bremen, das eine Art Fortsetzung des nicht weniger schrägen Abenteuers Als ich mal auf hoher See verschollen war darstellt. [Leseprobe]
„Eine Magische Monster-Western-Comic-Saga made in Austria“, so bezeichnen Michael Liberatore, Andi Paar und Hannes Kiengraber ihren Comic Doom Metal Kit. Deren Hauptfigur Kit ist ein „Außendienst-Techniker für okkulte Maschinen“ und soll, wenn es nach den Machern geht, in einer ganzen Serie von Heften auftreten. Die ersten beiden sind mit Crowdfunding-Hilfe finanziert und erscheinen beim Wiener Verlag Indiekator, der auch Austrian Superheroes und die Liga deutscher Helden vertreibt. [Nullnummer]
Das Zeichnerduo Illustrie, bestehend aus dem Ehepaar Stew & Timo, hat im Selbstverlag eine Sammlung kurzer Comicepisoden herausgebracht: Stimmt so! Autobiografische Anekdoten einer Comicfamilie trägt seinen Titel deshalb, weil angeblich wirklich alles so passiert ist, wie’s hier erzählt wird. [Leseprobe]
Nach vier regulären Alben lässt der Saarbrücker Künstler Erik seinen Detektiv Dédé in einer kürzeren Geschichte auftreten: Ein bisschen Unfall, ein bisschen Mord ist bei Kult Comics erschienen. „Ich nenne es Dédé 4½“, schreibt Erik, „weil es sich nicht um das fünfte Dédé-Album handelt, sondern um eine Kurzgeschichte in DIN A5 über 40 Seiten. Sie erscheint in einer kleinen Auflage von 200 Stück, ist also als reines Messealbümchen geplant.“ Beim Verlag ist sie bereits vergriffen, im Handel sollten aber noch Exemplare zu ergattern sein. [Leseprobe]
In der Regel stellen wir hier (fast) nur Einzelbände oder Auftaktbände von Serien vor – wenn aber der 13. Band einer Reihe nach satten 14 Jahren Pause erscheint, und diese Reihe dereinst auch einer der größten Bestseller war, soll uns das eine Erwähnung wert sein: Mit Werner – Wat Nu !? meldet sich eine der bekanntesten deutschen Comicfiguren, und mit ihr ihr Zeichner Rötger Feldmann alias Brösel, zurück, diesmal im Eigenverlag Bröseline. Tut dat Not? Ein wenig scheint der Zeitgeist über die einst so populären Werner-Comics hinweggegangen zu sein, aber gerade auf dem Comicmarkt funktionieren Nostalgie und Retro ja immer sehr gut. Außerdem kann ein wenig Medienpräsenz nicht schaden, wenn Ende August im hohen Norden eine Neuauflage des legendären „Rennens“ stattfindet, das vor 30 Jahren ein Großevent war. [Leseprobe]
Auch schon 17 Jahre auf dem Buckel hat der Comic Black Metal von Niki Kopp und Timo Würz, der sich von satanistischen Ritualmorden in Norwegen inspirieren ließ und zunächst als Vierteiler beim Infinity-Verlag herauskam. Nun erscheint im Rahmen der Timo-Würz-Werkausgabe bei Popcom ein Hardcover-Sammelband der Reihe.
Volker Reiches Zeitungscomic Strizz in der FAZ lief zunächst bis 2010 mit mehreren Folgen pro Woche. Nach einer längeren Pause ging es dann 2015 mit Strizz unlimited weiter, der Strip kam ein halbes Jahr lang einmal die Woche zum Abdruck. Inzwischen lassen Reiche und die FAZ den Comic regelmäßig zu speziellen Anlässen wie Olympischen Spielen oder der Fußball-WM für kurze Zeit aufleben. Bei Kult Comics gibt es nun einen Sammelband mit allen Folgen der Jahre 2011 bis 2016, der unter anderem auch die wöchentlichen „Unlimited“-Episoden enthält. Und obwohl der Band so heißt wie er heißt, ist die Auflage auf 500 Exemplare limitiert. [Leseprobe]
Was macht man, wenn die Comics, die man als Sammelband herausgeben möchte, eher weniger Seiten, aber ein so großes Format haben, dass das nur sehr schwer als Buch umsetzbar wäre? Man druckt sie in Form eines Wandkalenders! Diesen Weg ist Reprodukt für Barbara Yelins Über Unterwegs gegangen, eine Reihe von kurzen Reiseberichten, welche die Zeichnerin für den Berliner Tagesspiegel gefertigt hat. Nun kann man sich diese also als Jahreskalender 2019 an die Wand hängen. [Leseprobe]
Olivia Vieweg gehört mittlerweile zu den etablierten Comickräften im Lande, zuletzt erschien eine komplett neue Version ihrer Zombie-Story Endzeit bei Carlsen. Jetzt hat sie in ihren Archiven gekramt und aus ihren Frühwerken, die meist für Wettbewerbe oder Anthologien entstanden, den Sammelband Der ganze alte Scheiß (Schwarzer Turm) kompiliert. So lässt sich schön Viewegs zeichnerische Entwicklung nachvollziehen, die sich von der Manga-Stilistik ihrer ersten Arbeiten immer weiter entfernte.
