In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.
Christian: Ein Comic zum Abgewöhnen ist die achte Staffel der Serie Buffy – the Vampire Slayer, die die Fernsehserie ins Comicformat überführt. Das überrascht, denn Joss Whedon – und sicher auch einige andere mitwirkende Autoren – haben sich von den amerikanischen Comics der 80er- und 90er-Jahre für die Fernsehserien Buffy und deren Spin-off Angel mehr als nur ein bisschen inspirieren lassen. So stecken in der Figur des Rupert Giles sicher Spurenelemente von John Constantine, und der Vampir Spike mag zwar aussehen wie Billy Idol, hat aber einiges mit dem Vampir Cassidy aus den Preacher-Comics gemein.
Richtig deutlich sind aber vor allem die Anleihen an Grant Morrisons Serien Doom Patrol und Animal Man. Erinnert sich jemand an die vielgelobte Buffy-Episode “Normal Again” in Staffel 6, als angedeutet wird, dass Buffy ihre sämtlichen Erlebnisse nur halluziniert hat und in Wirklichkeit Insassin einer Psychiatrie ist? Grant Morrison hat 1993 in Doom Patrol 63 (“The Empire of Chairs”) eine nahezu identische Geschichte geschrieben. Und der Schluss der vierten Angel-Staffel, in dem höhere Mächte die Realität mal eben umschreiben, so dass es ein (eigentlich unmögliches) Happy End geben kann, wurde von Grant Morrison auch schon so ähnlich vorweggenommen – in Animal Man 26, das passenderweise den Titel “Deus Ex Machina” trägt. Die Liste der offensichtlichen Ähnlichkeiten lässt sich fortsetzen. Das schmälert Joss Whedons Leistung nicht. Im Gegenteil: In vielerlei Hinsicht ist Buffy die einzige uneingeschränkt gelungene Comicverfilmung, die es je gab, weil sie zwar nicht auf einer existierenden Comicvorlage basiert, den Geist der Comics aber besser ins Filmische überträgt als alle anderen.
Warum aber nur ist die Comicserie so misslungen? Das hat mehrere Gründe. Da ist zum einen die Ausstrahlung der Schauspieler zu nennen, die sich nicht so einfach aufs Papier übertragen lässt und der die TV-Serie eben doch viel zu verdanken hat. Und dann leidet die Fortsetzung auch unter Whedons Entscheidung, dem Medium Comic entsprechen zu wollen, indem er auf Inhalte setzte, die im Film nur mit großem Budget, umzusetzen gewesen wären. Whedon hat die Essenz von Comic gekonnt in den Film übertragen. Das bedeutet leider nicht, dass eine Rückübetragung in den Comic auch funktionieren muss. Damit ist die Fortsetzung von Buffy im Comic eine zwiespältige Angelegenheit, die zwar die eine oder andere lesenswerte Storyline hervorgebracht hat, aber nicht dem Zauber der Fernsehserie gerecht wird.
Julian: Als ich mich dafür entschied, ein paar Tage zum Comic-Salon zu fahren, war sofort klar, dass ich mir eine Zeichnung aus der Feder Olivia Viewegs besorgen musste. Vieweg, deren Antoinette kehrt zurück mich mit der grafischen Darstellung des inneren Konflikts eines Mobbingopfers überzeugte und deren Zeichenstil mich bereits damals beeindruckte, legt nun mit Endzeit eine überarbeitete Neuauflage ihrer Abschlussarbeit vor, die überdies auch verfilmt wurde und bald im Kino anlaufen wird. Seit Antoinette kehrt zurück änderte sich einiges an Olivia Viewegs Stils. Weiterhin bewegt sie sich zwischen Manga- und westlicher Comicästhetik, die Zeichnungen wirken nun aber deutlich belebter und feiner im Strich. Hinzu kommt, dass sie mit dem kompletten Farbspektrum experimentiert, was dem Comic sehr gut zu Gesicht steht. Besonders packend ist die Geschichte: Nach einer Zombieapokalypse wurden Weimar und Jena zu Enklaven, die nur durch einen unbemannten Zug miteinander verbunden sind, den zwei Mädchen heimlich betreten. Ausgerechnet auf dieser Fahrt entgleist der Zug und sie müssen sich zu Fuß durch die unwirtliche Landschaft schlagen.
Endzeit hebt sich vor allem durch den Umstand von anderen Zombiecomics ab, dass die Zombies hier nicht im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Sie schaffen ein Bedrohungsszenario, eine Kulisse aus Angst und Terror, die zum ständigen Begleiter der Mädchen wird. Beide verbergen Geheimnisse, die sich dem Leser nur langsam erschließen. Vieweg lässt den Leser zudem durchaus an der Realität der Geschichte zweifeln, denn vielleicht finden all die Erlebnisse auch nur im Kopf der Protagonistin statt. Und so wird Endzeit vor allem eine Reise ins Unterbewusstsein der Mädchen, widmet sich diverser Traumata und philosophiert über das Leben sowie das Wesen der Evolution, bietet allerdings auch einige Härten, die stilsicher in Szene gesetzt werden.
Christian: Zur Jahresmitte featuren wir auch das Zwischenbild des Fuck Yeah-Kalenders von Angela Wittchen. Ab jetzt muss der Kalender umgedreht und in die andere Woche geblättert werden. Die Fragen beantwortete Angela Wittchen:
1. Wie bist du auf die Idee zu deinem Kalendermotiv gekommen?
Das Motiv kam mir sofort in den Sinn: Beide Seiten des Kalenders sind gleich wichtig und haben gleich viel Bedeutung. Ich habe nicht lange gesucht, sondern die erste Idee umgesetzt, die mir in den Kopf schoss.
2. Wie ist das Motiv entstanden? (Technik, Medium, Arbeitsschritte …)
Nachdem ich beruflich die meisten Projekte hauptsächlich digital umsetze (besonders was die Koloration angeht), nutze ich freie Projekte wie dieses gerne, um mich analog auszutoben. Seit meinem Studium vor 10-15 Jahren habe ich kaum noch Gelegenheit oder Zeit, mich ganz meditativ mit echten Farben an echtes Papier zu setzen. Das vermisse ich sehr. Deshalb kam mir der Fuck-Yeah-Kalender gerade recht.
3. Was ist dein aktuelles bzw. nächstes Projekt?
Aktuell arbeite ich viel für Gastronomie- und Hotelprojekte. Ich habe gerade zwei Bar-Logos und Barkarten fertig gestellt, die sehr großen Spaß gemacht haben. Als nächstes arbeite ich gemeinsam mit meinem Mann an einer umfangreichen Illustration für eine Kölner Barkarte.
Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.