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Währenddessen… (KW 35)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Niklas: The League of Extraordinary Gentlemen: Black Dossier ist mehr als nur eine Fortsetzung der ersten beiden Bände. Neben der einfachen, aber spannenden Hauptgeschichte, die im Jahr 1958, nach dem Fall des Big Brother Regimes [vgl. George Orwell] spielt, besteht der Band vor allem aus Dokumenten, die die Geschichte der League innerhalb der letzten Jahrhunderte beleuchten. Und es geht um fiktive Werke, die auch in der Welt der League als Fiktion gelten.

Die Geschichten hier dienen aber nicht nur als nette Dreingaben, sondern um das eigentliche Thema des großen Buches aufzubauen. Geschichte in der Welt der League ist nicht nur das Kommen und Gehen von Weltreichen, sondern auch das Ringen der Mächtigen um Kontrolle. Fiktion hilft ihnen dabei, den Geist und die Meinung der Menschen zu formen. Sie ist also ein Propagandainstrument. Aber Fiktion kann auch ein Werkzeug der Rebellion sein, wie die Macher zum Beispiel durch eine Pornobibel zeigen, die den Plot von 1984 parodiert oder wenn die Figur Orlando ihre Lebensgeschichte als einfachen Comicstrip am brutalen Big Brother–Regime vorbei erzählt. Ob gut oder böse: Jeder hat Zugriff auf die Fantasie, aber insgesamt sieht Black Dossier sie als etwas Positives, was sich auch im recht optimistischen Ende widerspiegelt.

Black Dossier ist auch Kevin O’Neills schönstes Buch. Seine Zeichnungen werden vor allem im ersten Band der Century-Trilogie noch einmal besser , aber hier zeigte er, dass er alles zeichnen konnte. Vom Trenchcoat bis hin zur römischen Legionärsrüstung, seine Bilder sind so vielfältig wie die Welt, die er zeichnet.

Mein Lieblingspanel

Mein liebster Teil von Black Dossier werden immer die Dokumente sein, die die Abenteuer der zweiten League unter Hauptfigur Mina Murray beschreiben. Diese lesen sich so spannend und aufregend – ich finde es wirklich schade, dass wir nie den Comic zu sehen bekommen, in dem unsere Helden gegen Phantomas und Arséne Lupin kämpfen. Meine Fantasie beflügelt es aber jedes Mal, wenn ich das lese. Black Dossier hat mir auch geholfen, mein Englisch zu verbessern und mich überhaupt dazu motiviert, mich verstärkt mit dieser Sprache auseinanderzusetzen und mit mehr als nur meiner Standardlektüre zu beschäftigen.

Mit zunehmenden Verständnis der Sprache und des Kontextes wird mir aber auch immer mehr bewusst, wie schrecklich die Figur des Galley-Wag ist, den man im späteren Verlauf des Buches kennenlernt. Der mag zwar satirisch gemeint und ein Versuch gewesen sein, seine rassistische Darstellung aufzuwerten, aber am Ende ging das eher nach hinten los und leider hat sich Moore bei Kritik an der Figur nicht mit Rum bekleckert. Er hätte sich da seine eigenen Gedanken zum Thema Engstirnigkeit zu Herzen nehmen sollen. Schade ist es, denn Black Dossier bleibt der beste Teil der ganzen Reihe und einer meiner liebsten Comics aller Zeiten. Hier hätte die Reihe wirklich enden können. Leider reiste die League irgendwann in die Moderne, in das dystopische Jahr 2009.

Die Rezension vom Kollegen Kögel zum Band war es, die ursprünglich mein Interesse weckte. (Link hier!)

Weiterführende Literatur: Interessantes zum Galley-Wag findet man in diesem Blogeintrag! Und auch Tygertale, eine Seite über Kinderbücher, weiß interessantes über den Galley-Wag und Alan Moores Verwendung dieser problematischen Figur!

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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