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Währenddessen… (KW 29)

Es ist immer gut, mehrere Ausgaben eines Comics im Haus zu haben. Christian stellt uns zwei eindrückliche Beispiele vor.

Eden – It’s an Endless World, Vergleich der Versionen von 2000 und 2025:

Zur Neuübersetzung von Eden habe ich schon in meiner Rezension einiges geschrieben, zum Lektorat leider auch. Wofür sich aber in der Rezension kein Platz mehr fand, das war die Änderung der Soundwords, für die sich 2025 längst ein eigener Standard etabliert hat, wo man anno 2000 noch visuell experimentiert hat. Am besten zeige ich das gleich im Seitenvergleich, wobei ich das Größenverhältnis in der Darstellung berücksichtigt habe:

Früher war mehr KABAMM! (Alle Abbildungen (c) Egmont Manga.

Man erkennt, dass die alte Taschenbuchversion mit beeindruckend großen Schrifttypen arbeitet, während in der Neufassung lediglich ein paar verschämte deutsche Lettern im Bild platziert werden. Man macht sich auch nicht mehr die Arbeit, die japanischen Soundwords zu retuschieren und wagt visuell nichts Eigenständiges mehr. Dazu kommt, dass die ältere Version den schwärzeren Strich und die härteren Kontraste hat. Ich sag’s nicht gern, aber die alte Version wirkt knackiger, härter, dreckiger als die Neuversion. Das kleinere Format verstärkt den positiven Eindruck dabei eher noch.

Die obere Version von2025 enthält die japanischen Soundwords für „Flap Flap Flap Flap Flap …“. 2000 wurden die Soundwords noch ersetzt.

Rex Danny gegen Lady X: Vergleich der Bastei-Ausgabe mit der Buck Danny-Gesamtausgabe von Salleck

Wir hatten das hier schon mal: 1973 war die böse Terroristin Lady X noch eine fehlgeleitete Friedensaktivistin, die früher mal in der selben Straße wie Rex Danny wohnte, dann aber auf die schiefe Bahn geriet und Terroristin wurde. Erst die akkurate Übersetzung der Carlsen-Version erzählt uns die unverfälschte Geschichte: Lady X ist völlig ideologiefrei, aber scharf auf Geld und dabei skrupellos und bösartig (nachzulesen hier). Damit ist auch die rührselige Geschichte, die uns Bastei damals erzählte, als an den Haaren herbeigezogen entlarvt. Lady X geht am Ende der Story nicht selbstlos in einen selbstgewählten Tod, um Buck Danny den Gewissenskonflikt zu ersparen, auf eine alte Freundin schießen zu müssen. In der akkuraten Version wird Lady X schlicht Opfer ihrer waghalsigen Manöver und stürzt ab (und überlebt).

Hinter jedem starken Mann ist eine starke Frau. Aus: „Bilderfrauen Frauenbilder“ (Edition Becker & Knigge)

Lustig aber, dass auch die damalige Comicforschung dem Übersetzungsfehler erliegt. Im Bildband Bilderfrauen Frauenbilder (Comixene Materialien Band 1 von 1980) von Achim Schnurrer und Andreas C. Knigge geht es um das große Thema Sexismus im Comic. Darin greifen die Autoren auch die große Geste auf, mit der Lady X sich dem Abschuss durch Rex Danny entzieht:

„Als Lady X am Schluß eines Abenteuers keinen Ausweg mehr sieht, ihren Häschern zu entkommen, bringt sie sich selbst um, um dies dem von ihr geliebten Helden, ihrem Gegenspieler zu ersparen.“

Schnurrer und Knigge wollten das alte Stereotyp bloßstellen, dass das Denken der Frau ausschließlich um den Helden kreist. Aber das war ja nur in der deutschen Version so. Immerhin: ein Stück deutsche Mentalitätsgeschichte ist damit gut abgebildet.

Nur keine Sentimentalitäten. Hier das letzte Panel aus „Buck Danny gegen Lady X“ (Salleck-Verlag)

Überhaupt widmete man sich damals in der Sekundärliteratur noch sehr oft der deutschen Zensurproblematik, die 1980 aber auch noch ein sehr präsentes Thema war. Doch nicht nur in Deutschland wurde das allzu Weibliche, das sich nicht brav fügte, oft abradiert, siehe die Retusche von Morgan Le Fay im unteren Bildbeispiel. Heroin-dünn war offensichtlich noch eher zu ertragen als ein Sex-Appeal, bei dem Prinz Eisenherz vielleicht doch weiche Knie kriegen könnte.

Morgan Le Fay zensiert. Die spinnen doch.

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