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EUROPÄISCH
Bei Finix Comics hat man neben Hauteville House eine weitere aktuelle französische Reihe ins Programm genommen. Unter dem Titel Die großen Seeschlachten erzählt Autor Jean-Yves Delitte (Black Crow, Neptune) in jeder Ausgabe von einer anderen historischen Schlacht, die dereinst auf offenem Meer ausgetragen wurden. Gezeichnet werden die akribisch gestalteten Seiten teilweise von Delitte selbst, teilweise von weiteren Zeichnern. In Frankreich sind bereits sieben Alben veröffentlicht worden. Finix startete gleichzeitig mit den ersten beiden. [Leseprobe]
Dem klassischen Finix-Prinzip entspricht hingegen die Fortführung der mystischen Agentenserie Niklos Koda. Die ersten zehn Alben der von Jean Dufaux (Murena, Kreuzzug) und Olivier Grenson stammenden Reihe wurde zuvor beim „Alles Gute!“-Label von Schreiber & Leser veröffentlicht. Finix setzt direkt bei der Nummer 11 ein und publiziert die Story bis zu ihrem Abschluss im kommenden Jahr mit dem 15. Album. [Leseprobe]
Eine weitere Übernahme eines Titels von einem anderen Verlag durch Finix stellt Slhoka dar. Der Sci-Fi/Fantasy-Comic wurde ursprünglich von Ulrig Godderidge und Adrien Floch ins Leben gerufen, wobei der Franzose Ceyles seinen Kollegen Floch nach wenigen Alben als Zeichner ablösen sollte. In Deutschland wurden die ersten vier Ausgaben zwischen 2007 und 2010 bei Splitter veröffentlicht, seitdem hingen die Leser in der Luft und warteten vergeblich auf eine Fortsetzung. Nun hat man sich zu einer Zusammenarbeit mit Finix entschieden, die die Reihe ab Band 5 fortführen. Das verschafft Splitter Spielraum in seinem ohnehin übervollen Programm und bietet Finix einen noch recht frischen, lukrativen Titel mit existierender Backlist. [Leseprobe]
Im Verlag Comicplus+ hat man sich inzwischen auf das Verlegen von Gesamtausgaben spezialisiert. Jetzt hat man gleich zwei Serien von Frank Giroud, dem Autor von Zehn Gebote, publiziert: Zum einen wird die Reihe Quintett in drei Bänden erstmals komplett abgedruckt. Dabei handelt es sich um eine Erzählung, die in jedem – von unterschiedlichen Zeichnern umgesetzten – Band die Geschehnissse auf einem Militärflughafen in Mazedonien im Jahre 1916 aus der Sicht einer anderen Person wiedergibt. [Leseprobe]
Außerdem veröffentlichte Comicplus+ im gleichen Atemzug auch die Giroud-Serie Azrayen’ komplett in einem Einzelband. Mithilfe der Zeichnungen des Franzosen Lax (Ein Mann namens Cervantes) erzählt der Autor hier eine durch seinen Großvater inspirierte Geschichte von einer Soldateneinheit, die während des Algerienkriegs verschwand. [Leseprobe]
Im Einzelband Ein Stern aus schwarzer Baumwolle (All Verlag) erzählen Yves Sente (Janitor) und Steve Cuzor (Quintett, O’Boys) eine fiktionale Geschichte vor historischem Hintergrund: Es geht um die erste US-amerikanische Flagge, der Legende nach im Jahr 1776 genäht von Betsy Ross. Der Comic lässt im Zweiten Weltkrieg eine Gruppe von „Monuments Men“ nach dieser Flagge suchen, die in die Hände der Nazis geraten ist. [Leseprobe]
Autor Jean-Pierre Pécau (Nash, Tag X) und Zeichner Benoît Dellac (Missi Dominici) arbeiten zusammen an der Reihe Sonora (Splitter-Verlag). Erzählt wird die Geschichte eines jungen Franzosen, der Mitte des 19. Jahrhunderts in die USA flieht. Dort hingetrieben hat ihn allerdings nicht das damals grassierende Goldfieber, sondern der Gedanke an Rache. [Leseprobe]
