In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Benjamin: Der deutsche Verlag Schreiber & Leser hat ja vor einiger Zeit die Comics von Terry Moore für sich entdeckt und veröffentlicht parallel dessen wichtigstes Werk Strangers in Paradise sowie die aktuelle Reihe Rachel Rising. Was bislang fehlt, ist eine deutsche Übersetzung von Echo, Moores Arbeit, die in den Staaten von 2008 bis 2011 (also genau zwischen den beiden erstgenannten Serien) erschien. Ich hab mir den Spaß gegönnt, das 30-teilige Echo am Stück im Original zu goutieren und wurde höchstens vom, aus meiner Sicht, halbgaren Ende enttäuscht. Der Rest ist großartig: lebendige Figuren, feine Dialoge, brillante Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Und ja, auch brachiale Actionsequenzen gibt es. Es geht um ein neuartiges, metallisches Element, das, wie es so oft in Geschichten passiert, in unbedarfte Hände fällt. Was insofern problematisch ist, als dass die Erfindung das Potenzial birgt, tödlicher als eine Atombombe zu sein. Echo ist ein typischer Terry-Moore-Comic, inkl. vielen zwischenmenschlichen Momenten und starken weiblichen Hauptfiguren. Und ein, wenn auch überdrehtes, Beispiel für Fluch und Segen von Wissenschaft und Fortschritt. Es bleibt zu wünschen, dass es auch dieser Comic noch nach Deutschland schafft.
Christian: Als ich zum ersten Mal die Dashiell-Hammett-Adaption Fliegenpapier im Laden sah, dachte ich noch, „was für ’n seltsamer Titel für ein Buch“. Für mich gingen Titel und Setting zunächst nicht zusammen. Dabei ist das Wort „Fliegenpapier“ doch eigentlich eine recht offensichtliche und auch schöne Metapher. Auch die britische Musikgruppe Hawkwind brachte das Wort „Flypaper“ in ähnlichem Kontext im Lied High Rise zum Einsatz. Darin singt Dave Brock, inspiriert von J. G. Ballards gleichnamigem Roman, über ein alptraumartiges futuristisches Hochhaus: „It’s a flypaper stuck with human lives, caged up rages, swarming hornet hive“. Das Lied hat eine wunderbar schwebende Melodie, die ich mir schon vor einiger Zeit mal auf die vier Hauptakkorde F, Cm, Eb, Gm heruntergebrochen habe, um es problemlos auf der Akustikgitarre spielen zu können. Die schönste Version dieses Musikstücks findet sich auf der Live-Zusammenstellung Welcome to the future, eine Live-Aufnahme von 1977, allerdings unterschlägt Dave Brock in dieser Version die Textpassage, in der die Wut gegen die anonyme, lebensfeindliche Umgebung am deutlichsten zum Ausdruck kommt: „Tear out the telephone, rip up the pages of directories, wreck all these. High speed lifts and elevators, be a sabotage rebel without a cause.“ Heute fällt mir auf, wie stark der Text seither gealtert ist, gibt es doch heutzutage gar keine Telefone mehr, die man aus der Wand reißen könnte. Das ändert aber nichts an der universalen Stimmung, die in dem Lied sehr schön zum Ausdruck gebracht wird.
Daniel: Während Feuilletonisten noch unschlüssig sind, was sie von Paul Rudds Ant-Man halten sollen und welche Sorgen sie sich über die Verfilmungen von Superhelden aus der fünften und sechsten Reihe machen, entertaint Marvel mit seiner Geheimwaffe: der Spaßkanone Deadpool. Seit dem 5. August ist der neue Trailer zum „Merc with a Mouth“ nun offiziell online zu sehen – als Red Band Trailer (bei dem die Altersfreigabe noch nicht geklärt ist; auf dem entsprechenden Panel der diesjährigen San Diego Comic-Con betonte aber das Team, dass der Film ein R-Rating erhalten würde und damit die Stoßgebete der Fans erhört wurden). Ryan Reynolds spielt den laufenden One-Liner und hatte in den vergangenen Wochen schon auf Twitter Anspielungen gemacht, Bilder im Spandex auf Löwenfell gezeigt und einen Teaser für den Trailer gedreht. Bestes Zitat aus dem Trailer: Als Deadpool seine Maske abnimmt, kommentiert sein Gegenüber: „You look like an avocado that had sex with an older avocado!“
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