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Hans Gesamtausgabe 1

Mit der Gesamtausgabe des Sci-Fi-Comics Hans hat der Splitter Verlag eine verschüttete Arbeit des polnischen Zeichners Grzegorz Rosinski aus den 80er Jahren wieder ans Tageslicht befördert. Neben Rosinskis stärker beachteten Werken wie Thorgal, Die große Macht des kleinen Schninkel oder Das verlorene Land stand die Serie doch immer etwas im Schatten.

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© Splitter Verlag

Gar nicht so verwunderlich, wurde sie doch 1980 vorrangig deshalb für das französische Magazin Tintin von Autor André-Paul Duchâteau (Rick Master, Luc Orient) aus der Taufe gehoben, um nach der Unterbrechung des beliebten Comics Thorgal, bedingt durch Jean Van Hammes Verzug in Sachen Skriptabgabe, den Künstler nicht beschäftigungslos zu lassen. Dass die anfänglich publizierte Kurzgeschichte „Der Turm der Verzweiflung“ bei den Lesern so gut ankam, dass schnell weitere albenlange Erzählungen von Hansen, genannt Hans, produziert wurden, zeigt allerdings, dass der Comic um den titelgebenden Zeitreiseagenten mehr als ein Lückenfüller ist.

In dieser von Duchâteau und Rosinski gestalteten Dystopie lebt die Menschheit entweder in der einzig verbliebenen, streng kontrollierten Stadt oder der sie umgebenden Wildnis. Was genau zur nuklearen Katastrophe geführt hat, bleibt dem Leser verborgen. Das ist insofern aber auch von keinerlei Bedeutung, da es dem Kreativteam explizit einfach darum ging, ihre Geschichte in ein phantastisches Umfeld zu verlegen, das sich möglichst befreit vom damaligen Zeitgeschehen zeigt und ohne politische Implikationen auskommt. So sind die in dem ersten von drei Bänden der Gesamtausgabe abgedruckten Stories auch als klassische Sci-Fi-Erzählungen zu verstehen, die unterhalten wollen und sich recht simpler Versatzstücke des Genres bedienen. Der weißhaarige Hans verirrt sich auf seiner Zeitreiseexpedition und wird dabei zum Spielball seines Vorgesetzten Valsarys und des Diktators Rhama. Unterwegs begegnet er seiner Geliebten Orchidee, die ihn fortan begleitet.

© Splitter Verlag

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Der Comic wirkt mitunter etwas konfus und gerade zu Beginn unentschlossen, was die grundsätzliche Ausrichtung betrifft. Und leider krankt Hans an demselben Merkmal, das ihn für manche Leser interessant machen dürfte: eine gehörige Portion Retrocharme. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Dialoge an der einen oder anderen Stelle altbacken daherkommen oder so manche Szenen aus gegenwärtiger Sichtweise doch nach einem zu schlichten Muster abgehandelt werden. Hier treten Kennzeichen der Entstehungszeit der 80er Jahre hervor, die einem beim Lesen zwar zum Augenrollen bringen könnten, aber nicht den Spaß verderben sollten. Als durchaus brauchbarer Genretitel sorgt Hans aber letztlich auch heute noch für Kurzweil, allen Holprigkeiten zum Trotz.

Bezüglich Rosinskis Bilder lässt sich gut nachverfolgen, dass er bei den ersten beiden Abenteuern noch etwas unüberlegter beziehungsweise unreifer an die Sache heranging. Der Eindruck einer knalligen Kolorierung, optisch stark überzeichneter Figuren und eines abstrahierten Technikdesigns weicht in der späteren Entwicklung immer mehr auf. Der Pole arbeitet im Weiteren sichtbar realistischer und ausgefeilter. Statt simpler Designs, die aussehen wie eine unambitionierte Kreuzung aus Moebius und Star Wars, bekommt die Serie einen eigenständigen Stil.

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Der erste Band der Gesamtausgabe beinhaltet neben den ersten vier Alben und der besagten Kurzgeschichte auch Teil 1 eines längeren redaktionellen Beitrags von Patrick Gaumer. Bereits in der bald erscheinenden zweiten Ausgabe werden die ersten Comics enthalten sein, die von Kas gezeichnet worden sind, der Rosinski nach dessen Rückkehr zu Thorgal beerbt hat.

Nicht der ganz große Sci-fi-Wurf, aber nach anfänglichen Schwächen bekommt man gute Unterhaltung in schicken Bildern

Hans Gesamtausgabe 1
Splitter Verlag, 2015
Text: André-Paul Duchâteau
Zeichnungen: Grzegorz Rosinski
Übersetzung: Uwe Peter
224 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 34,80 Euro
ISBN: 978-3-95839-020-1
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