In einem realen historischen Setting ist die Serie Katanga (Splitter-Verlag) angelegt: 1960 befreit sich der afrikanische Staat Kongo von der Kolonialherrschaft und wird selbständig. Doch als die Provinz Katanga auf ihre Unabhängigkeit pocht, kommt es zum Streit um die ertragreichen dortigen Minen. Die politisierte Story wird von den beiden Franzosen Fabien Nury und Sylvain Vallée, erzählt, dem Kreativteam hinter dem Comic Es war einmal in Frankreich. [Leseprobe]
Die Abenteuerserie Fulgur (Splitter-Verlag) spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts und dreht sich um eine U-Boot-Mission zu einem versunkenen Schiff mitsamt dessen wertvoller Ladung. Die Geschichte des Franzosen Christophe Bec (Prometheus, Bunker) und des serbischen Zeichners Dejan Nenadov (Arcanes) wird in drei Alben abgeschlossen sein. [Leseprobe]
Von zwei befreundeten Jungs in Louisiana in den 1930er Jahren erzählt der Band Liebe ist… nur ein anderes Wort für Hass (Panini). Als sich einer der beiden aufgrund seiner schwarzen Hautfarbe Diskriminierungen ausgesetzt sieht, schwört der andere, immer zu ihm zu halten und ihn zu unterstützen. Ein Vorhaben, das im Erwachsenenalter auf eine harte Probe gestellt wird. Der Comic entstand durch das französische Kreativteam Stéphane Louis (Khaal) und Lionel Marty. [frz. Leseprobe]
Der spanische Altmeister Miguelanxo Prado (Der tägliche Wahn, Ardalén) legt einen sozialkritischen Comic vor: Leichte Beute (Carlsen) handelt von Senioren, die als Anleger Geld verloren haben und daraufhin Bankmanager ermorden. Der Thriller im Finanzmilieu ist in schwarz-weißen Bildern gehalten. [Leseprobe]
Der Erko-Verlag macht sich weiterhin verdient um die Publikation der Werke des Spaniers Alfonso Font (Blume einer neuen Welt, Taxi). Jetzt hat man sich zur Veröffentlichung von Fonts Serie Aloma entschlossen, einem Krimi, der sich zwischen Barcelona und Panama abspielt und der sich um alte Schätze, Kunsträuber und einem Privatdetektiv dreht. [engl. Leseprobe]
In die aufregende Welt der Kryptozoologie entführt uns die französische Szenaristin Sylvia Douyé in ihrem Comic Sorceline (dani books). Darin geht ein Mädchen in die Lehre bei einem berühmten Kryptozoologen, der nicht nur seltene Kreaturen erforscht, sondern auch Magie beherrscht. Die Bilder dazu, die direkt aus einem Animationsfilm entnommen sein könnten, stammen von der Italienerin Paola Antista (Katzen!). [Leseprobe]
Herr Hase ist tot, lang lebe Herr Hase. Bekanntermaßen hat der Franzose Lewis Trondheim die Hauptfigur seiner abgeschlossenen Serie Die erstaunlichen Abenteuer von Herrn Hase schon vor vielen Jahren um die Ecke gebracht. Was ihn jedoch nicht davon abhält, ihn in seiner aktuellen Reihe Die neuen Abenteuer von Herrn Hase (Reprodukt) auferstehen zu lassen. [Leseprobe]
In Ar-Men (Splitter-Verlag) widmet sich der französische Autor/Zeichner Emmanuel Lepage (Weiß wie der Mond, Ein Frühling in Tschernobyl) einem legendären Leuchtturm, der vor der bretonischen Küste liegt. Dazu bedient er sich eines jungen Wärters, der in den 60er Jahren seinen Dienst auf dem abgelegenen Felsen antrat. [Leseprobe]
Der Pyramond bringt eine weitere französische Reihe im Mangastil zu uns. Der Steampunk-Krimi City Hall von Rémi Guerin und Guillaume Lapeyre spielt im Jahr 1902 in London. In der alternativen Realität, in der die Serie spielt, gibt es spezielles Papier, das alles, was darauf geschrieben wird, Wirklichkeit werden lässt. Wenn das zu kriminellen Zwecken benutzt wird, reagiert die Polizei, indem sie fähige Schriftsteller rekrutiert: nämlich Jules Verne und Arthur Conan Doyle. Im Heimatland kam die Serie auf sieben Bände, außerdem wurde ein Rollenspiel dazu entwickelt. [Leseprobe]
