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Währenddessen … (KW 7)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

© Disney, Egmont

Christian: Mit etwas Verzögerung habe ich die Jubel-Nummer 500 des Lustigen Taschenbuchs gelesen. Nach dem etwas mauen „Kolumbusfalter“-Sequel aus der Nummer 499, das wohl auch schon Jubiläums-Euphorie erzeugen sollte, ist die Nummer 500 ein echter Knaller. Hingucker ist natürlich vor allem der 144-Seiten lange Vierteiler „Das große Rennen gegen die Zeit“, in dem die wichtigsten Figuren des Duck-Kosmos eine abenteuerliche Mischung aus Autorennen und Schnitzeljagd absolvieren müssen. Man fühlt sich an den Blake Edwards-Film „Das große Rennen rund um die Welt“ (1965) erinnert, in dem die Helden auf ähnliche Weise zwar eigentlich ein Autorennen zu gewinnen haben, und dennoch den halben Film über in diverse Geschichten außerhalb des Fahrzeugs verwickelt werden. Herrlicher, chaotischer Komödienstoff.

Die Duck-Story beginnt abstrus: Ein Gnom, der dem großen „Herrscher über die Zeit“ ein magisches Utensil entwendet hat, klaut Onkel Dagoberts Glückszehner und eröffnet ihm, dass er ihn nur zurückerhält, wenn er ein Autorennen gegen seine Verwandten und seine größten Feinde gewinnt. Um die Aufgabe noch etwas anzuschärfen, muss das Rennen durch diverse Zeitepochen absolviert werden: Einmal durch das Entenhausen der 30er Jahre, einmal durch das 23. Jahrhundert. Das führt zu schönen Verwicklungen, wenn beispielsweise Donald auf den ersten Phantomias und dessen Flamme Detta von Dutz trifft oder wenn Professor Primus von Quack in der Zukunft auf die digitale Reproduktion eines legendären Ausbrechers trifft, über den er schon geforscht hat. Der wendungsreiche Plot ist erstaunlich pfiffig, hat Wortwitz sowie Situationskomik und hält über die ganze Länge die Spannung. Damit erinnert „Das Große Rennen“ erneut daran, dass in den Lustigen Taschenbüchern derzeit mit erfreulicher Regelmäßigkeit die besten Disney-Erzeugnisse erscheinen.

Julian: Wobbler aus Norwegen hatte ich beinahe aus den Ohren verloren. Vor knapp 10 Jahren hörte ich ihr Debüt „Hinterland“ und der wunderbar rumplige Rickenbacker Bass blieb mir viele Jahre in Erinnerung. Doch die Zeit verstrich und man entdeckte neue Bands und Genres, fühlte sich eher in neuen Jazz-, Folk- und Hardrockveröffentlichungen heimisch als im repetitiven Klon- bzw. Retroprog und fand doch immer wieder zum Progressive Rock zurück. Durch Zufall fiel mir nun „From Silence to Somewhere“ in die Hände, das neue Album der Band. Galten Retrobands lange Zeit noch als Klonmaschine, die zwar den Sound und Melodiefragmente zu kopieren wussten, Eigenständiges aber nicht erschaffen konnten, etablierten sich in den letzten 10 Jahren einige Bands abseits des Progressive Rocks, die diesen Spagat meisterten. Wie viele Bands der 60er Jahre öffneten sich auch neue Bands langsam progressiveren Klängen. Midlake nahmen „The Courage Of Others“ und, nach dem Weggang ihres Masterminds Tim Smith, „Antiphone“ auf. Auch Bands wie Blues Pills, Wucan (Anspieltipp: „Reap The Storm“) oder Blood Ceremony (Anspieltipp: „The Eldritch Dark“) integrierten zunehmend progressive Klänge in ihren vom Hardrock geprägten Sound. Mit „From Silence to Somewhere“ legen Wobbler nun ebenfalls ein Album vor, dessen Musik rundum begeistert. Anders als etwa Opeth, die nach ihrer Abkehr vom progressiven Black Metal nur noch mit „Pale Communion“ wirklich überzeugen konnten und deren Alben immer genau erkennen lassen, wo man sich gerade bedient (was teilweise auch sehr gut gelingt, man nehme etwa ihren Jethro Tull Klonsong „Will O‘ The Wisp“), gelingt es Wobbler, tatsächlich Eigenständiges aus den Sounds der Vergangenheit zu schaffen. Die alten Helden schweben zwar zu jeder Zeit über den Stücken – etwa in „Shades of Green“, das eindeutig auf David Bowies Zeit in Berlin verweist, oder in „Foxlight“, wo sich Mike Oldfield, Gentle Giant, Yes und Jethro Tull miteinander vereinen, doch die Melodien bleiben bei all ihrer Komplexität eingängig und eigenständig.

