In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Thomas: Ich hatte diese Woche einen Termin in Stuttgart, und weil noch etwas freie Zeit war, ging ich ins Literaturhaus, wo gerade die Ausstellung Der Mythos Eternauta – Héctor Germán Oesterheld läuft.
Passend zur frisch erschienenen Buchausgabe im Avant-Verlag, der den argentinischen Science-Fiction-Klassiker El Eternauta von Héctor Germàn Oesterheld und Francisco Solano López erstmals auf Deutsch veröffentlicht, eröffnete diese Ausstellung, kuratiert von Anna Kemper, die Anfang 2015 die Geschichte der Familie Oesterheld in einem langen Artikel im Zeit Magazin erzählt hatte.
Ich hatte etwa eine Stunde eingeplant für den Besuch – grob verschätzt, denn 15 Minuten hätten auch gereicht. Man ist schnell durch, denn die Ausstellung leidet unter dem Problem, dass sie eigentlich nicht viel auszustellen hat. Echte Exponate im klassischen Sinn gibt es – abgesehen von ein paar internationalen Buchausgaben des Eternauta – nicht. Stattdessen sind im Großformat reproduzierte Panels aus dem Comic zu sehen, begleitet von Texttafeln zur Vita von Oesterheld und seiner Familie. Immerhin gelingt es ziemlich gut, diese in einen gegenseitigen Kontext zu stellen: Die Comicausschnitte sind treffend ausgewählt und passen frappierend gut zum auf den Texttafeln beschriebenen Widerstand gegen die Militärdiktatur, der Oesterheld das Leben kosten sollte. Auch die optische Aufbereitung der Texte und Bilder ist sehr gelungen und visuell ansprechend. Trotzdem ist die Ausstellung für sich allein genommen ein bisschen wenig – wer Kempers Artikel schon gelesen und ein wenig im Comic geblättert hat, wird in der Ausstellung eigentlich nichts Neues mehr erfahren. Man muss sie wohl eher als Begleitung und Umrahmung des dazugehörigen Veranstaltungsprogramms betrachten, in dem Comics allerdings nur eine Nebenrolle spielen. (Noch bis 15. April, Eintritt frei.)
Jan-Niklas: In den letzten Wochen habe ich mich viel mit Computer-Rollenspielen beschäftigt. Ein wenig Pillars of Eternity, eine kleine Prise Two Worlds II, aber der größte Teil meiner Freizeit floss in das Spiel Dead State: Reanimated. Das ist die erweiterte Version des 2012 auf Kickstarter gecrowfundeten Dead State und spielt kurz nach dem Ausbruch einer Zombieapokalypse, irgendwo in Texas. Als Anführer einer kleinen Gruppe Überlebender müssen die Hauptfiguren Nahrung und Gebrauchsgegenstände sammeln, ihren Unterschlupf ausbauen und sich gegen Zombies und plündernde Banden zur Wehr setzen. Außerdem kommen auch nicht alle der Überlebenden miteinander aus und je größer die Gruppe wird, desto schneller kommt es zu Konflikten.
Ich habe nur ein einziges Heft der Comicserie The Walking Dead gelesen und nur kurz in die TV-Show reingeschaut und dann wieder umgeschaltet. So richtig fesseln konnte mich beides nicht. Trotzdem musste ich beim Spielen an beides denken und habe zum ersten Mal verstanden, warum das Zombiegenre seine Fans hat. Dead State ist zu Beginn erbarmungslos. Mit der anfänglichen Ausrüstug sieht man in den rundenbasierten Kämpfen kein Land gegen die Untoten und es wird nur schlimmer, wenn man gegen Menschen kämpft. Natürlich ändert sich das mit der Zeit, aber selbst mit der besten Ausrüstung können dich zahlenmässig überlegene Horden immer noch übermannen. Schusswaffen sind mächtig, machen aber viel Krach, Wunden heilen langsam und die Gefahr der Infektion droht in jedem Kampf. Trotzdem muss ich jeden Tag raus, sammeln und erkunden, da meine Leute wie die Heuschrecken über die Vorräte herfallen. Ich muss vorsichtig sein, meine nächsten Schritte genau abschätzen, um zumindest den nächsten Tag zu überleben. Dead State: Reanimated schafft es wirklich, mir das Gefühl einer Untotenplage zu vermitteln und es hilft auch, dass die Nebenfiguren solide genug geschrieben sind, damit ich mit ihnen mitfühlen kann.
Leider hat das Spiel ein Problem: es zieht sich unnötig in die Länge. Handlungswichtige Ereignisse finden erst an bestimmten Tagen statt und ich muss die Zeit dann halt aussitzen, selbst wenn ich den Großteil aller Gebiete schon geplündert habe. Es schmälert den Spielspaß deutlich, da das Spielgefühl sich von einem Kampf ums Überleben in eine Geduldsprobe verwandelt, in der ich gerne auch mal Gespräche überspringe oder die Lust verliere. Na ja, vielleicht finde ich noch einen Überlebenden, der noch etwas mehr Drama in die Gruppe bringt. Denn aufhören kann ich dann doch nicht. So muss sich jemand fühlen, der alle 25 Bände von TWD besitzt und sich auch Band 26 holen wird …
Thomas: Und dann war ich noch im Kino, habe Deadpool geguckt und hatte mehr Spaß, als ich mir eingestehen möchte. Ja, das ist weitgehend pubertärer, ziemlich prolliger Humor, aber der Film weiß das selbst. Er tut niemals so, als wäre er besonders geistreich, er nimmt sich von Anfang an kein bisschen Ernst, und vor allem: Er langweilt nicht. Deadpool bedient sich nicht nur einer Art von Witz, die dann endlos variiert wird, sondern probiert auf fast schon experimentelle Weise diverse Wege zum Lacher aus. Ob musikalische Gags, Slapstick, coole Sprüche, Meta-Humor, Selbstreferenzialität, alberne Kalauer, eine surreale Trickfilm-Einlage – alles ist dabei, immer wieder verbunden durch explizite, herzhaft übertriebene Gewalt und dabei dann noch wild durch die unterschiedlichsten Filmgenres hüpfend. All das fügt dem Erfolgsmodell Superheldenfilm eine dreckig-derbe Metaebene hinzu und ist unterm Strich wirklich sehr unterhaltsam.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.
„Denn aufhören kann ich dann doch nicht. So muss sich jemand fühlen, der alle 25 Bände von TWD besitzt und sich auch Band 26 holen wird …“
Auf den Punkt getroffen. TWD (Comic + TV-Serie) sind ja im Prinzip keine Zombiegeschichten, sondern hervorragende Dramen. Da muss man aus meiner Sicht nichts mit dem Zombie-Genre am Hut haben, um Gefallen zu finden. Die Untoten sind doch nur grobe Kulisse bzw. schleichende Bedrohung im Hintergrund.