Auffällig viele Publikationen im September beschäftigten sich mit weiblichen Hauptdarstellern. So gibt es historisch-biografische Comics über Channa Maron, Lili Grün oder Sophie Scholl zu entdecken. Oder Autobiografisches von Corinne Maier. Es wird fabuliert über die Zukunft Frankreichs mit einer Marine Le Pen an der Spitze und mit Thor, Ms. Marvel, Spider-Woman und den DC Bombshells starten starke Superheldinnen in ihren eigenen Serien durch. Und schließlich spielt auch eine Insel, die fast ausschließlich von Frauen bewohnt wird, eine Rolle. Was außerhalb dieses losen Themenblocks noch in die Läden kam, verrät unser monatlicher Überblick.
HIGHLIGHT DES MONATS
2014 begannen Markus Freise und Christan Hardinghaus damit, ihr ehrgeiziges Comicprojekt Großväterland per Crowdfunding finanzieren zu lassen. Statt in Eigenregie wird der Band, der exemplarisch Einzelschicksale deutscher Soldaten anhand von Zeugenaussagen und historischen Dokumenten rekonstruiert, nun jedoch direkt bei Panini veröffentlicht. Für die Arbeit an dem Comic musste sehr genau recherchiert und mit Bedacht ein realistisches Bild der damals Beteiligten gezeichnet werden. Zur besseren Einordnung haben die beiden Kreativen den Einzelerzählungen jeweils auch Textbeiträge zur Seite gestellt, die die zeitgeschichtlichen Hintergründe erläutern und die Episoden einordnen sollen. [Leseprobe]
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EIGENPRODUKTIONEN
Ebenfalls mithilfe von Crowdfunding entstand der Mittelalter-Zombie-Comic Pest 1435 von Stefan Gutternigh, der seine Geschichte im Wien des 15. Jahrhunderts ansiedelt. Die Kickstarter-Unterstützer haben das Buch bereits erhalten, wer nachträglich bestellen will, kann das z.B. bei Pictopia tun.
Zusammen mit dem israelischen Zeichner David Polonsky (Waltz with Bashir) setzt Barbara Yelin (Irmina, Gift) der 2014 verstorbenen Schauspielerin Channa Maron ein Denkmal. So wird im von Reprodukt verlegten, gut recherchierten Band Vor allem eins: Dir selbst sei treu – Die Schauspielerin Channa Maron nicht nur die Karriere der 1933 vor den Nazis nach Pälastina geflohenen Frau bildhaft aufbereitet, sondern auch deren politisches Engagement. Insbesondere für die Aussöhnung Israels mit den Palästinensern hat sich Maron zeitlebens eingesetzt. [Leseprobe]
James Turek ist ein in Deutschland lebender US-Amerikaner, der mit seinem Comic Motel Shangri-La (Avant-Verlag) eine künstlerische Brücke zu seiner Heimat schlägt. Denn der spielt im mittleren Westen und präsentiert ein grafisches Roadmovie, in welchem Tierfiguren zwischen Ernsthaftigkeit und Humor agieren. Im Zentrum steht dabei ein Hotel, das als Begegnungsort fungiert. Auf den ersten Blick die passende Lektüre für Fans von Simon Hanselmann oder Anna Haifisch. [Leseprobe]
Mitte der 90er Jahre haben die Autoren Asp und Niki Kopp sowie der Zeichner Timo Würz den Comic Lula + Yankee konzipiert, der lustige Geschichten aus dem Alltag eines Rockstar-Pärchens erzählt. Im Rahmen des großen Timo-Würz-Revivals bei Popcom wird der Inhalt der damals bei Comicplus+ erschienenen Alben jetzt neu aufgelegt. Für die zweibändige Edition, die unter dem Titel Das komplette Lula & Yankee-Chaos läuft, hat Würz nicht nur neue Cover gezeichnet, sondern Einzelepisoden auch in eine völlig neu entworfene Rahmenhandlung eingebettet. [Leseprobe]
Schwere Zeiten – Das Leben der Lili Grün heißt das neue Werk des Österreichers Thomas Fatzinek (Als die Nacht begann), das bei Bahoe Books erscheint. Der Comic verfolgt den Werdegang der jüdischen Schauspielerin und Schriftstellerin Elisabeth „Lili“ Grün, die in Berlin und Wien arbeitete und 1942 schließlich in einem Vernichtungslager der Nazis ermordet wurde.
