In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Daniel: Hat man erstmal den Dauerauftrag für Netflix eingerichtet, heißt es, chillen. Bei mir sieht das anders aus. Ich will wissen, wann welcher neuer Film erhältlich ist und wann welche Serie aus dem Programm fällt, damit ich zumindest vorher noch den Pilot gucken kann. Dazu stehen mir zum Glück die Suchmaschine Just Watch und die Listen von Lifehacker zur Seite. Jetzt weiß ich zumindest, was wann auf welchem Streaming-Dienst kommt und wann nicht mehr. Die Auswahl bleibt trotzdem mir überlassen. Und so vielfältig finde ich die wiederum nicht. Als sogenannter early adopter muss ich stets alles als erster sehen. Gibt es eine neue Rittersport mit Einhörnern, muss ich sie probieren. Genau so ist das auch mit Serien. Aus diesem Grund habe ich den Pilot zur neuen Netflix-SciFi-Serie The Expanse angesehen.
Der Weltraum, unendliche Weiten. Der Trailer zum Pilot verrät, dass die UN die Erde und den Mond regiert und die militärische Kolonie auf dem Mars sich abgespalten hat. Das politische Pulverfass zwischen den Planeten wird auf dem Rücken der sogenannten Belter ausgetragen, die in der Umlaufbahnen von Planeten wichtige Rohstoffe abbauen. Hört sich alles ein bisschen wie Babylon 5 an, aber ohne die vielen Rassen, die sich Michael J. Straczynski bei Star Trek geborgt hat. Die Optik ist natürlich wesentlich opulenter als die komisch gerenderten Aussenansichten bei Babylon 5. Viel Liebe ist in die Gestaltung der Raumschiffe geflossen. Auch die Settings sind schön gestaltet, doch fragt man sich, ob diese CGI-Kulissen ein weiteres Mal benutzt werden. Oder rechnet der Computer die Bar auf der Raumstation nur für eine Folge aus und danach ist sie nie wieder zu sehen? Babylon 5 wirkt aus heutiger Sicht altbacken, was die Technik angeht, doch stimmt das diplomatische Spiel, das ewige Hin und Her zwischen den Rassen, auch wenn das schauspielerisch manchmal etwas hölzern wirkt. Die Story von The Expanse ist in den ersten zwei Folgen auf drei Handlungsstränge begrenzt: Ein bisschen Alien, ein bisschen Bladerunner und ein bisschen Star Trek. Diese Stränge müssen zusammenlaufen. Aber das hat bei Babylon 5 auch mehrere Staffeln gedauert. Also verschiebe ich mein Urteil.
Daniel: Manchmal ist es mir fast lieber, wenn ich weiß, dass alles nur Fassade ist. Vor ein paar Jahren war ich in den Warner Bros. Studios in L.A. und auch am Set von Friends und den Gilmore Girls. Dort wurde mir und meiner Freundin bewusst: Stars Hollow ist nur Fassade. Ja, so ist es, die Kleinstadt der Gilmores ist recht zweidimensional. Der Gazebo kann zum Whirlpool umgedreht werden, Dean wohnt in einer Fassade und die Kirche ist von der andere Seite die Schule und von der anderen Seite das Rathaus. Und trotzdem füllt sich die Serie mit Leben. Die Art und Weise wie sich die Gilmores unterhalten, lässt vergessen, dass es eine Serie für ein eher weibliches Publikum ist, lässt vergessen, dass alles nur Fassade ist. Es ist egal, weil die Dialoge so wundervoll sind, dass man sich reinlegen möchte. Weil sie eine wahnwitzige Geschwindigkeit haben, weil so viel Humor in ihnen steckt und weil die popkulturelle Anspielungen sich passgenau einfügen. Aber auch hier frage ich mich, ob sich Netflix einen Gefallen mit den neuen vier Folgen tut.
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