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Aquablue Gesamtausgabe 1

In den 1980ern schrieb Thierry Cailleteau mit Aquablue eine abenteuerliche Serie über das nasseste aller Elemente. Splitter hat die ersten fünf Alben nun als Auftaktband einer Gesamtausgabe veröffentlicht.

© Splitter Verlag

Ein Asteroiden-Weltraumschiff-Unfall – irgendwann in der Zukunft, irgendwo im Weltall – verläuft tödlich für alle Beteiligten. Alle Beteiligten? Nein, natürlich nicht, es überleben ein zunächst namenloses Kleinkind und dessen liebevolle Robot-Nurse. Die beiden retten sich auf einen Planeten, der noch blauer ist als unserer: 97% der Oberfläche bestehen aus Wasser (Erde: 71%). An Land lebt ein naturverbundenes Volk blauhäutig-nackter Humanoider, deren religiöses Glaubenszentrum ein riesiger Wal ist. Das Findelkind erhält nun einen Namen: Tumu-Nao, und es integriert sich bestens in die Gesellschaft. Aber die Idylle bleibt keine, denn andere Menschen suchen das Paradies heim, und diese sind natürlich der extraterrestrischen Blue-Man-Group gegenüber ganz und gar nicht zimperlich. Der Planet soll der Texec (Texas Energy Corporation) zur Errichtung von Hyperenergieanlagen dienen, und weil sie nicht damit rechnet, dass die Aquablues ihre Heimat freiwillig hergeben, hat die Texec ein Söldnerheer unter der Leitung von Ulla Morgenstern (die auch im französischen Original so heißt) mitgebracht. Es kommt zum Kampf zwischen David im Lendenschurz und den schwerbewaffneten Goliathen, und es ist schließlich der göttliche Walfisch, der als deus ex machina (oder deus ex aqua) die drohende Niederlage der Aquablues unter Führung von Nao abwendet.

Cailleteau hat über einen Zeitraum von zehn Jahren an diesen fünf Alben, die den ersten Zyklus der insgesamt 16-teiligen Serie umfassen, gearbeitet (1988–1998). Während die ersten vier relativ rasch bei Delcourt erschienen, ließ der fünfte Band, Das Atalanta-Projekt bis 1998 auf sich warten. Für den letzten Band holte Cailleteau einen anderen Zeichner an Bord: den Italiener Ciro Tota, der zuvor mit der SF-Serie Photonik (1980-87) auf sich aufmerksam gemacht hatte. Schon seit dem ersten Band des zweiten Zyklus von Aquablue, der kurz nach Erscheinen des vierten Bandes 1994 startete, arbeitete Cailleteau nicht mehr mit Vatine zusammen. Künstlerische Konflikte, so heißt es, haben die beiden Künstler entzweit.

Die vorliegende Ausgabe ist vor einigen Jahren in andere Farben gekleidet worden. Die neue Kolorierung ist düsterer, kräftiger und stimmungsvoller als das Original, das inzwischen etwas blass daherkommt. Ich muss zugeben, dass mir die farbliche Neugestaltung  von Christophe Araldi (1–2), Isabelle Rabarot (3–4) und Florence Breton (5), die seit 2003 entstanden ist, gut gefällt, wenngleich die alte Ausgabe aus der Hand von Cailleteau selbst und Isabelle Rabarot ihren Charme nicht verloren hat. Manche Schraffuren versinken in den dunklen Flächen, aber wirklich stören tut dies mich nicht. Das Lettering ist in Hinblick auf die Interpunktion sorgfältiger als das Original von 1989, dabei aber auch etwas weniger expressiv. Insgesamt hat die Überarbeitung dem Comic gutgetan.

© Rainer Feest Verlag 1989 (links) und Splitter Verlag 2018 (rechts)

Dass Splitter den Comic als Quelle für James Camerons Megablockbuster Avatar (2009) zu vermarkten versucht, ist verständlich, aber ist es plausibel? Die Handlungsverläufe von Film und Comic haben nichts miteinander gemein außer dem Grundkonflikt „Du Rohstoffplanet – ich Armee“ inklusive kolonialer Grundstimmung und der Konstellation „Du blauer Hinterwäldler – ich Armee“. Aber Avatar ist natürlich als Anknüpfungspunkt viel spektakulärer als Kevin Costners Waterworld (1995), wenngleich letzterer mehr Wasser zu bieten hat. Aquablue ist einigermaßen actionfreudig, stark in seinen unterhaltsamen Dialogen, dürftig als Beitrag zum ökologischen Diskurs.

Zwischen Waterworld und Avatar

7von10Aquablue Gesamtausgabe 1 (Band 1-5)
Splitter, 2018
Text: Thierry Cailleteau
Zeichnungen: Olivier Vatine (#1-4), Ciro Tota (#5)
Übersetzung: Helmut Neumayer, Nora Sailer
248 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 39,80 Euro
ISBN: 978-3962190439
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