Nachdem die Magazine Epidermophytie und Moga Mobo 2012 mit Erfolg den „Comic Clash“ ausgerufen hatten, starteten sie Anfang diesen Jahres eine ähnliche Aktion: Im Comic Culture Clash sollten jeweils zwei Zeichner einen der vielen Konflikte, die auf der Welt herrschen, in einen Comic umsetzen. Mit dabei sind u.a. Aike Arndt, Alexander Gellner, Beni Merk, Fabian Stoltz, Felix Pestemer, Jeff Chi, Klaus Cornfield, Mawil, Naomi Fearn, Russlan und Schwarwel. Das Buch mit den gesammelten Beiträgen sollte eigentlich schon zum Comic-Salon Erlangen fertig werden, aber dazu reichte die Zeit nicht mehr. Nun aber ist es gedruckt und kann – kostenlos! – ergattert werden. Entweder in einer der Auslagestellen (v.a. in Berlin und Stuttgart) oder per Mail bei Bezahlung der Versandkosten.
Als „grafische Geschichte“ bezeichnet die Edition Büchergilde das Buch Foc/Feuer des Hamburgers Sebastian Rether, in dem er die Kriegserinnerungen seines Großvaters verarbeitet, der im Zweiten Weltkrieg in der rumänischen Armee diente. Minimalistische, auf wenige Linien reduzierte, meist doppelseitige Bilder, dazu sparsam eingesetzte Texte. Kein Comic im strengen Sinne also, aber durchaus eine sequentielle Bilderzählung. [Kostproben]
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EUROPÄISCH
Die Französin Corinne Maier wurde 2005 mit dem Sachbuch Die Entdeckung der Faulheit bekannt, in dem sie aus ihrem Arbeitsleben beim Energiekonzern EDF erzählte und Tipps gab, wie man in der modernen Arbeitswelt mit möglichst wenig Einsatz möglichst weit kommt. In dem Comic Mein Leben ist ein Bestseller (Jacoby & Stuart) geht es nun quasi um das Drumherum: wie das Buch entstand, wie die Reaktionen waren und wie sich Maier plötzlich als Bestsellerautorin wiederfand. Die Zeichnungen in dieser laut Verlag „sehr weiblich illustrierten Graphic Novel“ (was immer das heißen mag) stammen von Aurélia Aurita. [Leseprobe]
Im kommenden Jahr wird in Frankreich gewählt. Für viele undenkbar, aber durchaus möglich, dass der Front National die stärkste Kraft und dessen Vorsitzende, Marine Le Pen, französische Präsidentin wird. Autor François Durpaire und Zeichner Farid Boudjellal werfen bereits einen Blick in die Zukunft und versuchen in ihrem Comic Die Präsidentin (Jacoby & Stuart), die ersten 200 Tage der Amtszeit Le Pens möglichst plausibel zu umreißen. Herausgekommen ist ein pessimistisches Szenario, das die beiden Kreativen durch Zitate aus dem Programm der Partei unterfüttern. [Leseprobe]
Bereits in den Comicbänden Das Spiel der Schwalben und Ich erinnere mich hat sich die in Frankreich lebende Künstlerin Zeina Abirached mit ihrer Kindheit in Beirut auseinandergesetzt. Auch ihr neues Werk Piano Oriental (Avant-Verlag) ist eine Hommage an ihre libanesische Wurzeln. Abirached erzählt die Geschichte eine Musikers, der ein Piano kreieren möchte, welches Orient und Okzident verbindet. [Leseprobe]
Auch wenn Sophie Scholl im Titel hervorgehoben wird, so dreht sich Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und die Frauen des Widerstands (Panini) nicht ausschließlich um die berühmte Widerstandskämpferin. Im französischen Original handelt es sich um vier Alben, in denen jeweils eine Frau porträtiert wird, die das Naziregime bekämpfte; geschrieben von Régis Hautière (Der Krieg der Knirpse, Aquablue – New Era), Emmanuelle Polack und Francis Laboutique und von unterschiedlichen Zeichnern umgesetzt. Neben Sophie Scholl geht es um die Britin Amy Johnson und die Französinnen Berty Albrecht und Mila Racine. Die deutsche Ausgabe enthält alle vier Alben in einem Band. [Leseprobe]
