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Währenddessen … (KW 1)

In der Kolumne „Währenddessen …“ zeigt die Comicgate-Redaktion, was sie sich diese Woche so zu Gemüte geführt hat.

Christian: „And so I face the wall, Turn my back against it all, How I wish I’d been unborn, Wish I was unliving here“ singen die Eurythmics in ihrem Stück Sex Crime, dem Titelstück der Orwell-Verfilmung 1984. Aber was genau ist das Sex Crime, das Annie Lennox besingt? Ist es die totale Überwachung aller Lebensbereiche, auch der intimen? Oder ist es der von Annie Lennox formulierte Wunsch einer Frau, in diese Welt kein Leben mehr setzen zu wollen? Turn my back against it all. Umkehrung des gottgewollten Plans.

Um wie viel mehr beschreibt dann erst Margaret Atwood in ihrem Report der Magd (The Handmaid’s Tale) das ultimative Sex Crime? In Atwoods Buch von 1985 ist es für die Menschen schwierig geworden, sich fortzupflanzen. Deswegen hat sich Amerika in einer – leider gut vorstellbaren – religiösen Revolution gesellschaftlich so umgebaut, dass alles Wohl der Menschheit auf der Fähigkeit der Frauen zum Kinderkriegen baut. Nein, viele Rechte oder Annehmlichkeiten bleiben den Frauen sonst nicht, selbst einfache Kosmetik enthält man ihnen vor, und scharfe Gegenstände oder Haken, an denen sie sich aufhängen könnten, nimmt man ihnen weg; denn irgendwie ist eben schon klar, dass die alleinige Perspektive, ein Gefäß für künftiges Leben zu sein, nicht glücklich machen kann. Aber auch die Männer sind bei Atwood ziemlich verkorkst, wenngleich nicht zwingend unsympathisch – das nicht. Sex gibt es bei Atwood nur noch in diversen Formen von Missbrauch, und die Menschen lassen sich darauf ein, obwohl sie wissen, dass es ihnen nicht gut tut.

Nach der Lektüre von Atwood ist man ebenfalls erst einmal ziemlich abgetörnt. Und anders als Huxley oder Orwell ist sie gedanklich nicht so weit von unserer Lebensrealität entfernt. Seit letztem Jahr gibt es auch eine Fernsehserie zu Atwoods großem Roman. Ich frage mich, weshalb ich mich gleich über mehrere Seasons hinweg in diese unangenehme Welt versetzen lassen sollte. Aber nachdem selbst der Inbegriff jeder Hoffnungslosigkeit, The Walking Dead, schon seit Jahren die Menschen an sich bindet, ist diese Frage wohl obsolet. Margaret Atwood seien die zusätzlichen Einnahmen durch den Verkauf der Fernsehrechte gegönnt. Ich habe mir unterdessen die DVD der Schlöndorff-Verfilmung (unter dem Titel Die Geschichte der Dienerin) von 1989 auf die Einkaufsliste gesetzt. Dass ich mir die Serie noch ansehe, will ich aber nicht ausschließen.

Was habt ihr diese Woche gekauft, gesehen, gelesen, gespielt? Postet eure Bilder, Geschichten und Links einfach in die Kommentare.

 

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