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Das Hochhaus

Ja, Katharina Greve ist Architektin, und das merkt man ihren Comics an. In Hotel Hades hat sie uns vor ein paar Jahren eine bis ins Detail durchgeplante Anlage für unser Dasein nach dem Tod vorgestellt, nun legt sie mit dem etwas bodenständigeren Hochhaus nach. Beide Architekturen sind auf ihre eigene Art die Hölle, in der es sich mit der richtigen Einstellung aber gut leben lässt. Fast wie im richtigen Leben also.

Alle Bilder © Katharina Grewe und Round Not Square.

Das Hochhaus war zunächst einmal ein Internet-Projekt, das seit September 2015 Woche für Woche um eine Etage wuchs, bis es ziemlich genau zwei Jahre später mit dem Dachgeschoss abschloss. Noch während der Bauphase wurde Katharina Greves Reihe mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet. In der Laudatio der Max-und-Moritz-Gala hieß es damals, „auch wenn die Fertigstellung der Erzählung für den Herbst 2017 geplant ist, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die vielfältig miteinander verbundenen Episoden am Schluss etwas ergeben, was die Grenzen der Kunstform formal erweitert“.

Katharina Greve hat die Form der Webseite optimal genutzt, indem man die Stockwerke ihres Hochhauses sowohl mittels Scrollen als auch über ein seitliches Menü anwählbar machte. Wenn so beispielsweise im Stockwerk 48 die Kinder tuscheln, dass ihr Papa mal wieder bei der Tussi im 32. ist, dann kann man sofort dorthin wechseln, um zu sehen, was da vor sich geht. Damit ist auch die Gleichzeitigkeit sämtlicher Geschehnisse im Haus betont, das wunderbarerweise kein einziges leerstehendes Stockwerk hat.

Das Männchen dient zum Größenvergleich.

Der Fokus auf die Gleichzeitigkeit geht in der konventionellen Printversion, wie sie kürzlich bei Avant erschien,  verloren, denn beim Durchblättern eines Buchs sind wir nun mal so sozialisiert, dass spätestens beim Umblättern doch auch die Zeit voranschreitet. Das Simultanbild aus dem Netz wird so zur Abfolge von Strips reduziert. Aber jetzt gibt es das Haus auch als Buchrolle von Round not Square, so dass es, sofern man nur will, sogar erstmals in voller Größe auf sieben Metern erfasst werden kann. Das ist vielleicht die ideale Printversion für ein Bild, das im virtuellen Raum ohne Umbrüche auskommt, trotzdem ist es eher ein Gimmick, als dass es die Bildreihe inhaltlich tatsächlich bereichert. Ob man im Ganzen mehr als die Summe seiner Einzelteile sehen mag, ist da eine Frage der Einstellung.

Inhaltlich ist Das Hochhaus eine Abfolge bissiger Mini-Dialoge, die die Neurosen unserer Zeit widerspiegeln. Das Ganze ist meistens recht amüsant und in einer wunderbar spröden, technischen Darstellungsmethode präsentiert, ähnlich wie man das auch aus den Arbeiten von Chris Ware kennt. Vielleicht wäre Katharina Greve eine geeignete Skript-Doktorin für deutsche Filme, denn sie hat einiges Gespür für bissigen Wortwitz. Mit der Zeit nutzt sich die reduzierte Darstellung und die Nicht-Dramaturgie der jeweils nur kurzen Momentaufnahmen aber auch ab, so dass es gut ist, dass das Haus mit dem 102. Stockwerk jetzt fertig gebaut ist.

Die Verarbeitung der Strips zur Rolle ist wie auch schon bei Shipwreck tadellos und als Gesamtprodukt stimmig mit handgeschöpftem Büttenpapier und einem magnetischen Verschluss.

Aus dem Internet auf die Endlosrolle – der Verlag Round Not Square geht innovative Veröffentlichungswege

Das Hochhaus
Round not Square, 2017
Text und Zeichnungen: Katharina Greve
Format: 20 cm x 7 Meter Rolle, farbig
Preis: 27 Euro
keine ISBN
Leseprobe

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