Der Franzose Jim, spezialisiert auf nachdenkliche Comicgeschichten, die auf der zwischenmenschlichen Ebene ansetzen, kehrt mit dem Band Die schönen Momente (Splitter-Verlag) zurück. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung mehrerer Kurzepisoden, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln besondere Ereignisse im Leben der handelnden Personen betrachten. Eine der Figuren ist dabei interessanterweise die Hauptdarstellerin aus Jims Comic Eine Nacht in Rom. [Leseprobe]
Der Einzelband Insel der Frauen (Splitter-Verlag) berichtet von einem bretonischen Dorf, dessen Männer aufs Festland in den Ersten Weltkrieg ziehen und damit die Frauen sich fast komplett selbst überlassen. Das Kreativteam Didier Quella-Guyot und Sébastien Morice setzt nach Tatort Tahiti 1914 erneut ein ungewöhnliches Konzept um und konzentriert sich dabei bewusst auf ein Thema, das sich mittelbar durch den Krieg stellt und am Rande dessen abläuft. Ob eine Gemeinschaft ohne Männer nun hilflos ist oder sogar besser zurechtkommt als zuvor, ist eine Frage, für deren Beantwortung man den Comic lesen sollte. [Leseprobe]
In Tante Wussi (Carlsen) erzählt die in Barcelona lebende Autorin Katrin Bacher von ihrer Großtante, die 1933 von Deutschland nach Mallorca auswanderte. Als dort die Nationalisten die Macht ergriffen, floh Bachers Mutter mit Tante Wussi zusammen zurück nach Deutschland. Der Comic beleuchtet die spanische Insel mal von einer anderen Seite und berichtet gleichzeitig von einer aufwühlenden Epoche in Europa. Für die schönen Aquarellzeichnungen ist der Spanier Tyto Alba verantwortlich. [Leseprobe]
Nach der Erzählung Lauter leben! ist das Album Totem (Avant-Verlag) die nächste Zusammenarbeit des belgischen Autors Nicolas Wouters mit dem deutschen Zeichner Mikael Ross. Darin erzählen sie eine Coming-of-Age-Geschichte, die vor dem Hintergrund eines Pfadfinder-Sommercamps abläuft. Allerdings hält die Natur, in Gestalt eines gruseligen Waldes, so manche unschöne Überraschung bereit. [Leseprobe]
Mit dem Thema Wirtschaftskriminalität kennt sich Autor Stephen Desberg aus, immerhin stammt von ihm die vor dem Hintergrund der internationalen Finanzwelt spielende Serie I.R.$. Mit Der Erlöser (Splitter-Verlag) begibt sich Desberg auf thematisch vergleichbares Terrain. Die Reihe dreht sich um den Boss eines Firmenimperiums, der illegale Machenschaften in seinen Geschäftsfeldern aufdeckt und dem Raubtierkapitalismus den Kampf ansagt. Der actionreiche Thriller wird zeichnerisch vom Brasilianer Miguel Lalor betreut. [Leseprobe]
Die dreiteilige Serie Wonderball (Schreiber & Leser) ist ein Crime-Titel, der in den USA der 1980er Jahre angesiedelt ist. Im Zentrum steht ein exzentrischer Cop, der den Mord an neun Menschen aufzuklären versucht. Der Fall hat allerdings Bezüge zur Ermordung Kennedys. Ausgedacht haben sich diesen Krimi die Texter Fred Duval (Hauteville House, Tag X), Fred Blanchard (Tao Bang) und Jean-Pierre Pècau (Mash, Zentak). Das Artwork stammt vom Neuseeländer Colin Wilson (Die Jugend von Blueberry, Tex). [Leseprobe]
Der französische Texter/Zeichner Michel Koeniguer ist ein Spezialist für Flieger- und Vietnamkriegsgeschichten wie zum Beispiel die Albenreihe Bomb Road. Seine neue Serie mit dem Titel Misty Mission (Bunte Dimensionen) ist dieser thematisch nicht unähnlich. Koeniguer erzählt von zwei besten Freunden, die beide an Einsätzen in Vietnam beteiligt sind, der eine voller Überzeugung, der andere eher unfreiwillig. Auf dem Schlachtfeld begegnen sie sich zufällig wieder. [Leseprobe]
In den 1960er und -70er Jahren legte der belgische Künstler William Vance (Bruno Brazil, XIII) eine überschaubare kleine Western-Reihe vor: Ringo handelt von einem Wells-Fargo-Agenten, dessen Aufgabe es ist, Postkutschen vor Räubern und Indianern zu beschützen. Neben Vance selbst, der die Stories auch zeichnete, waren auch noch André-Paul Duchâteau und Jacques Acar als Texter beteiligt. In Deutschland erschien Ringo zunächst verteilt in Zack und MV Comix, später erschienen zwei eigene Alben beim Feest Verlag. Der Splitter-Verlag publiziert nun eine zweibändige Ringo Gesamtausgabe, die erstmals alle Geschichten abdeckt. [Leseprobe]