Wo andere Bands an Longtracks scheitern (in den letzten Jahren übrigens auch Yes höchst selbst), blühen Wobbler in dieser Disziplin erst richtig auf und die Länge der Stücke wirkt zu keiner Zeit lästig und selbstzweckhaft. Es klingt tatsächlich so, als hätten die großen Helden von einst ein unentdecktes Gemeinschaftsalbum aufgenommen und man schafft ein völlig eigenständiges Kunstwerk, das auch auf lyrischer und tontechnischer Seite überzeugt. So finden sich sowohl in „Silence to Somewhere“ als auch „Foxlight“ Passagen von betörender Schönheit, wie man sie sonst nur bei den ganz Großen des Genres zu hören bekommt.

Niklas: Ich bin nie gerne zur Schule gegangen (meine Zeit an der Abendschule betrachte ich nicht wirklich als Schulzeit). Vor allem die Prüfungen haben mir immer eine Angst eingejagt, das hat sich bis heute nicht geändert, wie ich auch vor einigen Tagen wieder feststellte (zum Glück habe ich bestanden, ha). Ein einziges Kreuz kann das Ende einer akademischen bedeuten und je jünger man ist, desto schlimmer ist der Stress. Dies kann auch der Protagonist von The Coma: Recut nachempfinfden, einem Horrorspiel in der Tradition von Clocktower oder Outlast. Übernächtigt und aufgeregt, fällt der koreanische Junge in einen Tiefschlaf und wird von da an von einem bösartigen Monster, in Gestalt seiner Lieblingslehrerin, gejagt.

Wehren kann er sich leider nicht und seine Verfolgerin ist erstaunlich effektiv mit einem Messer. Also hilft nur weglaufen und verstecken. Damit habe ich eine Menge Zeit verbracht, in der Hoffnung irgendwann diesem Apltraum zu überleben. The Coma: Recut ist eine Neuauflage des ursprünglichen Spiels von 2015 und nach drei Stunden hatte ich es das erste Mal durchgespielt. Das ist aber auch die richtige Zeit, um spannend zu bleiben, ohne dass ich es frustriert deinstalliere. Gerade zum Schluss hin wird das Schulgebäude immer komplexer in seinem Aufbau und auch die Angriffe kleinerer Kreaturen neben der Lehrerin wandeln sich von kleineren Problemen zu echten Gefahren für meine Spielfigur. Abhilfe können da nur Snacks, Bandagen und Gegengifte verschaffen, die ich entweder finde oder gegen Gefundenes an mehreren Automaten kaufen kann. Deren Positionen muss ich mir aber auch merken und vor Panik verlaufe ich mich oft genug, nur um dann in einem Raum zu landen, der keinen Schrank zum Verstecken enthält. Selbst der Lauf zur Toilette kann endlos wirken, wenn der Hauptfigur die Luft ausgeht und dann bin ich wirklich geliefert. Ich bin nur ein einfacher Junge. Ein einfacher Junge, dem schnell die Luft ausgeht, der ein schlechter Schüler ist und einfach nur überleben möchte, in der echten und der dunklen Parallellwelt. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit macht The Coma: Recut zu einer gelungenen Horrorerfahrung, die dank verstreuten Notizen und mehreren Nebenaufgaben auch zum erneuten Durchspielen einlädt. Fragt sich nur, ob ich mich es erneut trauen werde, so knapp wie meine Figur mit dem Leben davongekommen ist … oder nicht? So genau weiß man das nicht. Schriftliche Prüfungen werden ihren Schrecken jedenfalls nie verlieren.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

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