Zum 60. Geburtstag des chaotischen Büroboten Gaston haben 60 franko-belgische Comickünstlern (darunter auch Blutch, Lewis Trondheim oder Olivier Schwartz) kurze Hommagen an die berühmte Comicfigur und ihren Schöpfer André Franquin geschaffen, meist in Form von einseitigen Kurzcomics. Diese gibt es nun gesammelt bei Carlsen unter dem Titel Die Galerie der Katastrophen. [frz. Leseprobe]
Ein deutscher Künstler, der Disney-Comics zeichnet, ist eine echte Seltenheit. Umso höher muss man die Bedeutung der Arbeit des Münchners Jan Gulbransson bewerten. Größere Beachtung fand dieser in seinen – der deutschsprachigen Leserschaft nahen – Geschichten Die Ducks in Deutschland und Die Ducks in den Alpen. Egmont widmet sich in dem Band Donald Duck von Jan Gulbransson nun speziell diesem Zeichner und druckt auf fast 200 Seiten einige Höhepunkt seines Enten-Schaffens ab.
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AMERIKANISCH
Mit Horrorgeschichten hat sich der legendäre US-amerikanische Künstler Richard Corben zeit seines Arbeitslebens beschäftigt, ob es sich um Beiträge für Magazine wie Creepy oder Heavy Metal handelte oder um Adaptionen von Edgar Allen Poe und H.P. Lovecraft. Selbst Bigfoot, Hellboy und Hellblazer illustrierte er irgendwann. Mit Schatten auf dem Grab (All Verlag) legt der mit einem unverkennbaren Zeichenstil ausgestattete Corben nun eine fast 300-seitige Sammlung neuer Kurzgeschichten aus dem Horror-Genre vor. [Leseprobe]
Der Bonner Bocola Verlag hat sich mit seinen sorgfältigen Ausgaben klassischer Comics, meist amerikanischer Zeitungsstrips einen Namen gemacht. Man ruht sich dort aber nicht auf Erfolgen wie Prinz Eisenherz oder Tarzan aus, sondern erschließt immer weitere Perlen. Wie zum Beispiel Rip Kirby von Alex Raymond. Die Detektivserie startete 1946 und lief auch nach Raymonds Tod im Jahr 1956 noch viele Jahrzehnte weiter. Die Gesamtausgabe im Hardcover-Querformat startete mit zwei Bänden, die die Jahrgänge 1946 bis 1948 abdecken. Noch in diesem Jahr sollen zwei weitere Bände folgen. [Leseprobe]
Vom Danger-Girl-erfahrenen Kreativteam Andy Hartnell und John Royle kommt das Crossover Danger Girl/G.I. Joe (dani books). Im Kampf gegen die sinistre Organisation Cobra müssen sich die auf das legendäre US-Spielzeugfranchise zurückgehenden Figuren von G.I. Joe mit dem weiblichen Agententeam Danger Girl verbünden. Bei dieser Kombination dürfte ein actionreiches Lesevergnügen quasi garantiert sein. [Leseprobe]
Unter dem „Legacy“-Banner möchte sich Marvel wieder ein Stück weiter auf seine jahrzehntealte Verlagshistorie und -kontinuität besinnen. Ähnlich wie bei „DC Rebirth“ werden dabei altegdiente Figuren und Designs reaktiviert und dabei mit neueren Storylines und Helden in Kombination gebracht. Zur Einführung gibt es das von Jason Aaron zusammen mit einer ganzen Riege namhafter Zeichner umgesetzte Marvel Legacy Special, ein Heft, in dem eine Linie gezogen wird von der Steinzeit über die Gegenwart bis zu kommenden Geschehnissen, die sich ankündigen. [Leseprobe]
Im Marvel-Einzelband Rocket: Der Coup heuert das Guardians-Mitglied Rocket Raccoon einige intergalaktische Kopfgeldjäger an, um mit ihnen gemeinsam einen Tresor zu knacken. Bei diesem Raubzug ebenfalls nicht weit entfernt ist der omnipräsente Deadpool. Der Heist-Movie-artige Comic stammt von Autor Al Ewing und Zeichner Adam Gorham.