Redhand – Götterdämmerung erzählt von einer fernen Zukunft, in der nach einer nuklearen Katastrophe die Zivilisation nunmehr vorrangig aus Kriegern, Jägern und Magiern besteht. Inmitten dieser neuen Weltordnung wird die Prophezeiung eines Mannes kolportiert, der die Götter herauszufordern vermag. In Frankreich erschienen die ersten beiden Alben dieser Reihe bereits 2004 bzw. 2006. Die von US-Autor Kurt Busiek (Avengers) und Zeichner Mario Alberti stammenden Ausgaben publizierte Cross Cult vor vielen Jahren auch in Deutschland. Erst nach fast zehn Jahren Pause erschien in Frankreich schließlich das abschließende dritte Album, das allerdings vom Mexikaner Bazal (Horlemonde) gezeichnet wurde. Cross Cult nimmt dies zum Anlass, eine Gesamtausgabe der europäisch-amerikanischen Koproduktion zu veröffentlichen, die alle Bände enthält, also auch das bislang fehlende Abschlusskapitel. [Leseprobe]
Superdupont ist der Name des kultigen französischen Superhelden, der in den 70er Jahren von Jacques Lob und Marcel Gotlib erfunden wurde. Bis in die 90er Jahre hinein wurden die parodistischen Abenteuer von unterschiedlichen, namhaften Kreativteams betreut. Zwei Alben erschienen 1984 sogar in deutscher Übersetzung beim Volksverlag. 2005 reanimierte Gotlib die Figur und startete zusammen mit dem Zeichner Francois Boucq (Teufelsmaul, Bouncer) eine neue Reihe. Dank dem Splitter-Verlag bekommt man diese nun auch hierzulande zu Gesicht. [Leseprobe]
Das französische Autoren-Zeichner-Gespann Thierry Gaudin und Romain Ronzeau ist verantwortlich für die in lockerem Ton erzählte und in jugendlichem Zeichentrick-Look gehaltene Serie Spione in der Familie (Dani Books). Die Geschichte, die sich in Frankreich bereits auf vier Bände erstreckt, dreht sich um einen Teenager, dessen Großvater ein spannendes Geheimnis in sich trägt: Früher hat er nämlich für das Vaterland gearbeitet und als Spion Abenteuer erlebt. Eine Vergangenheit, die ihn, gerade als er sich seinem Enkel gegenüber offenbart, plötzlich einzuholen scheint. [Leseprobe]
Die bei Toonfish beheimatete Comicreihe Die Saga von Atlas & Axis mag zwar mit ihren anthropomorphen Tierfiguren (die meisten sind Hunde) und ihrer knuffigen Funny-Optik recht harmlos erscheinen, hat es jedoch faustdick hinter den Ohren. In dem vom spanischen Künstler Pau (i.e. Rodríguez Jiménez-Bravo) erdachten Comic müssen zwei beste Freunde miterleben, wie ihr Heimatdorf von einer miesen Bande überfallen wird. Und auch sonst geht es in dieser mittelalterlichen Welt, in der Atlas und Axis schließlich Rache schwören, auch mal etwas rauer zu. [Leseprobe]
Beim Kleinverlag Pyramond hat man die Fantasy-Serie Radiant ins Programm genommen. Dabei handelt es um einen Manga des französischen Künstlers Tony Valente, der sich um den Kampf von Zauberern gegen Monster dreht. Seit 2013 schreibt und zeichnet Valente daran, der gerade erschienene, erste deutsche Band von Radiant wird in der 1. Auflage mit exklusiver Postkarte ausgeliefert. [Leseprobe]
Gerth Medien ist ein Verlag für christliche Publikationen. Dort erschien vor einigen Jahren auch eine Comicinterpretation der Bibel, an welcher u.a. der britische Künstler Jeff Anderson beteiligt war. Anderson zeichnet nun zusammen mit seinen Kollegen Siku (der bereits an einem Bibel-Manga gearbeitet hat) und Richard Thomas auch für den neuen Band Helden der Bibel verantwortlich. Der Comic erzählt die bekannten Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament, bereitet sie jedoch für ein jugendliches Publikum möglichst „cool“ und reißerisch auf. In Anlehnung an Superhelden werden die Figuren stilisiert und bekommen fragwürdige Pseudonyme. So wird Noah beispielsweise „Rain Man“ genannt (der sich nach der Sintflut in „Rainbow Man“ verwandelt) und Moses „Lawn Man“. Für Jesus reicht’s dagegen nur für den simplen Titel „Der Sohn“. [Leseprobe]
