Wenn zwei Comiclegenden an einem Projekt arbeiten, das auf den ersten Blick wie ein generisches Franchise-Crossover mit brachialer Action anmutet, sollte man zumindest einmal genauer hinsehen. Sicher, RoboCop versus Terminator hält vornehmend, was es äußerlich verspricht – nämlich großes metallisches Sci-Fi-Gepolter zweier bekannter Marken. Trotzdem nimmt die Miniserie, nicht nur wegen der Beteiligung des namhaften Kreativduos, eine exponierte Stellung ein.
So ist das Aufeinandertreffen der futuristischen Killerroboter und des kybernetisch veränderten Polizisten Alex Murphy eines mit Historie: 1992 entstanden, wurde das Crossover zeitlich zwischen den Filmen RoboCop 2 und RoboCop 3 veröffentlicht, zu denen Frank Miller Drehbuchentwürfe beisteuerte. Da diese später stark verändert wurden (die Original-Skripte sollten lange Zeit danach in die Comicreihe Frank Millers RoboCop einfließen), zeigte sich Miller von Hollywood desillusioniert. Wie erwähnt, schrieb er zwischenzeitlich jedoch RoboCop versus Terminator, ein Comic, den niemand geringeres als Walter Simonson zeichnerisch umsetzen sollte. Der Künstler wurde vor allem berühmt durch seine Strecken an Thor oder Fantastic Four, er hat aber seit den 1970er Jahren auch ansonsten an so ziemlich jedem populären Superhelden aus den Häusern Marvel und DC gearbeitet.
Der vorliegende Sammelband, der die vierteilige Miniserie komplett enthält, lebt von Simonsons einzigartigem Strich. Zwar haben die Bilder mittlerweile über 20 Jahre auf dem Buckel, dennoch haben sie sich ganz gut gehalten. Und das ist für einen Actioncomic aus den frühern 90ern wahrlich nicht selbstverständlich. In dieser Hinsicht ist RoboCop versus Terminator, trotz erhöhtem Grad an Effektspektakeln, Explosionen und Schießereien, geradezu optisch zurückhaltend. Die Zeichnungen sind präzise und ausdrucksstark gestaltet, ohne dabei die Erzählung zu stark in den Hintergrund zu drängen.
Die ist überraschenderweise nämlich von durchaus klugen Ideen gespeist. So darf man mitansehen, wie ein Mitglied des menschlichen (zukünftigen) Widerstands in unsere Gegenwart reist um den, eigentlich für das Recht und Gesetz kämpfenden, technisch hochgerüsteten RoboCop umzubringen. Der Hintergrund dieses Vorhabens liegt in Alex Murphy selbst, denn, so erfährt er, seine Kybernetik wird in der Zukunft der Funke sein, der zur Entwicklung des Computernetzwerkes Skynet führen wird. Das führt zur paradoxen Situation, dass Skynet wiederum einen Terminator durchs Zeitreiseportal schickt, um RoboCop vor dem menschlichen Angreifer zu beschützen.
Die Grundprämisse ist wirklich interessant, weil sie die Franchises nicht nur lose und unbedeutend mal kurz aufeinandertreffen lässt oder, wie es in Crossovers nicht unüblich ist, man ein erzwungenes Gekloppe oder gar ein Was-wäre-Wenn-Szenario präsentiert bekommt, welches keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Figuren hat, sondern man beide Universen im gewissen Maße miteinander verzahnt. Und natürlich fällt der Existenz von RoboCop dadurch eine gesteigerte Bedeutung zu. Es ist nur folgerichtig, dass dieser innerhalb des weiteren Handlungsverlauf darauf erpicht sein wird, der Etablierung von Skynet Einhalt zu gebieten, ohne sich dabei selbst opfern zu müssen.
Autor Frank Miller, der mit Titeln wie The Dark Knight Returns oder Sin City bekanntermaßen großen Ruhm einheimsen konnte, lässt hier an vielen Stellen seiner Kreativität freien Lauf. Immer wieder blitzen gute Momente auf, die unkonventionell dargestellt werden. Möchte man den Plot qualitativ bewerten, so ist man selbstredend weit weg von Millers oben genannten Meisterwerken. Aber er legte hier eine mehr als ansehnliche Arbeit vor, ein Comic, der spannend ist, ein feines Artwork aufweist und mit einer fast schon genialen Idee zwei Franchises geschickt zu verknüpfen weiß.
2011 gab es beim US-Verlag Dynamite Entertainment mit Terminator/RoboCop: Kill Human eine weitere vierteilige Miniserie, die beide Welten aufeinanderprallen ließ. Allerdings musste diese ohne solch illustrierte Namen am kreativen Ruder auskommen, wie es beim 1992er Vorgänger der Fall war.
Ein Crossover-Kleinod, das nach all der Zeit zu Recht endlich ans Tageslicht gezerrt wurde
Cross Cult, 2015
Text: Frank Miller
Zeichnungen: Walter Simonson
Übersetzung: Jacqueline Stumpf
144 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 19,80 Euro
ISBN: 978-3-86425-812-1
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