Eine in sich abgeschlossene Geschichte bietet auch der Band Inhumans: Erben der Macht. Diese spielt in der Vergangenheit von Marvels in Attilan lebender Rasse rund um Black Bolt, Medusa und Co. Geschrieben wurde die sich um eine Rebellion rankende Erzählung von Christopher Priest und Ryan North. Die gemäldeartigen Bilder stammen von Phil Noto (Black Widow, Star Wars: Poe Dameron). In Bonuskapiteln gibt es außerdem eine Nebenstory mit dem teleportierenden Hund Lockjaw, die der Brasilianer Gustavo Duarte (Bizarro, Monster!) zu Papier gebracht hat. [Leseprobe]
In Punisher: Born zeigte Autor Garth Ennis gewissermaßen die Geburt des Punisher. Oder zumindest der Max-Version der Figur, die als junger Soldat im Vietnamkrieg gekämpt hat. Mit der Miniserie Punisher: Platoon, die Panini in einem Band veröffentlicht, kehrt Ennis nun zum Schauplatz Vietnam zurück und erzählt eine bislang unbekannte Episode aus Frank Castles Zeit, bevor er das Totenkopf-Shirt tragen sollte. Gezeichnet wird diese vom kroatischen Künstler Goran Parlov (Punisher, Fury Max). [Leseprobe]
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ASIATISCH
Kazé bringt den Einzelband Super Mario Adventures zu uns. Die hier abgedruckten, komplett farbigen Comics erschienen in den frühen Neunzigern im japanischen Magazin Nintendo Power und erzählen Geschichten mit Nintendos ikonischem Klempner und seinen Freunden. Über den Ausschnitt aus dem Band, der zum diesjährigen Gratis-Comic-Tag herauskam, freut sich Journalist Stefan Mesch: „Mario ist eine SO populäre Figur, über die es SO wenig interessante Texte, Geschichten gibt: Ich bin hingerissen!“
In der Welt von Kohei Horikoshis My Hero Academia besitzt ein Großteil der Bevölkerung Superkräfte. Doch einige von ihnen verletzen die Regeln für Superhelden, obwohl sie Gutes tun. Von diesen Personen erzählt die Spinoff-Reihe Vigilante – My Hero Academia Illegals (Carlsen Manga), die aus der Feder von Hideyuki Furuhashi und Betten Court stammt. [Leseprobe]
Hikaru Surugas dreiteilige Mystery-Reihe Imprisoned Hearts (Egmont Manga) dreht sich um einen Jungen, der von seiner Mutter misshandelt wird und Selbstmordgedanken hegt. Als es zu einem Vorfall kommt, erscheint ihm ein Mädchen, das ihm erklärt, dass sein gepeingtes Leben eine Art Haftstrafe darstellt. [Leseprobe]
Im SF-Manga Parataxis (Manga Cult) erzählt der Japaner Shintarô Kago von einer Zukunft, in der sog. Biomechanoide zu allen möglichen Zwecken erschaffen werden. In einer Reihe von Kurzgeschichten wirft Kago die großen moralischen Fragen über das Existenzrecht der künstlich generierten Wesen und die Menschlichkeit an sich auf. [Leseprobe]
Eine ungewöhnliche Familienkomödie hat Chojin mit der Serie Kein Dad wie jeder andere (Altraverse) erschaffen. Erzählt wird vom Präsidenten eines Großkonzerns, der seinem Enkel eine Lektion in Sachen Güte und Mitgefühl erteilen willl und diesen deshalb dazu drängt, eine Waise zu adoptieren. [Leseprobe]
Nichts für Zartbesaitete dürfte die Horror-Survival-Serie Kuhime (Manga Cult) von Hideo Takenaka sein. Denn in der wagen sich zwei Freunde in ein verlassenes Haus, in dem sie auf ein übernatürliches, menschenfressendes Monster treffen. Das erscheint jedoch verblüffenderweise in Gestalt eine jungen Dame. [jap. Leseprobe]
Wesentlich harmloser geht es hingegen bei der von Sakuya Amano geschriebenen und gezeichneten Fantasy-Reihe Fox Spirit Tales (Tokyopop) zu. Die spielt in einem Gasthaus, das zwischen Dies- und Jenseits liegt. Außerdem wird es von Fuchsgeistern betrieben, die in Form niedlicher Mädchen daherkommen.