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AMERIKANISCH
Mit der Star Wars Comic-Kollektion lehnt sich Panini an die großen Marvel- bzw. DC-Sammelreihen an, bei denen im 14-Tage-Rhythmus neue Hardcover erscheinen, die in der Regel Nachdrucke von bereits erschienenen Comics enthalten und vor allem über den Zeitschriftenhandel oder direkt als Abo vertrieben werden. Bei den genannten Reihen ist Panini zwar als Inhaltezulieferer involviert, vertrieben werden die Bände aber durch die Firmen Eaglemoss bzw. Hachette. Im Falle von Star Wars produziert und vertreibt Panini die Kollektion komplett selbst: „Im Gegensatz zu den erstgenannten Reihen bespielen wir die ganze Vertriebsbreite, inklusive Buchhandel und Comicfachhandel,“ sagt Vertriebsleiter Alexander Bubenheimer beim Comic-Report. Zum Start gibt es zwei extra-günstige Bände für 3,99 € und 8,99 €, die übrigen 50 Ausgaben sollen jeweils 12,99 € kosten. Überwiegend stammt das Material aus den diversen Star Wars-Serien, die vom Verlag Dark Horse zwischen 1990 und 2014 produziert wurden und heute nicht mehr zum offiziellen Star Wars-Kanon zählen, sondern als sogenannte „Legends“ vermarktet werden.
Im 13. deutschen Star Trek Comicband befindet sich eine komplette IDW-Miniserie aus der Feder von Brannon Braga, der früher maßgeblich an den Star Trek-TV-Serien beteiligt war. The Next Generation: Hive erzählt in Gegenwart und Zukunft vom Kampf gegen die Borg und bildet damit einen Abschluss für vergangene Storylines mit dem düsteren Kollektiv. Die Zeichnungen steuert der US-Amerikaner Joe Corroney bei, der neben Star Trek auch schon an Comics zu Buffy und Star Wars gearbeitet hat. [Leseprobe]
Mark Millar legt mit Chrononauts (Panini) eine weitere Miniserie vor. Die dreht sich um zwei abenteuerfreudige Wissenschaftler, sogenannte Chrononauten, die durch den Zeitstrom jagen. Für die Zeichnunen steht Millar diesmal Sean Murphy (The Wake, Tokyo Ghost) zur Seite, dessen kratziger Strich allein schon immer einen Blick wert ist. Wenig überraschend ist auch Chrononauts bereits für eine Filmadaption fest eingeplant. [US-Preview]
Autor Rick Remender kennt man außer von seinen unzähligen Marvel-Arbeiten auch von Image-Reihen wie Low, Deadly Class oder Tokyo Ghost. Auch die die Sci-Fi-Serie Black Science (Splitter-Verlag) erscheint im Original bei Image. Inhaltlich geht es um einen brillanten Wissenschaftler, dem es gelingt, das Tor zu anderen Dimensionen bzw. Parallelwelten aufzustoßen. Als er das Portal durchschreitet, gibt es für ihn und seine Crew allerdings kein Zurück mehr. Was bleibt, ist der Weg immer tiefer hinein in exotischste Welten, in der Hoffnung, einen Ausgang zu entdecken. Hauptzeichner von Black Science ist der italienische Künstler Matteo Scalera. [Leseprobe]
In Ransom Riggs’ Roman Die Insel der besonderen Kinder begibt sich ein Junge auf die Spuren seines Großvaters, der ihm von einem geheimen Ort erzählt, an welchem Kinder mit besonderen Fähigkeiten Zuflucht finden. Die fantasievolle Story kommt im Oktober als Verfilmung von Regisseur Tim Burton ins Kino, was auch der ausschlaggebende Grund dafür sein dürfte, dass Carlsen zeitlich passend Die Insel der besonderen Kinder – Die Comic-Adaption veröffentlicht, die im Original bereits 2013 erschien. Die Zeichnungen des Comics stammen von der Illustratorin Cassandra Jean, die dabei durchaus Mangaeinflüsse erkennen lässt. [engl. Leseprobe]
