In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche sonst noch so zu Gemüte geführt hat.
Stefan: Statt linearem TV einfach streamen, wann einem danach ist. Kein neuer Trend, sondern schon sehr gewohnt, selbst bei mir, der ich immer noch CDs kaufe. Bei den Simpsons wurde das Thema bereits aufgegriffen: Homer nervt seine Mitmenschen damit, dass er Jahre später als alle anderen die Serie Lost entdeckt. Mir geht es gerade ähnlich, denn ich sehe jetzt zum ersten Mal Heroes bei Amazon Prime. Um Serien in Ruhe zu entdecken, ist diese Art fernzusehen optimal. Die Serie gefällt mir deutlich weniger gut als die erheblich frechere, lustigere und angenehm britische Superheldenserie Misfits. Dennoch macht Heroes Spaß und das vor allem wegen der vielen Bezüge zu Comics. Das hier jeder nur exakt eine Superkraft hat, wirkt etwas fad und Elemente wie die Cheerleaderin und die Darstellung von den Städten New York, LA und Las Vegas törnen durch ihre Klischeehaftigkeit doch eher ab.
Benjamin: Das kommt dabei heraus, wenn man den aktuell gefeierten Autor George R. R. Martin, Schöpfer von Game of Thrones bzw. Das Lied von Feuer und Eis, mit allen Mitteln als lukrativen Namen auf einen Comic haben möchte. Nach und nach werden auch die frühen Arbeiten Martins aus der Zeit vor seinem weltbekannten Epos aufgegriffen und vom US-Verlag Avatar Press (auf Deutsch bei Panini) in Comicform adaptiert. Die Kurzgeschichte Skin Trade – In der Haut des Wolfes stammt als Comicvariante vom Kreativteam Daniel Abraham und Mike Wolfer. Das Ergebnis ist furchtbar. Der dröge Plot um eine Privatdetektivin, die über eine Welle grausamer Morde in ein Werwolf-Komplott hineinstolpert, wurde mit gestelzten Texten und miesen Zeichnungen ausgestaltet. In der Tat ein wahrlich horrormäßiges, gruseliges Leseerlebnis. Leider aus den falschen Gründen. Ohne die literarische Vorlage zu kennen, hoffe ich inständig, dass diese mit dem Niveau dieser Adaption nichts am Hut hat.
Daniel: Die wenigsten Comics lese ich ein zweites Mal. Nach der ersten Lektüre nehme ich sie nur wieder in die Hand, um sie im Regal an einer anderen Stelle zu platzieren oder in den Keller zu schaffen. Immer seltener kommt es vor, dass ich nach einer bestimmten Passage suche, geschweige denn einen Comic noch mal von vorne bis hinten durchpflüge. Außer ich habe eine Idee für ein Projekt. Bei meinen wilden Spinnereien zu einem solchen Projekt fiel mit gestern Glyn Dillons Das Nao in Brown ins Auge. Der schwere Foliant mit seinen roten Schnittverzierungen und der Mädchen mit der Waschmaschine als Kopf auf dem Cover. Doch erst als ich mir die Geschichte wieder zu Gemüte führen wollte, stieß ich auf die Landkarte auf der Innenseite des Schutzumschlags. Wie bei einer verborgenen Notiz, die jemand in ein Buch gelegt hat. Ob sich die Psyche der Heldin, die an Zwangsstörungen leidet, auf dieser Karte verorten lässt, weiß ich nicht. Mich bringt sie auf meiner Suche einen Schritt weiter …
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