Auch die Reihe Made in Abyss (Altraverse) von Akihito Tsukushi lässt sich dem Fantasygenre zuordnen. Die Geschichte kreist um ein sagenumwobenes, mysteriöses Höhlensystem, das bereits von Generationen von Menschen erforscht wurde. Auch die Protagonistin des Manga will eine Höhlentaucherin werden und macht dabei eine unglaubliche Entdeckung. [Leseprobe]
Neues Material für Leser von Romance-Manga gab es diesmal in Form der beiden Einzelbände Liar Queen von Mizuka Yuzuhara und Naughty Temptation von Hiraku Miura, die beide bei Tokyopop erschienen. Außerdem starteten die Reihen Daydream Lover (Altraverse) von Yukino Seo [Leseprobe], Motokare Retry (Carlsen Manga) von Hanaya En, Bad Boy Yagami (Egmont Manga) von Saki Aikawa [Leseprobe] und Bittersweet Chocolate (Egmont Manga) von Reiko Momochi [Leseprobe].
Für Boys-Love-Leser könnten hingegen die beiden Oneshots Ein verbotenes Spiel (Tokyopop) von Ari Uehara und Meine erste Liebe (Kazé Manga) von Iroha Megu [Leseprobe] von Interesse sein.
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SEKUNDÄRLITERATUR
Das Magazin Schwermetall startete 1980 in Deutschland und brachte mit großem Erfolg jene „Comics für Erwachsene“ zu uns, die sechs Jahre zuvor im französischen Métal Hurlant begründet wurden. Dessen (nach Raymond Martin) zweiter Chefredakteur Achim Schnurrer, der das Heft von 1985 bis zu dessen Einstellung 1999 betreute. Wenn er nun in dem zweibändigen Werk Das war Schwermetall (Edition Alfons) die Geschichte des Magazins aufbereitet, berichtet er also aus erster Hand. Schnurrer bewegt sich in dem reich bebilderten ersten Band (mit der Zeit von 1980-1988) chronologisch von Heft zu Heft und stellt auch die zahlreichen Künstler vor, darunter auch etliche einheimische, die sich hier erstmals einem größeren Publikum zeigten. [Leseprobe]
Ausgabe 68 der Reddition aus dem gleichen Verlag widmet sich dem argentinischen Comicautor Héctor Germán Oesterheld (Eternauta) sowie den Zeichnern, die seine Geschichten umsetzten (darunter Hugo Pratt, Alberto Breccia, José Muñoz u.a.) [Leseprobe]
Im Wissenschaftsverlag Transcript gibt es eine neue Textsammlung zum Superheldengenre: Für den Reader Superhelden. Theorie – Geschichte – Medien haben die Herausgeber, drei Literaturwissenschaftler aus Siegen, Zürich und Bern, zahlreiche Texte aus unterschiedlichsten Quellen und Dekaden zusammengestellt. In der Einleitung heißt es: „Eine deutschsprachige Überblicksdarstellung, die verschiedene Positionen aus Theorie und Geschichte der Superhelden versammelt, gliedert und mit Hintergrundinformationen versieht, gab es bisher nicht. Ziel des vorliegenden Readers ist es daher, anhand von einflussreichen Originaltexten die nötigen Kenntnisse zum besseren Verständnis der Superhelden zu vermitteln.“ Die sehr interessante Mischung besteht neben grundlegenden wissenschaftlichen Aufsätzen auch aus Interviews mit Größen wie Alan Moore oder Frank Miller, enthalten sind sowohl frühe Auseinandersetzungen mit dem Genre als auch aktuelle Forschung zu Aspekten wie Gender oder ethnischen Stereotypen. Das mit über 500 Seiten äußerst umfangreiche Werk ist für vergleichsweise günstige 30 Euro erhältlich. [Leseprobe]
Seit Mai läuft im Erfurter Angermuseum eine große Werkschau von Simon Schwartz (drüben!, Ikon) mit dem Titel Geschichtsbilder – Comics & Graphic Novels. Im September 2019 wird sie dann nach Oberhausen wandern. Der Katalog zur Ausstellung erscheint als großformatiges Hardcover im Avant-Verlag. [Leseprobe]
Zur Boys-Love-Mangaserie Voice or Noise von Yamimaru Enjin bringt Tokyopop das Memorial Book heraus. Dieser Bildband enthält neben Skizzen und Illustrationen u.a. auch Bonusgeschichten und ein Interview mit der Autorin.