Ob man Mike Mignolas Zeichenkunst lieber in reinem Schwarzweiß oder doch eher in der kolorierten Version präferiert, ist wohl Geschmackssache. Cross Cult hat sich damals bewusst für die puristische Alternative entschieden und hat bei den ersten deutschen Hellboy-Sammelbänden auf Farbe verzichtet. Jetzt legt der Verlag die Geschichten chronologisch in der Reihe Hellboy Kompendium neu auf und präsentiert doch noch die kolorierte Fassung. Jede der dicken Ausgaben wird dabei drei der früheren Bände enthalten, bei Ausgabe 1 werden dies “Die Saat der Zerstörung”, “Der Teufel erwacht” und “Sarg in Ketten” sein (den dritten Band mit dem Hellboy/Starman/Batman-Crossover darf man lizenzrechtlich nicht neu auflegen, weshalb dieser ausgelassen wird). Nebenbei werden die Kompendien nicht mehr im A5-Format gedruckt, sondern im neuen, größeren Cross-Cult-Standardformat erscheinen. [Leseprobe]
Vor einiger Zeit inszenierte Autor Jason Aaron zusammen mit Esad Ribic die vielgelobte Serie Thor – Gott des Donners. Danach schrieb Aaron Stories für den aktuellen, weiblichen Thor. Die Entwicklung dahin konnte man zuletzt in den deutschen Iron Man/Thor-Heften nachverfolgen, in denen der Autor u.a. mit Zeichner Russel Dauterman die neue Identität Thors enthüllte. Die neue Sonderbandreihe von Panini enthält die Nachfolgeserie The Mighty Thor, in der Jane Foster die Rolle der Donnergöttin angenommen hat, ebenfalls eine Kollaboration von Aaron und Dauterman. [Leseprobe]
Mit dem Einzug des „Brandneuen Marvel-Universums“ erhielt die Serie der jungen Ms. Marvel, Kamala Khan, in den USA eine neue Nummerierung. Panini steht dem nicht nach und startet die Reihe, nachdem es der Vorgänger auf drei Bände brachte, ebenfalls mit einer neuen Nummer 1. Inhaltlich gibt es die bekannte Mischung aus Teenie-Alltagsproblemen und Superheldenjobs. Auch am kreativen Ruder gibt es keinen Wechsel, denn das halten noch immer G. Willow Wilson und Adrian Alphona hauptverantwortlich in den Händen. [US-Preview]
Lange Zeit galt die X-Force als brutalste X-Formation, die in geheimen Missionen buchstäblich über Leichen ging. Doch jetzt legen die Uncanny X-Men noch mal eine Schippe Skrupellosigkeit obendrauf. Das Team rekrutiert sich zum Teil aus früheren X-Force-Mitgliedern wie Angel oder Psylocke, zum anderen sogar aus (Teilzeit-)Schurken wie Magneto oder Sabretooth. Gemeinsam wollen sie das Aussterben der Mutantenrasse mit allen Mitteln verhindern. Panini publiziert die Reihe von Autor Cullen Bunn (Deadpool) und Zeichner Greg Land, der viel Erfahrung darin hat, im Umfeld der X-Men zu arbeiten. [Leseprobe]
Die US-Reihe Totally Awesome Hulk packt Panini für den deutschsprachigen Leser in eine frisch gestartete Sonderbandreihe mit dem schlichten Titel Hulk. Darin erleben wir plötzlich den genialen Jüngling Amadeus Cho als Alter Ego des grünen Goliaths. Mit an Bord ist gleich noch ein weiterer Cho, nämlich Frank Cho (Shanna, Liberty Meadows), der nach einer Vorlage von Autor Greg Pak (verantwortlich für die beliebte „Planet Hulk“-Storyline) zeichnet. [US-Preview]
Mark Millars und Steve McNivens postapokalyptische Miniserie Old Man Logan von 2008/09 zählt zu den modernen Marvel-Klassikern. In der von ihnen entworfenen Zukunft hat sich Wolverine aufs Altenteil zurückgezogen, während Superschurken die USA unter sich aufgeteilt haben. Im Secret Wars-Tie-In Old Man Logan: Die Rückkehr griffen Jeff Lemire (Sweet Tooth) und Andrea Sorrentino (Green Arrow) die Erzählung wieder auf und leiteten den ergrauten Ex-X-Man in das reguläre Marvel-Universum über. In einer daran anschließenden, fortlaufenden Serie spinnen Lemire und Sorrentino die Erlebnisse von Old Man Logan in der Gegenwart nun fort. [US-Preview]
