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Viking 1: Das lange, kalte Feuer

Finn und Egil sind zwei ungleiche Brüder. Was die beiden Wikinger jedoch verbindet, ist die Lust am Brandschatzen und Morden. Als sie eines Tages in der Schänke den umtriebigen Orm kennenlernen, lassen sie sich zu einem waghalsigen Vorhaben überreden.

Alle Abbildungen: ©Cross Cult

Alle Abbildungen: ©Cross Cult

Der Plan des Trios sieht nichts weniger vor, als die Tochter von König Bram zu entführen und mit ihrer Hife Lösegeld zu erpressen. Doch der König steht im eigenen Reich ohnehin schon gehörig unter Druck und muss sich Intrigen erwehren, die ihm sowohl die Krone als auch den Kopf kosten könnten. Sorge um die Prinzessin ist zu diesem Zeitpunkt das letzte, was er gebrauchen kann.

Autor Ivan Brandon und der deutsche Zeichner Nic Klein, das kreative Duo hinter dem Space-Western Drifter, hat mit dem abgeschlossenen Zyklus ihrer Image-Reihe Viking eine feine, kleine Wikinger-Erzählung vorgelegt. Die ist packend geschrieben und vermittelt dem Leser einen authentischen, ungeschönten Eindruck vom Leben der Nordmänner. Die solide Handlung ist insgesamt etwas zu sprunghaft geraten und kommt qualitativ nicht ganz an die besten Episoden aus der inhaltlich vergleichbaren Vertigo-Serie Northlanders von Brian Wood heran. Trotzdem darf man sich über rasant erzählte, mit ruhigen Momenten verfeinerte Genrekost freuen.

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Ein Stück weit macht es einem Nic Kleins Artwork jedoch schwer, dem Erzählfaden in diesem Comic zu folgen. Denn in seinen Zeichnungen liegt vieles im Dunklen, ist mit abstrahierten Konturen oder unkonventionellen Farbkombinationen dargestellt. Dabei einen Überblick über die Figuren und Handlungsorte zu behalten, ist nicht ganz leicht. Was als ein Manko im Storytelling bezeichnet werden könnte, ist andererseits aber auch der große Pluspunkt des Comics: Auf grafischer Ebene wird hier ein Feuerwerk an abwechslungsreichen Stilen und unvorhersehbaren Kolorierungen dargeboten. Zwischen malerischen Strukturen im Sinne eines Simon Bisley und abstrakteren Linien, die an Arbeiten von Ben Templesmith erinnern, wagt Nic Klein hier wirklich etwas. So schwenken die Bilder urplötzlich von einer malerischen Atmosphäre zu wuchtig porträtierten Splashpages oder beinahe karikierenden Panels. Aus einer Leiche fließendes Blut im Schnee gelblich zu gestalten oder zwei Personen in einem Wirtshaus einmal komplett blau und einmal ganz in Rot zu kolorieren, ist mehr als unkonventionell. Das passt aber deshalb so gut, weil Klein solche kurzzeitigen, spontanen Grafikexperimente nur sporadisch einstreut und sie in einem durchdachten Seitenlayout einbettet, das trotz des bodenständigen, historischen Settings nicht zu abgehoben erscheint.

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Wer sich für Wikinger-Geschichten interessiert, in denen es gehörig zur Sache geht und die den rauen Ton jener Zeit gekonnt treffen, dem sei Viking wärmstens empfohlen. Alle anderen finden in dem Band darüber hinaus ein mehr als bemerkenswertes Artwork vor. Gerade, weil der ohnehin starke Nic Klein sich bei diesem Comic noch unbeschwerter austoben darf als bei Drifter, ist das grafische Ergebnis eine Freude. Und im großen Albenformat der deutschen Ausgabe erst recht.

Grundsolide Wikinger-Story mit teils unkonventionellen Zeichnungen

Viking 1: Das lange, kalte Feuer
Cross Cult, 2016
Text: Ivan Brandon
Zeichnungen: Nic Klein
Übersetzung: Annika Klapper
144 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 28 Euro
ISBN: 978-3-86425-046-0
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