In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Thomas: Andreas „aha“ Hartung macht seit Jahren Comics, u.a. als Mastermind des Berliner Fanzines Epidermophytie. Sein aktuelles Projekt ist ein medialer Hybrid, den er als „eine Art musikalische Comicbildershow“ bezeichnet. Es handelt sich um die Adaption von H.P. Lovecrafts Kurzgeschichte „The Colour out of Space“ („Die Farbe aus dem All“) von 1927, umgesetzt als eine serielle Bilderfolge ohne Dialoge, unterlegt mit Musik der Band The Dunwich Orchestra, die eigens für dieses Projekt gegründet wurde. Vor kurzem erschien auf YouTube der zweite Teil der auf insgesamt fünf Episoden angelegten Geschichte. Erzählt wird von einem Bauernhof, auf dessen Grundstück ein Meteorit niedergeht, der unbekanntes Material zurücklässt. Zunächst scheint das sehr positive Folgen für die Fruchtbarkeit der Ländereien zu haben, aber bald stellt sich heraus, dass das fremde Element fatale Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit aller hat, die damit in Berührung kommen.
Gerne werden solche Video-Bilderfolgen ja mit allerlei Bewegungseffekten aufgepeppt. Es wird hin und her gezoomt, Perspektiven verändern sich und ständig wackelt irgendwas – das wird dann oft als „motion comic“ bezeichnet, ist aber meist ein halbgarer Kompromiss zwischen Bilderbuch und Animationsfilm. Andreas Hartung gibt seiner Bilderzählung dagegen ganz bewusst ein langsames Tempo, verzichtet auf Spielereien und verlässt sich ganz auf die Wirkung seiner Bilder. Diese sind in Braun- und Grautönen gehalten, die lediglich durch die titelgebende Farbe des fremden Elements, hier eine Mischung aus Magenta und Violett, kontrastiert wird. Die Langsamkeit und die Farbgebung erzeugen eine düster-dräuende, unheilvolle Stimmung, die von dem sehr gelungenen, schwerfällig rockenden Soundtrack des Dunwich Orchestra hervorragend unterstützt wird. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis alle fünf Teile fertig sind – wenn es soweit ist, soll das komplette Werk mit Livemusik aufgeführt werden, außerdem wird es eine Buchausgabe und eine CD geben. Bis dahin kann man die bislang fertiggestellten Episoden auf www.the-colour-out-of-space.com betrachten. Lohnt sich!
Daniel: Schon mal was von dem Begriff „Metroidvania“ gehört? Das ist ein Computerspiel-Genre begründet durch Metroid und Castlevania. Das neue Spiel Sundered baut auf der gleichen Basis auf. Doch wie will das 2D-Jump’n’Run die Urväter dieses Gerne übertreffen? Die Antwort lautet: durch sein Design. Die handgezeichneten Monster und ihre Bewegungen sind schön anzusehen. Aber nur so lange bis die Horde den kompletten Bildschirm füllt. Dann besteht die Kunst der Spielers darin, der Bedrohung mit Sprüngen, Abrollen und gezielten Schüssen gerade so zu entkommen. Die Handlung des Spiels ist kryptisch. Ein/e einsame/r Wander/in streift durch die Wüste und landet in einem Labyrinth aus Tunnel. Und dann übernimmt schon der Spieler die Steuerung. Fremdländische Stimme erzählen vom Untergang einer Zivilisation.
Die Mini- und Endbosse sind ebenso imposant gezeichnet. Sie zu besiegen ist knifflig. Hier spielt Sundered seine zweite große Stärke aus, seine Puzzlehaftigkeit. Tiefer und tiefer muss die Heldin Eshe in düstere Level hinuntersteigen. Während der grobe Umriss stets gleich beliebt, ordnen sich die Räume in ständig neu an. Ähnlich labyrinthär verhält es sich mit den Fähigkeiten der Heldin. Der Spieler hat die Auswahl, welche neuen Tricks er zuerst lernt. Doch nicht jede neue Eigenschaft hilft im Kampf gegen den nächsten Boss.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.