In den 90er Jahren, also der Frühzeit Deadpools, arbeiteten Autor Joe Kelly und Zeichner Ed McGuinness zusammen an den ersten Ausgaben der ersten Deadpool-Ongoing-Serie. Jetzt hat es die beiden wieder zusammengeführt und sie inszenieren die Team-Up-Reihe Spider-Man/Deadpool. Letzterer soll den Wandkrabbler killen, was für den Leser angesichts der beiden plauderfreudigen Figuren durchaus amüsant werden dürfte. [US-Preview]
Was die versammelten Spinnenhelden aus den diversen Marvel-Universen und -realitäten im Event „Spider-Verse“ gemeinsam erledigten, nämlich als Team für das Gute zu kämpfen, dürfen sie jetzt in ihrer eigenen Comicreihe. In Spider-Man: Web-Warriors gibt es demnach ein Wiedersehen mit Spideys artverwandten Kolleginnen und Kollegen wie Spider-Girl, Spider-Man Noir, Spider-Gwen oder Spider-Ham. Inszeniert wird die Gruppenaction von Autor Mike Costa und Zeichner David Baldeon. [US-Preview]
Und wer nach all dem noch nicht genug von Spinnenabenteuern hat, kann auf den Neustart der Serie Spider-Woman zurückgreifen. Ähnlich wie beim Fall Ms. Marvel (s. oben) wurde auch hier die Nummerierung ein Opfer des „Brandneuen Marvel-Universums“, das als Einstiegspunkt für potenzielle Leser natürlich möglichst viele Einser-Nummern ins Rennen schicken möchte. Das Kreativduo bestehend aus Dennis Hopeless und Javier Rodriguez wechselt indes nicht. Dafür ist Hauptfigur Jessica Drew ab sofort schwanger. [US-Preview]
Zusammen mit Brian Azzarello ist Frank Miller gerade dabei, seinem Comic-Meilenstein The Dark Knight Returns ein drittes Kapitel hinzuzufügen. Parallel dazu gibt es jetzt auch das Sonderheft Batman: Der letzte Kreuzzug, in welchem die beiden Autoren in die Zeit vor Batmans Rückzug zurückgehen und einen Prolog zur Miller-Saga verfassen. Das Special wird gezeichnet von John Romita Jr. [Leseprobe]
Die Miniserie We are Robin zeigte eine Gruppe Jugendlicher, die auf den Straßen Gothams unter dem Banner des Batman-Sidekicks Recht und Ordnung in die eigene Hand nehmen. Im daran anschließenden Event Robin War, welches Panini in zwei Sonderbänden veröffentlicht, bekommen es die Gesetzeskämpfer mit dem gefährlichen Rat der Eulen zu tun. Zur Unterstützung eilen deshalb alle aktuellen und ehemaligen Robins von Dick Grayson bis Damian Wayne. Die von Autoren wie Tom King, Tim Seeley und Ray Fawkes geschriebene Story zog sich in den USA durch diverse Serien, u.a. auch Grayson und Gotham Academy. [US-Preview]
Mit einem außergewöhnlichen Konzept kann die Reihe DC Comics Bombshells aufwarten, die von der Szenaristin Marguerite Bennett geschrieben wird. Die Geschichte spielt in einer alternativen Realität und lässt sexy DC-Heroinen wie Batwoman, Wonder Woman oder Supergirl während des Zweiten Weltkrieges von den Großstädten Europas aus operieren. Als Vorlage für diese Serie, die in den USA zuerst digital und erst später auch gedruckt erschien, diente eine erfolgreiche Reihe von kleinen Statuen, die DC-Heldinnen in der Retro-Optik klassischer Pin-Up-Kunst der 1940er Jahre präsentierte. Das klingt nicht gerade feministisch, aber das überwiegend weibliche Kreativteam, neben Bennett bestehend aus Marguerite Sauvage, Laura Braga, Ted Naifeh und Ming Doyle, fährt mit dieser Serie einen erfrischenden Ansatz, der auch weibliche Leserinnen anspricht. Schließlich spielen die Stories in einer Welt, in der männliche Helden erst gar nicht vorkommen. [US-Preview]
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ASIATISCH
Hitori Renda, Zeichner von Ousama Game, ist allein zuständig für den makabren Thriller Okitenemuru (Carlsen Manga). Die Mangareihe handelt von Menschen, denen Tierköpfe wachsen und sie dadurch zu eiskalten Killern werden lassen. Besonders ein skurriler Mensch-Giraffe-Hybrid wird so in Rendas Story zur tödlichen Gefahr.
In No Guns Life (Tokyopop) erzählt Tasuku Karasuma von einem Mann, der keine Erinnerungen an sein bisheriges Leben hat. Doch nicht zu übersehen ist, dass ihm, analog zu den Protagonisten in Okitenemuru (s. oben), etwas Befremdliches aus den Schultern wächst. Dabei handelt es sich zwar nicht um einen Giraffenkopf, dafür prangt nun eine riesige Pistole dort, wo ansonsten der Kopf hingehört. Denn offenbar ist er einer von mehreren „Extendern“, also Menschen, deren Körper zu High-Tech-Waffen umgerüstet wurden. [Leseprobe]
In Yūki Tabatas Mangareihe Black Cover – Der Schwur des Jünglings (Tokyopop) konkurrieren zwei Kindheitsfreunde, der eine ruhig und besonnen, der andere aufgeregt und tollpatschig, in einem magischen Duell. Das Ziel der beiden: Eines Tages der König der Magier zu sein.
Johanna Faust ist eine Gelehrte mit einem Hang zu Dämonen. Ein eben solcher ist Mephistopheles, der von der Inquisition zerstückelt wurde. Seine an verschiedene Orte verbannten Körperteile versucht Frau Faust (Tokyopop) nun in dem Manga von Kore Yamazaki wieder zu vereinen. [Leseprobe]
Erst im Juli startete bei Panini Manga die Reihe Parasyte, in der sich ein außerirdischer Parasit in die Hand eines Schülers einnistet. Auch in der jetzt folgenden Panini-Serie Kiss X Death von Yasuhiro Kano geht es um Parasiten. Genauer gesagt um intergalaktische Verbrecher, die auf die Erde strafversetzt werden und dort die Zungen von Schulmädchen übernehmen. [Leseprobe]
Retrostory gepaart mit Erotik: Die Reihe Willkommen im (Ero) Manga-Club! (Panini Manga) von Autor/Zeichner Ryuta Amazume (Nana & Kaoru) spielt Mitte der 90er Jahre und erzählt von einem Club junger Menschen, die auf populäre Manga und Erotikzeitschriften stehen. [Leseprobe]
Toykopop startete zwei neue Romance-Manga-Serien: Haus der Sonne von Taamo [Leseprobe] und Der Zauber einer mir unbekannten Welt von Moto Momono [Leseprobe].
Ebenfalls auf den Markt brachte Tokyopop zwei Einzelbände für Boys-Love-Leser: Ein Spiel namens Liebe von Chise Ogawa [Leseprobe] sowie Neun Leben von Lalako Kojima [Leseprobe].
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SEKUNDÄRLITERATUR
Der Reclam Verlag startet eine neue Buchreihe mit kompakten Sachbüchern: Auf jeweils 100 Seiten zu einem Thema aus Geschichte, Politik, Naturwissenschaft und (Pop-) Kultur soll „Wissen unterhaltsam aufbereitet“ werden, in persönlichem Ton von ausgewählten Autoren geschrieben und für erschwingliche 10 Euro zu haben. Unter den ersten zehn Bänden, die jetzt vorliegen, sind gleich zwei, die sich mit Comicthemen beschäftigen: Asterix vom Historiker Jörg Fündling [Leseprobe] sowie Superhelden vom FAZ-Autor und Schriftsteller Dietmar Dath [Leseprobe].
Pierre Sterckx ist Kunstexperte und hat sich in der Vergangenheit bereits in diversen Publikationen mit den Arbeiten Hergés beschäftigt. Im Sekundärbuch Tim und Struppi – Die Meisterwerke von Hergé (Carlsen) beleuchtet der Autor nun das Verhältnis des belgischen Comicmeisters zur bildenden Kunst. Denn dieser hat sich für seine Comics nicht nur von eben jener Kunst inspirieren lassen, sondern war selbst Kunstsammler und hat eigene Gemälde angefertigt. [franz. Leseprobe]
Attack on Titan – Outside (Carlsen) ist nach “Inside” das zweite offizielle Guidebook zum erfolgreichen Manga. Darin enthalten ist wieder jede Menge Zusatzmaterial wie Skizzen oder Interviews. Außerdem kann man sich eine Titanen-Büste selbst basteln.